Das „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“ ist mit der Naturschutzarbeit für die Vorarlberger Europaschutzgebiete betraut und blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück.

Die Team der Regionsmanagerinnen und Regionsmanager im März 2024 bei einer Exkursion ins Europaschutzgebiet Rohrach © RM ESG

Regionsmanagement Europaschutzgebiete

Unter der Bezeichnung „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“ werden fünf Regionen mit insgesamt 39 Europaschutzgebieten in Vorarlberg zusammengefasst. Sieben Regionsmanagerinnen und Regionsmanager betreuen diese Schutzgebiete in Zusammenarbeit mit Naturschutzexpertinnen und -experten der Landesverwaltung sowie örtlichen Gebietsbetreuenden. Dabei werden gemeinsam mit den verschiedensten Akteurinnen und Akteuren in den Regionen die erforderlichen Maßnahmen zu Erreichung wichtiger EU-Naturschutzziele gesetzt. Die inatura – Erlebnis Naturschau in Dornbirn ist die Drehscheibe für das Team im „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“.

Schutzgebietsmanagement und Vernetzung

Die Beratung und der regelmäßige Austausch mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren in den Schutzgebieten, insbesondere Gemeinden, Grundeigentümerinnnen und Grundeigentümer und Bewirtschaftende, stellt eine bedeutende Kernaufgabe für die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager dar. Das Regionsmanagement bringt darüber hinaus sein Fachwissen bei unterschiedlichen Prozessen wie Umsetzungsprojekten, Behördenverfahren oder Verordnungsnovellierungen ein. Zentral ist auch die Erarbeitung von Managementplänen für die Schutzgebiete, in welchen wichtige Maßnahmen für den Erhalt gefährdeter Arten und Lebensräume beschrieben sind. Im Jahr 2024 wurden Managementpläne für die Schutzgebiete „Ifen“, „Bregenzerachschlucht“ und „Frastanzer Ried“ erstellt. Im Rahmen von Stakeholder-Prozessen wird stets eine konsensuale Umsetzung der empfohlenen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen angestrebt.

Der Gebietsbetreuertag führte 2024 auf die Alpe Gues im Verwall und widmete sich dem Thema Lebensraumgestaltung für Raufußhühner © RM ESG

Mitglieder der Naturwachtgruppe Feldkirch packen tatkräftig bei einem Vielfaltertag im Bangser Ried an © RM ESG

Das Regionsmanagement bedankt sich auch heuer wieder insbesondere bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihren Einsatz in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs sowie bei allen Partnerorganisationen in den Regionen und landesweit für die zahlreichen Kooperationen und gemeinsam durchgeführten Projekte. Unsere Projektpartnerinnen und -partner sind:

Naturvielfalt Vorarlberg, inatura – Erlebnis Naturschau, Naturschutzverein Rheindelta, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Respektiere deine Grenzen, Naturpark Nagelfluhkette, Biosphärenpark Großes Walsertal, Walgau-Wiesen-Wunderwelt, Naturwacht Vorarlberg, BirdLife Vorarlberg, Natur bewusst erleben Kleinwalsertal, Zentrum Naturerlebnis Alpin, Naturverträglicher Bergsport im Montafon, Vbg. Gemeinden, Schweizer Ortsgemeinden, REGIOs, Vorarlberger Waldverein, Vorarlberger Jägerschaft, div. Fachabteilungen des Landes Vorarlberg, div. Forstbetriebe, Museumsvereine, Tourismusverbände und viele mehr…

Das Jahr 2024 in Zahlen

Exkursionen

Exkursionen

36 Exkursionen

140 Kinder- und Jugendprogramme
vom Kindergarten bis zur Oberstufe

Monitoring

Monitoring

47 Monitoring-Projekte
und Erhebungen –
vom Frauenschuh bis zum Schneehuhn

Erhaltungs- maßnahmen

Erhaltungsmaßnahmen

62 Einzelprojekte zum Schutz und
Erhalt der Lebensräume

Vielfaltertage

Vielfaltertage

90 Vielfaltertage
819 Teilnehmende
2.604 ehrenamtliche Stunden

Veranstaltungen

Veranstaltungen

16 Vorträge und
Veranstaltungen

Medien

Medien

36 Medienberichte
50 Social Media-Beiträge
6 TV- und Radio-Beiträge

Im Folgenden eine Auswahl der im Jahr 2024 umgesetzten Projekte in den Bereichen Monitoring und wissenschaftliche Erhebungen, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Monitoring und Erhebungen

Im Zentrum der Schutzgebietsbetreuung stehen die gebietsspezifischen Schutzgüter. Das sind besondere Arten oder Lebensräume von europaweiter Bedeutung. Im Rahmen von Monitorings wird die Entwicklung dieser Schutzgüter langfristig beobachtet, um den Handlungsbedarf für deren Erhalt abschätzen zu können. 2024 wurden 47 Monitoringprojekte und wissenschaftliche Erhebungen in den Vorarlberger Europaschutzgebieten durchgeführt. Die Umsetzung dieser Monitoringprojekte erfolgte überwiegend durch die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager. Die Monitorings wurden vorrangig für gefährdete Schutzgüter wie Amphibien (Kammmolch, Gelbbauchunke), Vögel (Neuntöter, Rot- und Schwarzmilan) oder Pflanzen (Alpen-Mannstreu, Frauenschuh) durchgeführt. Aber auch Störungszeiger wie Goldruten in Streuwiesen oder Adlerfarn in Magerwiesen wurden erfasst und dokumentiert.

Nachsuche von Ausschlupflöchern des Alpenbockkäfers in den Klostertaler Bergwäldern © RM ESG

Die Frauenschuh-Bestände werden in den Europaschutzgebieten jedes Jahr erhoben und dokumentiert © RM ESG

Vereinzelt wurden auch abiotischen Faktoren vom Regionsmanagement erfasst und ausgewertet.  Vier Jahre nach einer Moor-Restaurierung im Fohramoos kann anhand der Entwicklungen des Wasserstands im Moor beurteilt werden, ob mit den durchgeführten Grabenschließungen die nötige Stauwirkung und damit eine erfolgreiche Verbesserung des Wasserhaushalts erzielt wurde. Die Daten dafür liefern Messpegel vor Ort, die regelmäßig von der Regionsmanagerin ausgelesen und verarbeitet werden. Mittlerweile dürfen bereits erste Schlüsse über den potenziellen Erfolg des Moor-Restaurierungs-Projektes im Fohramoos gezogen werden!

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Hydrologisches Monitoring im Fohramoos“.

Luftbildaufnahme nach erfolgreichem Einbau der Spundwände in einem Schlitzgrabensystem im südlichen Teil des Moores © UMG Umweltbüro Grabher

Bei weiteren extern beauftragten Projekten und Untersuchungen wie die Birkhuhn-Zählung der Vorarlberger Jägerschaft, Erhebungen zum Farmland-Bird-Index von BirdLife oder das internationale Bartgeier-Monitoring hat das Regionsmanagement mitgewirkt.

Weiterführende Informatione über die Teilnahme am Internationalen Bartgeiermonitoring finden Sie im Bericht „Bartgeier“.

Bartgeier-Monitoring in Vorarlberg © Thomas Hennerbichler

Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen

Von den Ergebnissen solcher Zustandserhebungen mittels Monitorings oder aus Fachgrundlagen wie Managementplänen leiten sich Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen ab, deren Umsetzung Kern der eigentlichen Naturschutzarbeit darstellen. Im Jahr 2024 konnten 62 konkrete Schutzmaßnahmen zum Erhalt oder zur Verbesserung von Lebensräumen und Arten zur Umsetzung gebracht werden. Die Bandbreite an Maßnahmen ist vielseitig und reicht von Lebensraumverbesserungen für Wiesenbrüter, der Anlage von Feuchtbiotopen für Amphibien, dem Anbringen von Nisthilfen für Fledermäuse oder Dohlen bis hin zur Stauung von Entwässerungsgräben in Mooren und Besucherlenkungsmaßnahmen in besonders sensiblen Gebietsteilen. Die Umsetzungen werden von Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, Naturwachtmitgliedern, Bauhofmitarbeitern, Gemeinden und Vereinen tatkräftig unterstützt.

Im Europaschutzgebiet Verwall werden mit unterschiedlichen Beweidungsprojekten wertvolle Gebirgslebensräume geschützt und erhalten. Für ein erfolgreiches Weidemanagement in besonders sensiblen Lebensräumen wie Mooren ist eine gute Zusammenarbeit mit den Alpbewirtschaftenden von enormer Bedeutung.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Weidemanagement im Europaschutzgebiet Verwall“.

Beweidungsprojekt im Europaschutzgebiet Verwall © RM ESG

Im Frastanzer Ried wurden mit den Moordetektiven der Mittelschule und mit Unterstützung der Marktgemeinde Frastanz zwei Teichbecken als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut. Bereits wenige Wochen später konnten die Schülerinnen und Schüler die ersten Individuen entdecken! Eine erfolgreiche Fortpflanzung dieser gefährdeten Amphibienart im Schutzgebiet Frastanzer Ried konnte somit erstmals wieder nachgewiesen werden.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Amphibien schützen – durch Monitoring, Schaffung und Pflege ihrer Lebensräume“.

Die Gelbbauchunke ist am schlammigen Grund perfekt getarnt, schwimmend kann man sie aber gut erkennen © RM ESG

Auch außerhalb der Europaschutzgebiete setzt sich das Regionsmanagement für Artenschutz und Lebensraumvernetzung ein. 2024 konnte ein Schweizer Artenförderprojekt für die Dohle (Coloeus monedula) erfolgreich in Vorarlberg begonnen werden. Sowohl am Hängenden Stein in Nüziders als auch am Schlosshügel in Koblach wurden Nistkästen in den Felswänden befestigt. Für die sorgsame Umsetzung dieser herausfordernden Arbeiten im Fels durfte BirdLife und das Regionsmanagement auf die Unterstützung und Kooperation mehrerer Partner zählen, u.a. der Bergrettung Hohenems.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Nisthöhlen für die Dohle“.

Die Bergrettung Hohenems befestigt die ersten 13,5 kg schweren Dohlen-Nisthöhlen aus langlebigem Holzbeton an der Felswand © RM ESG

Leuchtturmprojekt „Vielfaltertage“

Die „Vielfaltertage“ sind ein fester Bestandteil der jährlichen Aktivitäten des Regionsmanagements. Bei zahlreichen Arbeitseinsätzen in Schutzgebieten wurden mit der Unterstützung von Freiwilligen Neophyten wie Goldruten und Springkraut ausgerissen, Gehölze zurückgeschnitten, Uferbereiche gereinigt, Brutfloße repariert und Holzbohlenwege in Mooren erneuert.

90 Vielfaltertage mit 819 Freiwilligen, davon 233 Kinder und Jugendliche, und 2.604 ehrenamtliche Arbeitsstunden in zwölf Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage im Jahr 2024. Dank des Engagements zahlreicher Freiwilliger wurde damit ein außerordentlich wichtiger Beitrag für den Schutz und die Pflege unserer Natur- und Kulturlandschaft geleistet.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Vielfaltertage 2024 – gemeinsam für die Natur anpacken“.

Freiwillige helfen tatkräftig beim Schwenden von Alpenrosen mit und erhalten dadurch wertvollen Lebensraum für das Birkhuhn © RM ESG

Öffentlichkeitsarbeit

Im Rahmen von Artikeln in Gemeindeblättern, Interviews in Radio und Fernsehen sowie Fachvorträgen und Informationsständen z.B. „Lange Nacht der Forschung“ wurden der Bevölkerung wissenswerte Einblicke in die Europaschutzgebiete geboten. Beiträge auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen sowie auf der Homepage www.naturvielfalt.at in Form von Berichten und Veranstaltungsankündigungen runden das Angebot für die breite Öffentlichkeit ab. Ein besonderer Fokus wird auf die Naturvermittlung direkt in den Schutzgebieten gelegt: Auf 35 Exkursionen boten die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager Interessierten einen weitgefächerten Einblick zu den heimischen Naturschätzen an. Mit 140 Führungen wurde darüber hinaus ein buntes Kinder- und Jugendprogramm über das gesamte Jahr hinweg absolviert, wodurch bereits bei den Kleinsten die Begeisterung für die Natur vor unserer Haustüre geweckt wird.

Einblick in die Europaschutzgebieten bei der „Langen Nacht der Forschung“ © Michael Nussbaumer

Spannendes Kinderprogramm bei einer Veranstaltung im Silbertal © RM ESG

Mit tatkräftiger Unterstützung der Offenen Jugendarbeit Klostertal wurden Nistkästen für den Raufußkauz erstellt und aufgehängt © RM ESG

Exkursion mit den Gewinnern des inatura Pub-Quiz ins Europaschutzgebiet Übersaxen-Satteins © RM ESG

Bei den „Ferienfaxn Übersaxen“ waren schon die Kleinsten Igel, Eichhörnchen und Mäusen auf der Spur © RM ESG

Viele interessierte Naturbegeisterte nahmen an der inatura-Exkursion des Regionsmanagements in das Bangser Ried in Feldkirch teil © RM ESG

Wer mehr über das Regionsmanagement Europaschutzgebiete, die einzelnen Schutzgebiete und die zahlreichen Projekte in den Regionen erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen:

 

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Naturschutzverein Rheindelta
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

Text: Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Veröffentlichung: 5. März 2025

Jedes Moor ist einzigartig! So ist auch jedes Moor-Restaurierungsprojekt eine besondere Herausforderung, weshalb ein begleitendes hydrologisches Monitoring wichtig für die Erfolgskontrolle von Wiedervernässungen ist.

Fohramoos im Jahr 2021 © UMG Umweltbüro Grabher

Entwässerung von Mooren

Eines haben alle Moore gemeinsam: Sie speichern große Mengen an Wasser und sind daher in der Regel sehr nass. Um Moore in früheren Zeiten für den Menschen nutzbar zu machen, wurden sie durch das Ziehen von Entwässerungsgräben trockengelegt. Solche Trockenlegungen haben jedoch zur Folge, dass der Moorlebensraum stark beeinträchtigt oder gar unwiederbringlich zerstört wird. Zudem geht mit der Entwässerung eine plötzliche Sauerstoffzufuhr einher, die mikrobielle Abbauprozesse im Moorboden einleitet. Durch diese Abbauprozesse werden riesige Mengen an CO2 freigesetzt, welche damit vom Boden in die Atmosphäre gelangen und als Treibhausgase zur Beschleunigung der globalen Erwärmung beitragen.

Moor-Restaurierungen

Durch den Einbau von Spundwänden werden die Entwässerungsgräben geschlossen und der ursprüngliche Wasserhaushalt des Moors bestmöglich wiederhergestellt. Durch den dadurch erzielten Wasserstau können die mikrobiellen Abbauprozesse im Moorkörper wieder gestoppt werden, und nur dann kann das Moor seine wertvolle Funktion als Kohlenstoffsenke und Lebensraum für spezialisierte Moor-Arten wieder weitestgehend erfüllen.

Für den Einbau der Spundwände ist maschineller Einsatz notwendig. Um den Moorkörper zu schonen, wurden die Restaurierungsmaßnahmen deshalb im Winter bei gefrorenem Boden durchgeführt © RM ESG

Durch den Einbau von Spundwänden wird in den Entwässerungsgräben der nötige Wasserrückstau für die Wiedervernässung des Moors erzielt © RM ESG

Grabenschließungen und Monitoring im Europaschutzgebiet Fohramoos

Im Jahr 2020 wurde im Europaschutzgebiet „Fohramoos“ am Bödele eines der ersten Moor-Restaurierungsprojekte des Landes umgesetzt. Seither befinden sich im Fohramoos autonome Pegel-Datenlogger, die stündlich den gegenwärtigen Wasserstand im Moor aufzeichnen. Die Daten der Logger werden zweimal jährlich von der Regionsmanagerin ausgelesen und verarbeitet. Vier Jahre nach der Moor-Restaurierung dürfen anhand der bisherigen Daten des hydrologischen Monitorings bereits erste Schlüsse über die Entwicklungen des Wasserstands und damit den potenziellen Erfolg des Projektes gezogen werden!

Im Rahmen des hydrologischen Monitorings zur Erfolgskontrolle werden die Pegeldaten regelmäßig vor Ort ausgelesen und gesichert © RM ESG

Erste Ergebnisse des hydrologischen Monitorings

Anhand der Entwicklungen des Wasserstands im Moor kann beurteilt werden, ob mit den Grabenschließungen die nötige Stauwirkung und damit eine erfolgreiche Wiedervernässung erzielt wurde. Allerdings sind Schwankungen des Wasserstands im Jahresverlauf oder auch zwischen den Jahren aufgrund des bedeutenden Einflusses von Niederschlagsereignissen ganz natürlich. Daher ist es für die Erfolgskontrolle wichtig, den langjährigen Trend zu beobachten und zu bewerten.
Der Entwicklungstrend der Messwerte im Fohramoos zeigt eine deutliche Erhöhung des Wasserstands seit den Grabenschließungen auf (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Flurabstand (= Abstand des Wasserstands von der Geländeoberfläche) vom März 2020 bis September 2024 an einem Messpunkt im Fohramoos. Die blaue Linie repräsentiert den Entwicklungstrend. Die rot-strichlierte Linie markiert den Zeitpunkt der Grabenschließungen Anfang Dezember 2020. Die grauen Punktdaten stellen die Rohdaten dar.

Diese positiven Ergebnisse lassen auf eine gelungene Moor-Restaurierung schließen. So wird auch die Funktionalität des Moors als besonderer Lebensraum sowie als wichtige Kohlenstoffsenke über die Jahre weiterhin zunehmen.

Luftbildaufnahme nach erfolgreichem Einbau der Spundwände in einem Schlitzgrabensystem im südlichen Teil des Moores © UMG Umweltbüro Grabher

Europaschutzgebiet Fohramoos

Fläche: 55 ha
Höhe: 1.135 bis 1.170 m. ü. A.
Lage: Bödele oberhalb des Rheintals in den Gemeinden Dornbirn und Schwarzenberg

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Fohramoos

Text: Miriam Simma
Veröffentlichung: 5. März 2025

Die eindrucksvolle Gebirgslandschaft des Europaschutzgebiets „Verwall“ ist nicht nur ein bedeutender Rückzugsort für unsere heimische Vogelwelt, auch zahlreiche Weidetiere verbringen alljährlich den Sommer auf den rund 20 Alpen im Schutzgebiet. Mit unterschiedlichen Beweidungsprojekten wird versucht, wertvolle Weideflächen zu erhalten und gleichzeitig sensible Gebirgslebensräume zu schützen.

Mit mehr als 4.500 ha Alpweidefläche wird über ein Drittel des Europaschutzgebiets „Verwall“ alljährlich von hunderten Rindern, Schafen, Pferden, Eseln und Schweinen zwischen Juni und September beweidet. Die Weideflächen erstrecken sich von der Talsohle der Litz bis zu den grasbewachsenen Gipfeln auf über 2.000 m Seehöhe. Sie beinhalten eine Fülle an unterschiedlichen Lebensräumen, darunter weitläufige Krummseggen- und Borstgrasrasen, lückige Zwergstrauchheiden sowie Feuchtwiesen und Moore.

Intensive, extensive oder gar keine Beweidung?

Die genannten Gebirgslebensräume unterscheiden sich nicht nur in ihrer Futterqualität, sie reagieren auch ungleich auf die Art, Dauer und Intensität der Beweidung. So behalten hochalpine Krummseggenrasen auch ohne Beweidung ihr typisches Erscheinungsbild bei, sind vielfach artenreicher und zeigen einen ausgeprägteren Blühaspekt. Weideflächen an und unterhalb der Waldgrenze neigen ohne Beweidung hingegen zu einer fortschreitenden Verbuschung, was mittelfristig ebenfalls zu einer Verarmung an Pflanzen- und Tierarten sowie Strukturen führen kann. Vielfach geht es also darum, die richtige Beweidungsintensität zu finden, die Alpweideflächen einerseits erhält und gleichzeitig Platz und geeigneten Lebensraum für die heimische Flora und Fauna schafft.

Schafe im angrenzenden Europaschutzgebiet „Tafamunt“ helfen mit, die Grünhalden von Gehölzbewuchs freizuhalten © RM ESG

Ein Mosaik aus Zwergsträuchern, Baumgruppen und offener Weidelfäche ist ein idealer Lebensraum für das Birkhuhn. Bei fehlender Beweidung werden Weideflächen zunehmend von Zwergsträuchern überwuchert © RM ESG

Beweidung im Moor – geht das?

Moore sind besonders sensible und schützenswerte Lebensräume, die vielerorts vor allem durch Entwässerungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Als Weideflächen sind sie aus verschiedenen Gründen meist weniger geeignet: die Futterqualität ist gering, es gibt kaum trockene Liegeflächen für das Weidevieh und es besteht die Gefahr von Trittschäden, die zur Öffnung der Grasnarbe bis hin zur Erosion des Torfkörpers führen können. Andererseits kann eine extensive Beweidung auch dazu beitragen, die Verbuschung von bewirtschaftungsabhängigen Feuchtwiesen und Niedermooren zu verlangsamen.

Doch nicht jede Alpe kann sich ihre Weideflächen „aussuchen“, wie sich am Beispiel einer Alpe am Übergang vom hinteren Silbertal in das Schönverwall in Tirol zeigt. Hier wird seit dem Jahr 1439 (dokumentiert durch den ältesten Alpbrief in der Region) Alpwirtschaft betrieben. Das Alpgebiet besteht zu einem Großteil aus Moorflächen, die eng verzahnt mit Latschengebüschen, Borstgrasrasen und Rieselfluren das Quellgebiet der Litz bilden. Während trockene Weiderasen durch die Beweidung mit Rindern offengehalten werden, verdeutlichen Erosionsflächen entlang von Gewässergräben und offene Torfstellen, wie lange es dauert, bis diese wieder mit Sauergräsern und Moosen bewachsen werden und sich nachhaltig regenerieren können. Konträr dazu schaffen vereinzelte Viehtrittstellen Mikrohabitate, die von ausgewählten Arten gerne besiedelt werden. Wie so oft geht es also um das richtige (Augen-)Maß bei der Beweidung.

Im Jahr 2023 wurden bereits Steinschlichtungen entlang des Wanderwegs errichtet, um weitere Trittschäden am Moorkörper zu verhindern © RM ESG

Rinder schaffen auch Lebensraum - so wächst auf den Kuhfladen im Moor das so genannte Kugelige Dungmoos Splachnum spahericum © RM ESG

Hochlandrinder sind robust und wenig anspruchsvoll, weshalb sie auch gerne in Moorflächen einstehen © RM ESG

Schwingrasen zählen zu den besonders schützenswerten Lebensräumen am Silbertaler Winterjöchle © RM ESG

Beweidungsversuch auf 2.000 m Seehöhe

Wie sich ein zumindest temporärer Ausschluss der Beweidung auf den Moorkörper und die Vegetation am Silbertaler Winterjöchle auswirken könnte, wird seit Sommer 2024 auf ausgewählten Teilflächen erprobt. Diese werden vor der Bestoßung mit Weidevieh vom Alppersonal ausgezäunt und die Zäune erst kurz vor Ende der Alpsaison wieder geöffnet. Ein Vergleich von unbeweideten, zeitweise beweideten und regulär beweideten Flächen soll letztendlich Aufschluss darüber geben, wie eine moorverträgliche Beweidung zukünftig aussehen könnte.
Bis sich ein sichtbarer Unterschied bemerkbar macht, wird aber wohl noch etwas Wasser die Litz hinunterfließen. Denn eines ist klar – Moore wachsen langsam.

Ein großes Dankeschön gilt den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern der Alpe für die Motivation und Bereitschaft an der Teilnahme dieses Beweidungsversuchs. Finanziert werden die Maßnahmen über den Naturschutzfonds Vorarlberg sowie das ÖPUL-Programm „Naturschutz auf der Alpe“.

Ausgezäunte Moorfläche am Silbertaler Winterjöchle © RM ESG

Gewässer im Moorkörper dienen mitunter als Wasserstellen für das Weidevieh. Hier können Trittschäden schnell zu größeren Erosionsflächen auswachsen © RM ESG

Europaschutzgebiet Verwall

Fläche:  12.057 ha
Höhe: von 1.160 – 2.912 m. ü. A.
Lage: Vorarlberger Anteil der Verwallgruppe im Montafon und Klostertal

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Verwall

Text: Christian Kuehs
Veröffentlichung: 5. März 2025

Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union.

Im Jahr 2024 waren die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager kräftig für den Amphibienschutz tätig. Das Regionsmanagement führte wissenschaftliche Erhebungen zu ausgewählten Amphibienarten durch. Dadurch kann die Population in einem Schutzgebiet über die Jahre hinweg beobachtet werden, wodurch Bestandsschwankungen sichtbar werden. Um den Arten zusätzlich „unter die Arme zu greifen“ und ihren Lebensraum zu sichern, wurden mehrere Instandhaltungsmaßnahmen an Biotopen oder Neuanlagen von Kleingewässern durchgeführt.

Die nur etwa 3,5 bis 5 cm große Gelbbauchunke erkennt man durch ihre herzförmigen Pupillen und den gelbfleckigen Bauch © RM ESG

Kammmolch-Monitoring

Rheintal | Alle drei Jahre werden in den Vorarlberger Europaschutzgebieten die nach FFH-Richtlinie geschützten Amphibienarten Kammmolch (Triturus cristatus) und Gelbbauchunke (Bombina variegata) erhoben. In Vorarlberg befindet sich abseits des Rheindeltas das bedeutendste Kammmolch-Vorkommen in der Oberen Mähder bei Lustenau. Ein ehemaliger Nebenarm des Alpenrheins beherbergt heute eine Vielzahl an Kleingewässern, die sogenannten Seelachenbiotope. Mit Hilfe von Reusen, welche am Abend in das Gewässer eingebracht und am nächsten Morgen kontrolliert wurden, konnten insgesamt 159 Kammmolch-Individuen nachgewiesen werden. Die Erhebungen wurden Anfang Mai während der Paarungszeit durchgeführt, da die Kammmolche zu dieser Zeit recht aktiv und mobil sind und somit häufiger in die Reusen gelangen.

Seelachenbiotope – Die verkrauteten Gewässer beherbergen eine Vielzahl an Tierarten. Nur bei zu starkem Pflanzenwachstum müssen sie geräumt werden
© RM ESG

Kammmolch-Monitoring mittels Reusen: Am Morgen werden die Reusen kontrolliert und die Molche wieder zurück gesetzt © RM ESG

Auendynamik durch Menschenhand

Rheintal | An den oben beschriebenen Seelachenbiotopen wurden im Februar 2024 Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Durch Laubeintrag, Pflanzenwachstum etc. verlanden die Gewässer mit der Zeit. In natürlichen Flussauen würden durch dynamische Prozesse stetig neue Kleingewässer entstehen. Aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen finden diese Prozesse in den Vorarlberger Tallagen kaum mehr statt. Der Mensch kann aber durch gezielte Pflegemaßnahmen diese Prozesse imitieren. So wurden von den 20 Gewässern am Seelachendamm insgesamt sechs mittels Bagger und Mähkorb geräumt. Ein Teil der Schlammsohle bleibt erhalten, überschüssiges Pflanzenmaterial wird jedoch entfernt. Der nächste Eingriff wird erst bei entsprechender Verlandung wieder notwendig sein. In den angrenzenden Streuwiesen der Oberen Mähder wurde zudem ein Graben abgeflacht und ökologisch aufgewertet. Ein großer Dank gilt der Marktgemeinde Lustenau, welche als Eigentümerin der Flächen und mit ihren Bauhofmitarbeitern die Maßnahmen durchgeführt hat.

Vom Bauhof Lustenau aufgewerteter Graben in der Oberen Mähder © RM ESG

Das Kammmolchmännchen bildet in der Paarungszeit einen gezähnten Rückenkamm aus © Die-nATurknipser

Die Gelbbauchunke erobert sich ihren Lebensraum zurück

Walgau | Es ist soweit: Die Gelbbauchunke ist wieder in die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried zurückgekehrt. Seit 2022 wurden für die sechs nachgewiesenen Amphibienarten in den Sponda-Weihern sukzessive Lebensraum verbessernde Maßnahmen umgesetzt, die nun auch kleine Laichbecken für die Gelbbauchunke umfassen. Um die ehemals „große bis sehr große Population“ der europaweit streng geschützten Art war es in den letzten beiden Jahrzehnten ruhig geworden. Gemeinsam mit den Moordetektiven der Mittelschule und mit Unterstützung der Marktgemeinde Frastanz konnten zwei Teichbecken als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut werden. Binnen drei Wochen konnten die ersten Unken am „Pool“ gesichtet und von den Schülerinnen und Schülern der Mittelschule bestaunt werden. Eine erfolgreiche Reproduktion der Art über Frühling und Sommer unterstreicht die Notwendigkeit von fischfreien Laichgewässern für die Unke.

Die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried bieten sechs von zehn heimischen Amphibienarten einen Lebensraum @ Gerlinde Wiederin

„Hands-on“ hieß es für die Moordetektive der NMS Frastanz bei der Anlage von Laichgewässern für die Gelbbauchunke im Frastanzer Ried @ Gerlinde Wiederin

Viel Begeisterung und Interesse für unsere Amphibien brachten die Schülerinnen und Schüler der NMS Frastanz im Freifach „Moordetektive“ mit @ Gerlinde Wiederin

Im Frastanzer Ried wurden zwei Teichbecken zusätzlich zu den zwei großen Sponda-Weihern als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut © RM ESG

Sekundärer Lebensraum für die Gelbbauchunke

Bregenzerwald / Rheintal / Bodensee | Gelbbauchunken sind ursprünglich Bewohner von natürlichen Flussauen, in welchen die Dynamik des Flusssystems die Entstehung von temporären Gewässern fördert. Heutzutage weichen die Unken auf unterschiedliche, meist vegetationsarme Kleingewässer aus, welche oft durch Menschenhand geschaffen wurden. So befindet sich auf der alten Wälderbahntrasse zwischen Bregenz und Bozenau ein durchaus bedeutendes Vorkommen der Gelbbauchunke. In Tümpeln, welche teilweise direkt auf der Trasse oder auch in den Entwässerungsgräben der Trasse entstehen, finden sich jedes Frühjahr dutzende Gelbbauchunken zur Fortpflanzung ein. Neben Erhebungen wurden 2024 mehrere verlandete Biotope freigeräumt, sodass sie für die Gelbbauchunken wieder nutzbar sind.

Gelbbauchunkentümpel auf der alten Wälderbahntrasse in der Bregenzerachschlucht © RM ESG

In Bangs-Matschels werden Fahrspuren auf Bewirtschaftungswegen von unserer heimischen Unke besiedelt. Unbefestigte Wege werden in unserer Landschaft immer seltener. In der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs werden diese daher schon als gefährdet eingestuft. Um das Angebot an geeigneten Gewässern zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren zusätzlich Biotopkomplexe angelegt, welche auch erfolgreich von der Gelbbauchunke besiedelt werden. Bei den Erhebungen 2024 in Bangs-Matschels konnten an einem Tag 33 adulte Gelbbauchunken und Jungtiere sowie etliche Laichballen und Kaulquappen nachgewiesen werden.

Das Rheindelta beherbergt ein bedeutendes Gelbbauchunken-Vorkommen. Mit der Anlage und Pflege von Kleingewässern werden auch hier Lebensräume für die Gelbbauchunke geschaffen. 2024 wurden in Zusammenarbeit mit dem Motorboot-Segelsportverein Schwedenschanze mehrere Tümpel gepflegt und reaktiviert.

Solche temporär Wasser führende Tümpel in Fahrspuren werden von der Gelbbauchunke gerne als Fortpflanzungsbiotop angenommen © RM ESG

Die Eier werden in der Regel in kleinen Laichklumpen (meist 10-20 Eier) an Grashalmen oder ähnlichen Strukturen befestigt © RM ESG

Amphibien sind eine heutzutage stark bedrohte Tiergruppe. Durch Monitoring und Umsetzung von Lebensraum verbessernden Maßnahmen kann dem Rückgang der Amphibien entgegengesteuert werden. Ziel des Regionsmanagements ist es, einen positiven Populationstrend in den Europaschutzgebieten durch die umgesetzten Maßnahmen in den kommenden Jahren zu erreichen.

Text: Romana Steinparzer, Thomas Kühmayer
Veröffentlichung: 5. März 2025

Die Vielfaltertage 2024 verzeichnen eine beeindruckende Bilanz: 90 Einsatztage, 819 engagierte Freiwillige von Jung bis Alt und insgesamt 2.604 geleistete Arbeitsstunden in zwölf Europaschutzgebieten. Unter der Anleitung der Regionsmanagerinnen und Regionsmanager und mit Unterstützung von Gebietsbetreuenden wurden Neophyten entfernt, Gehölze geschnitten, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein herzliches Dankeschön an die vielen Beteiligten, durch deren Unterstützung diese wertvollen Pflegemaßnahmen erst ermöglicht werden!

Vielfaltertag im Frastanzer Ried: die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Klaus-Weiler-Fraxern beseitigten fleißig größere Bestände des invasiven Japanknöterichs © RM ESG

Die „Vielfaltertage“ sind ein integraler Bestandteil des jährlichen Programms des Regionsmanagements in den Vorarlberger Europaschutzgebieten. Ziel ist es, durch die Unterstützung freiwilliger Helferinnen und Helfer aktiven Naturschutz zu betreiben, indem wertvolle Lebensräume gepflegt oder wichtige Habitate neu geschaffen werden.

Mit Rechen, Motorsense und viel Ausdauer werden Neophyten entfernt © RM ESG

Auf feuchten bis nassen Standorten kann das in den Berglagen Asiens heimische Drüsige Springkraut dominante Bestände bilden. Motivierte Freiwillige leisten durch das Ausreißen in geschützten Streuwiesen einen wichtigen Beitrag zur Regulierung des Springkrauts © RM ESG

Von Menschen gestaltete Lebensräume

Viele der wertvollen Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen spielen eine entscheidende Rolle für ihren Erhalt. Ohne Bewirtschaftung würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zunehmend verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Zudem verdrängen invasive Neophyten, also eingeschleppte Pflanzenarten, die heimische Flora. Auch hier kann der Schutz der Biodiversität durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden. Durch die intensivere Nutzung der Landschaft sind jedoch vielerorts wertvolle und sensible Lebensräume verloren gegangen oder zurückgedrängt worden. Die gezielte Schaffung solcher Lebensräume ist daher von großer Bedeutung, um den Fortbestand vieler spezialisierter Tier- und Pflanzenarten zu sichern.

Vielfältige Lebensräume, vielfältige Maßnahmen

Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen, die sich in extensiv bewirtschafteten Flächen wie Magerwiesen und Streuwiesen oder entlang von Bächen dominant ausbreiten. In den Riedgebieten der Tallagen geht es vor allem dem Springkraut und den Goldruten an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Mit 60 Vielfaltertagen wurde ein Großteil der Arbeitseinsätze im Kalenderjahr 2024 der Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen gewidmet.

Bei vielen Vielfaltertagen wurden Drüsiges Springkraut und Goldrute aus Streuwiesen der Tallagen entfernt © RM ESG

Inmitten der Streuwiesen des Frastanzer Rieds trägt das händische Entfernen von ortsfremden Goldruten zur Förderung der lokalen Artenvielfalt bei © RM ESG

Nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv kann die Ausbreitung von invasiven Neophyten und anderen Problempflanzen gehandhabt werden. In der Bregenzerachschlucht wurden Böschungen, die im Zuge der Erneuerung einer Fischaufstiegshilfe entstanden sind, mit standortangepassten Weidenstecklingen bepflanzt. Ziel ist der rasche und flächige Bewuchs mit heimischen Pflanzen, in denen Neophyten bestenfalls gar nicht erst Fuß fassen können.

Eine weitere Pflegemaßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von Gehölzen, um den offenen Charakter bestimmter Lebensräume zu bewahren. Dies kommt in den Riedgebieten der Tallagen den gefährdeten Wiesenbrütern wie Großer Brachvogel oder Braunkehlchen zugute, die einen weiten Überblick in ihrem Brutrevier bevorzugen. Auch für den Neuntöter wurden gezielte Maßnahmen in der Brazer Allmein umgesetzt. Diese Vogelart nutzt bevorzugt einzelstehende und dichtwüchsige Gehölze in der halb-offenen Weidelandschaft als Bruthabitat. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jedes Jahr aufs Neue im Fokus der Vielfaltertage.

Freiwillige helfen tatkräftig beim Schwenden von Alpenrosen mit und erhalten dadurch wertvollen Lebensraum für das Birkhuhn © RM ESG

In den Riedgebieten des Rheintals wird das traditionelle Schneiden von Kopfweiden fortgeführt © RM ESG

Gehölzpflege wird in den Riedgebieten der Tallagen nur in den Wintermonaten durchgeführt © RM ESG

Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern auch gezielt als Futterpflanzen, Sitzwarten oder Nistbäume gepflanzt. Im Rheindelta wurden 2023 bereits im Rahmen von Vielfaltertagen Gehölze wie Hartriegel für Braunkehlchen und Orpheusspötter gesetzt. 2024 wurden die Gehölze betreut und Ausfälle durch Neupflanzungen ersetzt. Nur so kann langfristig garantiert werden, dass passende Lebensräume für diese zum Teil seltenen Vogelarten vorhanden sind.

Darüber hinaus wurden noch weitere wichtige Artenfördermaßnahmen mit vielen fleißigen Händen erfolgreich umgesetzt. Im Rheindelta wurden die Brutfloße der Flussseeschwalben gereinigt und repariert. Für Fledermäuse wurden spezielle Nistkästen instandgesetzt und ausgebracht. Und auch für die Zauneidechsen wurden neue Lebensräume gezielt gefördert. Im Fohramoos konnte durch die Erneuerung eines Holzbohlenweges eine wertvolle Lenkungsmaßnahme verwirklicht werden.

Die Brutfloße für die Flussseeschwalbe müssen regelmäßig in Schuss gehalten werden - auch hier helfen freiwillige Helferinnen und Helfer mit © RM ESG

Die Organisation von 90 Vielfaltertagen ist keine Selbstverständlichkeit. Seit Jahren setzt das Regionsmanagement auf bewährte Partnerschaften und Kooperationen, wie etwa mit den Ortsgruppen der Vorarlberger Naturwacht, der inatura, dem Naturpark Nagelfluhkette, dem Biosphärenpark Großes Walsertal, dem Alpenverein Vorarlberg, den MACHWAS-Tagen der aha-Jugendinfo Vorarlberg oder dem Bergwaldprojekt. Ein herzliches Dankeschön geht an die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer und an die Gemeinden sowie Grundbesitzenden, die mit ihrer Expertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause maßgeblich zum Gelingen der Vielfaltertage beitragen. Ganz besonders danken möchten wir allen freiwilligen und engagierten Helferinnen und Helfern, die durch ihren Einsatz den Erfolg der Vielfaltertage erst ermöglichen.

Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz zum Schutz unserer heimischen Biodiversität!

Gemeinsam anpacken und mit Freude in der Natur arbeiten © RM Europaschutzgebiete

Die Gehölzpflege zur Förderung der Lebensräume des Neuntöters in der Brazer Allmein zählt zum jährlichen Fixpunkt in der Region Montafon-Klostertal© RM ESG

Nur durch die tatkräftige Unterstützung von vielen Freiwilligen können die wertvollen Pflegemaßnahmen umgesetzt werden © RM ESG

Vielfaltertage 2025 – wann und wo?

Auch im Jahr 2025 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage

Text: Raphael Hoschek
Veröffentlichung: 5. März 2025

In einem Natura 2000-Gebiet so viele Tier- und Pflanzenarten wie nur möglich dokumentieren – das ist das Ziel bei diesem EU-weiten Bioblitz! Entdecken Sie mit uns gemeinsam vom 18. bis 26. Mai 2024 die Naturvielfalt im Schutzgebiet Bangs-Matschels in Feldkirch, welches in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert, und melden Sie uns Ihre Beobachtungen über die kostenlose Obsidentify-App.

Mit der Obsidentify-App lassen sich Arten einfach dokumentieren und nebenbei wird die eigene Artenkenntnis verbessert © RM Europaschutzgebiete

Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 

Am 21. Mai 1992 wurde der Grundstein für das weltweit größte Schutzgebietsnetzwerk „Natura 2000“ geschaffen. Mittlerweile gibt es über 27.000 Natura 2000-Gebiete in der EU – ein vielfältiges Schutzgebietsnetz, das sich von Meeresgebieten bis in die höchsten Gebirgsregionen erstreckt. An diesem Tag erinnern wir uns daran, dass wir alle gemeinsam Verantwortung zur Erhaltung der Artenvielfalt in Europa tragen. Wir feiern gemeinsam die Naturvielfalt Europas!

Vorarlberg zählt mittlerweile 39 Natura 2000-Gebiete, auch Europaschutzgebiete genannt.

Was ist ein Bioblitz?  

Ein Bioblitz ist eine Aktion, bei der in einem bestimmten Gebiet und in einem bestimmten Zeitraum so viele Arten (Pflanzen, Tiere und Pilze) wie möglich nachgewiesen werden sollen. Die gesammelten Daten können danach für wissenschaftliche Zwecke und für eine effektive Naturschutzarbeit verwendet werden, z.B. Rote Listen, Erstnachweise/Wiederfunde von Arten etc.

Mit Handy-App und automatischer Bilderkennung von Observation.org können Naturbeobachtungen für die Datenbank zur Artenvielfalt Vorarlbergs an der inatura erfasst werden. Die Daten werden von Expertinnen und Experten überprüft und stehen dem Vorarlberger Artenschutz zur Verfügung.

Auf folgender Seite der inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn finden Sie eine einfache Anleitung zur Installation der benötigten App ObsIdentifyTeilen Sie uns Ihre Beobachtungen mit | Inatura Erlebnis Naturschau

Natur erkunden und die eigene Artenkenntnis erweitern - und dabei wichtige Daten für die Artenschutz in Vorarlberg sammeln!

Bangs-Matschels nimmt am Bioblitz zum Natura 2000-Tag teil

In einer verlängerten Woche rund um den Natura 2000-Tag wollen wir mit einem Bioblitz vom 18. bis 26. Mai 2024 den Artenreichtum in einem Natura 2000-Gebiet dokumentieren. Entdecken Sie aus diesem Grund mit uns gemeinsam die Naturvielfalt im Schutzgebiet Bangs-Matschels in Feldkirch, welches in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert. Melden Sie alle Tier- und Pflanzenarten, die Ihnen draußen in der Natur vor die Linse kommen! Jede Beobachtung aus dem Schutzgebiet Bangs-Matschels – zwischen Ill und Rhein bis zur Grenze an das Ruggeller Riet in Liechenstein – die in diesem Zeitraum über die Plattform Observation.org gemeldet wird, wird automatisch unserem Bioblitz zum Natura 2000-Tag zugeordnet.

Ihre gemeldeten Fotos werden auf Observation.org von Expertinnen und Experten zusätzlich geprüft und freigeschaltet. So entsteht ein Datenschatz von hoher wissenschaftlicher Qualität.

Alle erhobenen Daten im Natura 2000-Gebiet Bangs-Matschels zwischen dem 18. und 26. Mai 2024 nehmen automatisch am Bioblitz zum Natura 2000-Tag teil.

Naturbewusstes Verhalten

Nehmen Sie an diesem Bioblitz teil und erfreuen Sie sich an der Naturvielfalt in Bangs-Matschels. Motivieren Sie gerne auch Familienmitglieder und Freunde für ein gemeinsames Naturerlebnis.

Bitte denken Sie jedoch daran, dass Sie sich in einem sensiblen Schutzgebiet befinden:

  • Es dürfen keine Arten beschädigt, gesammelt, gestört oder mitgenommen werden.
  • Sämtliche Beobachtungen im Offenland dürfen nur von den befestigten Wegen aus dokumentiert werden.
  • Hunde sind an einer Leine von max. 1,5 m zu führen.

Naturbewusstes Verhalten erhöht den Naturgenuss durch ungestörte Beobachtungen © inatura Erlebnis Naturschau GmbH

Im Jahr 2003 wurden die ersten Europaschutzgebiete in Vorarlberg ausgewiesen. 20 Jahre später sind es bereits 39 Schutzgebiete vom Bodensee bis ins Montafon. Seit 2017 kümmert sich das Regionsmanagement Europaschutzgebiete im Auftrag der Umweltabteilung des Landes Vorarlberg um die Betreuung dieser Naturjuwele, die als Natura 2000-Gebiete international bekannt sind. Im Jubiläumsjahr 2023 konnten erneut zahlreiche spannende Projekte zum Schutz und Erhalt der heimischen Biodiversität umgesetzt werden.

Die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager (v.l.n.r.): Christian Kuehs, Martin Bösch, Petra Häfele, Thomas Kühmayer, Daniel Leissing, Walter Niederer © RM Europaschutzgebiete

Was ist Natura 2000

„Natura 2000“ steht für ein EU-weites Netzwerk aus über 27.000 Schutzgebieten mit dem Ziel, besonders gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu schützen und deren natürliche Lebensräume dauerhaft zu erhalten. Wesentlich für den Erhalt von Auerhuhn, Alpen-Mannstreu, Pfeifengraswiesen & Co ist ein fachliches und regional verankertes Management. Sechs Regionsmanagerinnen und Regionsmanager bilden hierbei eine zentrale Schnittstelle für sämtliche Interessensgruppen in Sachen Natura 2000.

Mit Vernetzung zum Erfolg

Die inatura – Erlebnis Naturschau ist nicht nur Hauptsitz des Regionsmanagements, sondern schafft mit ihren Abteilungen zur Fachberatung, Sammlung und Forschung ein wichtiges Arbeitsumfeld für das Schutzgebietsmanagement. Darüber hinaus wurden mit den beiden Naturschutzvereinen Rheindelta sowie Verwall-Klostertaler Bergwälder bestehende und regional bedeutsame Akteure mit dem Regionsmanagement verbunden. Wesentlich für ein erfolgreiches Schutzgebietsmanagement ist auch der intensive Austausch mit zahlreichen Partnerorganisationen in und außerhalb Vorarlbergs, die sich für Lebensraum- und Artenschutz engagieren oder hierzu Forschung betreiben.

Treffen der Netzwerkpartnerinnen und -partner von ``Naturvielfalt Vorarlberg`` © RM Europaschutzgebiete

Eine Kernaufgabe des Regionsmanagements: Öffentlichkeitsarbeit © RM Europaschutzgebiete

Das Regionsmanagement bedankt sich auch heuer wieder insbesondere bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihren Einsatz in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs sowie bei allen Partnerorganisationen in den Regionen und landesweit für die zahlreichen Kooperationen und gemeinsam durchgeführten Projekte. Unsere Projektpartnerinnen und -partner sind:

Naturvielfalt Vorarlberg, inatura – Erlebnis Naturschau, Naturschutzverein Rheindelta, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Respektiere deine Grenzen, Naturpark Nagelfluhkette, Biosphärenpark Großes Walsertal, Walgau-Wiesen-Wunderwelt, Naturwacht Vorarlberg, BirdLife Vorarlberg, Natur bewusst erleben Kleinwalsertal, Zentrum Naturerlebnis Alpin, Naturverträglicher Bergsport im Montafon, Vbg. Gemeinden, Schweizer Ortsgemeinden, REGIOs, Vorarlberger Waldverein, Vorarlberger Jägerschaft, div. Fachabteilungen des Landes Vorarlberg, div. Forstbetriebe, Museumsvereine, Tourismusverbände und viele mehr…

Was war los im Jahr 2023?  

Die Liste an Aktivitäten und Verantwortlichkeiten des Regionsmanagements wächst von Jahr zu Jahr. Fester Bestandteil der Schutzgebietsbetreuung ist die Beratung und der regelmäßige Austausch mit Gemeinden, Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie Bewirtschaftenden und anderen Partnerinnen und Partnern in den Schutzgebieten. Die Ausarbeitung von fachlichen Grundlagen für die Natura 2000-Gebiete, die Koordination von Grundlagenerhebungen und Monitorings zu den einzelnen Schutzgütern, die Planung und Umsetzung von Pflegemaßnahmen zum Erhalt und Verbesserung der Lebensräume sowie eine breite Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind die Basis eines erfolgreichen Schutzgebietsmanagements.

Das Jahr 2023 in Zahlen

Medien

Medien

32 Berichte für Zeitungen & Gemeindeblätter
18 TV- und Radiobeiträge
54 Social Media Einträge

Exkursionen

Exkursionen

36 Exkursionen
in Kooperation mit unseren
zahlreichen Partnerorganisationen

Schul- und Ferienprogramm

Schul- und Ferienprogramm

119 Exkursionen und Aktivitäten
mit Kindern und Jugendlichen
vom Kindergarten bis zur Oberstufe

Vielfaltertage

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage
485 Freiwillige
1705 Arbeitsstunden

Monitoring

Monitoring

56 Monitoringprojekte
von Kammmolch bis
Alpenschneehuhn

Erhaltungsmaßnahmen

Erhaltungsmaßnahmen

78 Einzelprojekte
zum Schutz- und Erhalt
der Lebensräume

Im Folgenden eine Auswahl der im Jubiläumsjahr 2023 umgesetzten Projekte in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Monitoring und wissenschaftliche Erhebungen.

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.705 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen.

Weitere Infos zu den Vielfaltertagen 2023 finden sich im Projektbericht „Vielfaltertage 2023“

Vielfaltertag in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete

Monitoring und Erhebungen

Im Kalenderjahr 2023 wurden 56 unterschiedliche Monitoringprojekte und wissenschaftliche Erhebungen in den Schutzgebieten umgesetzt. Das Regionsmanagement beteiligte sich im Auftrag der zuständigen Fachabteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarlberg an der Planung, Koordination und Umsetzung dieser Projekte in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen wie z. B. der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien oder dem FH Johanneum in Graz.

Untersuchung xylobionte Käfer im Klostertal 2023 © RM Europaschutzgebiete

Ein Highlight der letzten beiden Jahre war das Forschungsprojekt im Europaschutzgebiet Rohrach, bei dem von der Waldstruktur über Vögel und Käfer bis hin zu Pilzen und Flechten das 50 ha große Naturwaldreservat von Fachexpertinnen und Fachexperten intensiv beforscht wurde.

Erste Ergebnisse und Einblicke in die Forschungspraxis im Europaschutzgebiet Rohrach: Projektbericht Rohrach

Forschung Naturwaldreservat Rohrach © Alto Drones

Neben der Begleitung extern durchgeführter Forschungsprojekte sind die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager auch selbst mit Fernglas, Becherlupe und Reusen unterwegs, um den Zustand der einzelnen Schutzgüter und ihrer Lebensräume regelmäßig zu dokumentieren.

Ein besonderes, regionsübergreifendes Projekt ist die im Jahr 2022 initiierte Haselmaus-Erhebung, die zukünftig in nahezu allen Europaschutzgebieten zur Umsetzung kommen soll. Das Jahr 2023 war jedenfalls mit Erfolg gekrönt, in 6 Schutzgebieten konnten Nachweise dieses nachtaktiven Nagers erbracht werden.

Weiterführende Informationen zu diesem Projekt finden sich im Projektbericht Haselmaus.

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) konnte bisher in 6 Europaschutzgebieten nachgewiesen werden© Rolf Eberhardt

Und auch andere Artengruppen wie gefährdete und geschützte Amphibien (Kammmolch, Gelbbauchunke u. a.), Vögel (Weißstorch, Wiesenbrüter, Neuntöter, Raufußhühner u. a.) oder Pflanzen (Alpen-Mannstreu, Frauenschuh, Bodenseevergissmeinnicht u.a.) werden einem regelmäßigen Monitoring unterzogen. Der aktuelle Zustand einer Art gibt dabei Auskunft über mögliche negative Entwicklungen in einem Gebiet, denen mit geeigneten Managementmaßnahmen frühzeitig entgegengewirkt werden kann.

Als Beispiel für die Vielzahl an unterschiedlichen Erhebungen gibt das Frauenschuh-Monitoring im Europaschutzgebiet Gadental einen guten Einblick in die Monitoring-Praxis. Hier geht es zum Projektbericht

Der Frauenschuh im Gadental © RM Europaschutzgebiete

Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen

Die Ergebnisse von Zustandserhebungen mittels Monitoring sind die Grundlage für die eigentliche Naturschutzarbeit – die Umsetzung von geeigneten Maßnahmen zum Erhalt oder Verbesserung der Lebensräume der Schutzgüter. Im Jahr 2023 konnten 78 Einzelprojekte zur Umsetzung gebracht werden. Die Palette an Maßnahmen reicht von der Beseitigung von Neophyten über Gehölzpflege bis hin zur Anlage von Feuchtbiotopen oder Renaturierung von Mooren.

Reaktivierung der Feuchtbiotope im Bereich der Sponda Weiher in Frastanz © RM Europaschutzgebiete

Verbissschutz für Vogelbeeren © RM Europaschutzgebiete

Die Lebensraumgestaltung für Amphibien steht traditionell ganz oben auf der Liste der Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen. Exemplarisch hierfür zeigt der Projektbericht über die Feuchtbiotope für Gelbbauchunke, Kammmolch und Co im Gebiet der Seelache im Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder, wie aktiv Lebensräume gestaltet werden können.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Detailbericht Feuchtbiotope in der Seelache in Lustenau.

Aufgewertetes Feuchtbiotop im Bereich der Seelache © RM Europaschutzgebiete

Moore sind bekanntlich die besten Kohlenstoffspeicher auf unserem Planeten und unterliegen nicht zuletzt deshalb einem besonderen Schutz. Für den Erhalt dieser sensiblen Lebensräume müssen mögliche negative Einwirkungen durch intensive Nutzung oder Freizeitbetrieb auf ein verträgliches Maß reduziert werden. Mit der Sanierung eines Moor-Wanderweges am Langsee im Europaschutzgebiet Verwall wurde versucht, die Trittbelastung auf den Moorkörper durch Wanderer und Mountainbiker zu reduzieren.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Projektbericht Moor-Wanderwegsanierung Langsee.

Moor-Wegsanierung am Silbertaler Winterjöchle © RM Europaschutzgebiete

Wer mehr über das Regionsmanagement Europaschutzgebiete, die einzelnen Schutzgebiete und die zahlreichen Projekte in den Regionen erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen:

 

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Naturschutzverein Rheindelta
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.700 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein großes Dankeschön geht an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne die diese Arbeitseinsätze nicht möglich wären!

Vielfaltertage 2023 - den Goldruten geht es an den Kragen © RM Europaschutzgebiete

Die so genannten „Vielfaltertage“ sind ein fester Bestandteil der jährlichen Aktivitäten des Regionsmanagements Europaschutzgebiete. Dabei geht es um die Pflege oder Neuanlage von naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen unter Mitwirkung freiwilliger Helferinnen und Helfer, die sich aktiv für den Naturschutz einsetzen wollen.

Lebensräume von Menschenhand

Viele wertvolle Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen sind ein wichtiges Kriterium für deren Erhalt. Denn ohne Zutun des Menschen würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zusehends verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Darüber hinaus verdrängen eingeschleppte Pflanzenarten, so genannte invasive Neophyten, die heimische Flora. Auch hier muss nachgeholfen werden, um die heimische Biodiversität zu schützen. Wertvolle und sensible Lebensräume sind durch die intensivere Nutzung der Landschaft aber auch vielerorts verloren gegangen bzw. zurückgedrängt worden. Eine gezielte Anlage solcher Lebensräume sichert den Erhalt von vielen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten.

Die Streuwiesen in Gsieg-Obere Mähder - von ``Hand`` gemacht © RM Europaschutzgebiete

Vielfalt an Lebensräumen, Vielfalt an Maßnahmen      

Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Beseitigung von Neophyten und anderen Problempflanzen wie Springkraut, Goldrute oder Adlerfarn. In den Riedgebieten des Rheintals und im Frastanzer Ried geht es vor allem Springkraut und Goldrute an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Insgesamt wurden im Kalenderjahr 2023 49 Einsätze zur Bekämpfung von Neophyten und Problempflanzen organisiert.

Beherzter Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer in Vorarlbergs Riedgebieten © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertag im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete

Motivierte Helferinnen und Helfer in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete

Vor (links) und nach (rechts) dem Vielfaltertag © RM Europaschutzgebiete

Das Ergebnis kann sich sehen lassen © RM Europaschutzgebiete

Eine andere Maßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von aufkommenden Gehölzen, um den offenen Charakter der Landschaft oder eines speziellen Lebensraums, wie z. B. von Mooren, zu bewahren. Dies kommt auch vielen Bodenbrütern oder dem Neuntöter zugute, die gerne einen guten Überblick über ihr Revier bewahren. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jährlich im Fokus der Vielfaltertage.

Mosaikartiges Schwenden von Alpenrosen für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertag auf der Alpe Gibau © RM Europaschutzgebiete

Im Einsatz für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete

Anlegen von Huderstellen für das Birkhuhn © RM Europaschutzgebiete

Eine ausreichende und köstliche Verpflegung darf natürlich nicht fehlen © RM Europaschutzgebiete

Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern teilweise auch gepflanzt. Dies geschieht, wenn sie einen wichtigen ökologischen Wert, zum Beispiel als Futterpflanzen oder Nistbäume haben. Im Rheindelta können sich dank der Vielfaltertage das Braunkehlchen und der Orpheusspötter über neue Gehölze freuen. Kleingewässer, welche für die heimischen Amphibien eine essentielle Lebensgrundlage darstellen, werden gepflegt oder neu angelegt. In der Bregenzerachschlucht ergänzen neu angelegte Pfützen das Lebensraumangebot für Gelbbauchunken im Gebiet. Im Rheindelta wurden die Brutflosse der Flussseeschwalben wie jedes Jahr gereinigt, und für Fledermäuse wurden Nistkästen aufgehängt.

Verbissschutz für Vogelbeeren im Europaschutzgebiet Verwall © RM Europaschutzgebiete

Neue Lebensräume für die Gelbbauchunke im Europaschutzgebiet Bregenzerachschlucht © RM Europaschutzgebiete

Im Einsatz für die Gelbbauchunke © RM Europaschutzgebiete

Kooperationen und Partner

Betreuung der Brutfloße für Schwarzkopfmöwe und Flussseeschwalbe © RM Europaschutzgebiete

70 und mehr Vielfaltertage organisieren sich nicht von allein. Das Regionsmanagement setzt seit Jahren auf bewährte Partner und Kooperationen, darunter die Ortsgruppen der Naturwacht Vorarlberg, der Naturpark Nagelfluhkette und der Biosphärenpark Großes Walsertal, der Alpenverein Vorarlberg, die MACHWAS-Tage des aha-Jugendinfo Vorarlberg oder das Bergwaldprojekt und viele mehr. Ein großes Dankeschön gebührt den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, Gemeinden und Grundbesitzenden vor Ort, die die Vielfaltertage mit ihrer Fachexpertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause unterstützen. Nicht zuletzt möchten wir uns bei allen freiwilligen und motivierten Helferinnen und Helfern bedanken, die die Vielfaltertage in dieser Form überhaupt ermöglichen. Danke für euren unermüdlichen Einsatz für den Erhalt unserer heimischen Biodiversität!

Kooperation mit den MACHWAS-Tagen des aha Jugendinfo Service. Danke an die HAK Bregenz (2ea) für die Unterstützung im Europaschutzgebiet Roßbündta © RM Europaschutzgebiete

Voller Einsatz der Schülerinnen und Schüler bei den MACHWAS-Tagen im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete

Ein herzliches Dankeschön an die 3a des BG Schillerstraße © RM Europaschutzgebiete

Auch mit der Alpenvereinsjugend Montafon konnte erfolgreich Springkraut beseitigt werden © RM Europaschutzgebiete

Ein herzliches Dankeschön an das Team des Schweizer Bergwaldprojekts © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertage 2024 – wann und wo?

Auch im Jahr 2024 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage

In einem zweijährigen Projekt wurde der Moor-Wanderweg am Silbertaler Winterjöchle im Europaschutzgebiet „Verwall“ wieder auf Vordermann gebracht. Stein- und Holzbohlenwege erleichtern das Wandern und schützen den Moorkomplex vor Schädigungen.

Neuer Holzbohlenweg am Langsee im Europaschutzgebiet Verwall © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Das Projektgebiet im hinteren Silbertal an der Landesgrenze zu Tirol umfasst einen der größten und bedeutendsten Moorkomplexe im Europaschutzgebiet Verwall. Weitläufige Rasenbinsen-Moore, Schwingrasen und Moorseen charakterisieren das Quellgebiet der Litz auf 2.000 m Seehöhe. Das Silbertaler Winterjöchle bildet nicht nur die Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol, sondern markiert auch die Wasserscheide zwischen den beiden europäischen Flusssystemen von Rhein und Donau. Über Jahrhunderte als Übergang zwischen dem Schönverwall und dem Silbertal genutzt, ist das Gebiet rund um den Langsee auch heute noch ein beliebtes Tourenziel, sowohl für Wanderer als auch Mountainbiker auf „Durchfahrt“ zwischen den beiden Tälern.

Moore wachsen langsam

Erschwert wird der Besuch durch die vielfach nassen Bodenverhältnisse, die sich insbesondere nach der Schneeschmelze oder nach langanhaltenden Regenfällen zeigen. Aus einem vor Nässe triefenden Wanderweg werden durch ausweichende Besucher in weiterer Folge schnell zwei bis drei neue Trampelpfade, die den Druck auf das Moorgebiet durch zusätzliche Trittschäden weiter erhöhen. Trittschäden entstehen in erster Linie aber durch das Weidevieh, das im Moor auf der Suche nach Futter und Wasser einsteht. Aufgrund der kurzen Vegetationszeit und des harschen Klimas können sich Moore in dieser Höhenlage nur sehr langsam von Störungen ihrer Vegetationsdecke erholen. Daraus resultiert eine zunehmende Erosion offener Torfböden, was zu einer teils irreversiblen Schädigung des Moorkörpers führen kann.

Desolater Zustand des Wanderwegs erzeugt viele Nebenpfade durch die Moorfläche © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Alter und beschädigte Holzbrücke © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Sanierung des Wanderweges

In den Sommermonaten 2022 und 2023 wurden vom Wegebautrupp des Alpenverein Vorarlberg und unter Anleitung des Naturschutzvereins Verwall-Klostertaler Bergwälder bestehende Holzbohlenwege wieder instandgesetzt und feuchte Stellen des Wanderwegs mit Trittsteinen ergänzt. In Bereichen ohne verfügbare Steine wurden neue Holzbohlenwege angelegt, Nebenpfade blockiert und der bestehende Wanderweg neu markiert. Insgesamt erfolgten an 39 Wegabschnitten Ausbesserungen des Weges, davon 6 neue Holzbohlenwege aus Lärchenholz mit einer Gesamtlänge von 61 m, 24 Steinwege und 9 Wegblockaden zur Unterbindung von Trampelpfaden. Finanziert wurde das Projekt von der HYPO Vorarlberg Bank anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens sowie aus Mitteln des Naturschutzfonds und des Naturschutzvereins. Ein großes Dankeschön auch an den Wegebautrupp des Alpenverein Vorarlberg für die fachkundige Umsetzung.

Holztransport zur Alpe Fresch © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Einrichten der Baustelle auf knapp 2.000 m Seehöhe © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Der Wegebautrupp des Alpenvereins bei der Arbeit © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Der fertige Steinweg verhindert weitere Nebenpfade © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

In Bereichen ohne ausreichend Steine mussten Holzstege angelegt werden © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Einer der 6 Holzbohlenwege in Ausarbeitung © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Das Ergebnis - ein fertiger Holzbohlenweg © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Wegabschnitt vor der Umsetzung © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

... und danach © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Erster Meilenstein der Moorrenaturierung

Die umgesetzten Maßnahmen sind Teil weiterer Renaturierungsmaßnahmen, die im Moorkomplex am Langsee in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Weiterführende Arbeiten umfassen z. B. ein gezieltes Weidemanagement in Absprache mit den Alpbewirtschaftenden sowie die Bereinigung von weiteren hydrologischen Störstellen.

Europaschutzgebiet Verwall

Fläche:  12.057 ha
Höhe: von 1.160 – 2.912 m. ü. A.
Lage: Vorarlberger Anteil der Verwallgruppe im Montafon und Klostertal

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Verwall

800px-Hypo_Vorarlberg

Das Projekt wurde mit Mitteln der HYPO Vorarlberg Bank und des Naturschutzfonds Vorarlberg realisiert.
Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union.

Seit dem Jahr 2019 beobachtet das Regionsmanagement Europaschutzgebiete im Europaschutzgebiet Gadental die Entwicklung der wohl prachtvollsten heimischen Orchidee – des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus). Die Pflanzenbestände werden dokumentiert, um bei etwaigen negativen Entwicklungen geeignete Managementmaßnahmen zum Schutz des Bestandes abzuleiten.

Frauenschuh im Gadental © RM Europaschutzgebiete

Der Frauenschuh zählt im Naturwaldreservat und Natura 2000-Gebiet Gadental neben Grünem Koboldmoos, Alpensalamander, Kreuzotter, Schwarz- und Dreizehenspecht, Birk- und Alpenschneehuhn sowie Steinadler zu den wertgebenden Arten, denen besonderer Schutz gebührt. Mit seiner auffallenden Blüte zieht der Frauenschuh jährlich viele Besucherinnen und Besucher in das Schutzgebiet, findet er doch im Unterwuchs von lichten Spirkenwäldern und Latschenkrummholz optimale Voraussetzungen für eine ungestörte Entwicklung vor.

Frauenschuh unter Beobachtung

Auch zwischen Latschen ist der Frauenschuh zu finden © RM Europaschutzgebiete

Die wohl prachtvollste heimische Orchidee, der Frauenschuh © RM Europaschutzgebiete

In einem eigens entwickelten Monitoring werden Größe und Struktur der Population des Frauenschuhs erhoben und blühende sowie nicht-blühende Sprosse gezählt. Die erhobenen Daten lassen auch im Jahr 2023 auf einen sehr guten Zustand des Frauenschuh-Bestandes mit mehreren hundert Exemplaren schließen. Zwei von drei Sprossen trugen in diesem Jahr Blüten, was auf eine gute Altersstruktur und Fruchtbarkeit der Pflanzen schließen lässt.

Die regelmäßige Beobachtung der Entwicklung der Frauenschuh-Population und die Möglichkeit, potentielle negative Veränderungen des Lebensraumes dadurch frühzeitig zu erkennen, ist sehr wichtig, da die beeindruckende Orchidee eine lange Entwicklungszeit aufweist. So können von der Keimung bis zur ersten Blüte bis zu zehn Jahre vergehen. Auch der Erhalt offener und sonnenexponierter Stellen innerhalb des Waldlebensraums und Latschenkrummholzes ist bedeutend, da hier die für die Bestäubung des Frauenschuhs zuständigen Sandbienen (Gattung Andrena) ihren Lebensraum und ihre Nisträume vorfinden.

Neben dem Gadental wird das Frauenschuh-Monitoring auch in den Europaschutzgebieten Bregenzerachschlucht und Bangs-Matschels durchgeführt. Viele weitere Monitoring-Projekte für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten werden jährlich vom Regionsmanagement in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs koordiniert und umgesetzt. Unter anderem stehen die Bestände von Amphibien, Haselmaus, Steinkrebs, Weißstorch, Neuntöter, Schneehuhn aber auch Alpen-Mannstreu, Zwergrohrkolben und vielen mehr unter Beobachtung. Insgesamt wurden im Jahr 2023 über 20 Monitoringprojekte zu unterschiedlichen Arten und Lebensraumtypen in den Europaschutzgebieten durchgeführt.

Europaschutzgebiet Gadental

Fläche: 1.550 ha
Höhe: 970 m bis 2.500 m. ü. A.
Lage: Seitental des Großen Walsertals im Gemeindegebiet von Sonntag, Kernzone des Bio­sphärenparks Großes Walsertal

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Gadental

Die Seelache, ein trockengefallener ehemaliger Bachlauf mit reichem Röhricht- und Gehölzbestand, ist Teil des Europaschutzgebietes Gsieg-Obere Mähder in Lustenau. Von den größeren Weihern bis hin zu den nur zeitweise wasserführenden Tümpeln finden sich hier eine Vielzahl an Feuchtbiotopen mit überregionaler Bedeutung für unsere heimischen Amphibienarten. So ist in der Seelache nach dem Rheindelta das zweitgrößte Vorkommen des streng geschützten Kammmolchs in Vorarlberg dokumentiert. Nicht zuletzt deshalb hat die Instandhaltung der Biotope im Bereich der Seelache oberste Priorität.

Die Gelbbauchunke ist in vegetationsfreien Tümpeln hervorragend getarnt © RM Europaschutzgebiete

Damit Amphibien sich erfolgreich fortpflanzen können, sind Laichgewässer mit geeigneten Vegetationsstrukturen unabdingbar. An der Seelache finden sich mehr als ein Dutzend Weiher und Tümpel von unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Die darin vorkommenden Molcharten Kammmolch, Teichmolch und Bergmolch benötigen Gewässer mit Wasserpflanzen, an deren Blätter sie ihre Eier ablegen können. Gelbbauchunken hingegen bevorzugen Flachgewässer, die vegetationsarm sind und zeitweise sogar trockenfallen. Die Gelbbauchunke besiedelt von Natur aus dynamische Lebensräume in Fluss- oder Bachauen, bei denen aufgrund der natürlichen Überschwemmungsdynamik stetig offene Pionierstandorte zur Verfügung stehen. In unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft sind Flussläufe mit einem natürlichen Abflussregime nur noch vereinzelt vorhanden, weshalb für den Erhalt von Lebensräumen für die Gelbbauchunke vielfach aktiv nachgeholfen werden muss. Hierzu zählt beispielsweise das Entfernen von Ufervegetation oder von Bodengrund. Dabei ist die Gelbbauchunke schon mit wenigen Quadratmeter großen Tümpeln zufrieden und nutzt für die Ablage ihrer kleinen Laichklumpen mitunter auch Vertiefungen in Fahrspuren von Bewirtschaftungswegen.

Habitatpflege in der Praxis

Vollständig mit Goldruten bewachsene oder verlandete Biotope bieten keinen Lebensraum mehr für Amphibien © RM Europaschutzgebiete

Für die Instandhaltung von Feuchtbiotopen ist maschinelle Unterstützung erforderlich © RM Europaschutzgebiete

Bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein mit Mitarbeitern der Marktgemeinde Lustenau wurde von Seiten des Regionsmanagements für das Jahr 2023 die Instandhaltung von vier Feuchtbiotopen vorgeschlagen. Durch eine über mehrere Jahre andauernde Planung und kontinuierliche Umsetzung von Pflegemaßnahmen wird gewährleistet, dass stets Gewässer unterschiedlicher Sukzessionsstadien vorhanden sind und somit die Lebensraumansprüche der verschiedenen Amphibien-Arten entsprechend Berücksichtigung finden. Bereits seit vielen Jahren sind die Mitarbeiter der Marktgemeinde Lustenau wichtige und wertvolle Partner für den Erhalt des Schutzgebietes Gsieg-Obere Mähder. Die notwendigen Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen für die Schutzgüter werden nicht nur positiv mitgetragen und teilweise auch durch die Mitarbeiter des Bauhofes umgesetzt, sondern auch finanziell von der Gemeinde unterstützt. So sind für die anfallenden Kosten der Instandsetzung der Feuchtbiotope im Jahr 2023 zu gleichen Teilen die Marktgemeinde Lustenau und der Vorarlberger Naturschutzfonds aufgekommen. Die Koordination als auch die Einholung der behördlichen Bewilligungen und die Begleitung der Maßnahmen vor Ort erfolgte durch das Regionsmanagement Rheintal. Die Instandhaltung der Feuchtbiotope wurde Mitte Februar 2023 in Angriff genommen. Bei niedrigen Temperaturen und trockenen Witterungsverhältnissen kann trotz Einsatzes eines Baggers auf eine möglichst bodenschonende Umsetzung geachtet werden.

Feuchtbiotope nach Abschluss der Aufwertungsmaßnahmen © RM Europaschutzgebiete

Auch die kleinflächigen Biotope bieten wertvollen Lebensraum © RM Europaschutzgebiete

Im Jänner 2023 führten die Mitarbeiter des Bauhofes Lustenau außerdem entlang des beliebten Spazierweges des Seelachendammes umfassende Gehölzpflegemaßnahmen durch. Dabei stand die Wege- und Sturmsicherung im Vordergrund. Insbesondere vom Eschentriebsterben befallene Bäume entlang des Weges wurden für eine sichere Nutzung der Spazierwege gefällt. Darüber hinaus wurden aber auch lebensraumverbessernde Maßnahmen für Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Insekten umgesetzt, indem Sichtschneisen auf die angrenzenden Streuewiesen freigehalten und anfallendes Astmaterial vor Ort als wertvolle Rückzugsstrukturen aufgeschichtet wurden.

Anfallendes Astmaterial wird vor Ort als Rückzugsstrukturen für Kleinsäuger und Insekten aufgeschichtet © RM Europaschutzgebiete

Durch dieses gemeinsame Engagement der Marktgemeinde Lustenau und des Regionsmanagements konnte im Europaschutzgebiet Obere Mähder bereits zu Jahresbeginn ein besonderes und wichtiges Refugium für seltene Arten aufgewertet werden. Allen Beteiligten und Mitwirkenden gebührt ein großer Dank für die Planung und Umsetzung dieser wertvollen Maßnahmen und den Einsatz für den Schutz dieser bedrohten Tierarten.

Die Biotope im Bereich der Seelache wurden außerdem im Zuge der Landschaftsreinigung mit tatkräftiger Unterstützung von Freiwilligen von unerwünschtem Müll befreit © RM Europaschutzgebiete

Charakteristisch für den Kammmolch ist die gefleckte orange bis gelbe Bauchseite © Daniel Leissing

Bergmolche haben eine ungefleckte, orange Bauchseite. Dieses Männchen trägt gerade seine farbenprächtige Wassertracht © Daniel Leissing

Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder

Fläche: 73,1 ha
Höhe: 410 m. ü. A.
Lage: im nördlichen Rheintal, süd-östlich von Lustenau

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder

Über die Verbreitung der Haselmaus in Vorarlberg ist nur wenig bekannt. Seit 2022 wird in Vorarlbergs Europaschutzgebieten nach Hinweisen des nachtaktiven Nagers gesucht – und das mit Erfolg!

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) © Rolf Eberhardt

Eine Maus, die keine ist

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist in der Europäischen Union eine seltene und schützenswerte Art und findet sich darum auf der Liste der „streng zu schützenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse“ (Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie).

Die Haselmaus ist streng genommen keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zur Familie der Bilche. Sie wird maximal 90 mm lang und hat ein Gewicht von 15-40 g. Ihre Fellfarbe variiert von gelbbraun bis rotbraun, wobei der Bauch etwas heller ist. Der Schwanz der Haselmaus ist dicht behaart. Das ist neben der Größe das Unterscheidungsmerkmal zur Zwergmaus, mit der sie auf Grund der Fellfarbe leicht verwechselt werden kann.
Haselmäuse bewohnen Laub- und Mischwälder mit gut entwickelter Strauchschicht und dicht verwachsenen Waldrändern. Auch junge Sukzessionsstadien auf sonnig-lichten Schlagfluren und Windwurfflächen werden gerne besiedelt. Sobald der Wald jedoch von einem geschlossenen Kronendach dominiert wird, wandern Haselmäuse an den Waldrand oder verlassen das Waldstück. Auch in der Nähe von Gewässern sowie in Au- und Bruchwäldern kann die Haselmaus häufig angetroffen werden.

Nisthilfe für die Haselmaus in einem potenziellen Habitat © RM Europaschutzgebiete

Typische Fraßspuren der Haselmaus an Haselnüssen © RM Europaschutzgebiete

Die Haselmaus in Vorarlberg

Das breite Lebensraumspektrum bedingt, dass die Haselmaus nahezu in allen Regionen in Vorarlberg zu finden ist. Dennoch ist nur wenig über die Verbreitung dieser unauffällig lebenden Art in Vorarlberg bekannt. Im Jahr 2017 wurde nach ersten Freilanduntersuchungen in Vorarlberg der aktuelle Wissensstand in der Arbeit von KLARICA et al (2017) zusammengefasst. Die Arbeit ist in inatura – Forschung online erschienen.  Nachweise sind vom Bodenseeraum über den hinteren Bregenzerwald bis ins Klostertal bekannt.

Ein erfolgreicher Nachweis in einer Nisthilfe © RM Europaschutzgebiete

Seit 2022 hat es sich das Regionsmanagement Europaschutzgebiete zur Aufgabe gemacht, die Natura 2000-Gebiete in Hinblick auf das Vorkommen der Haselmaus genauer zu untersuchen. Als Standardmethode zur Erbringung von Nachweisen haben sich Niströhren etabliert, welche von der Haselmaus für die Anlage von Tagesnestern genutzt werden. Der Nachweis der Haselmaus erfolgt dann entweder über eine direkte Sichtung, typische Nagespuren an Nussschalen oder den charakteristischen Nestbau in der Niströhre. Die Niströhren werden im zeitigen Frühjahr in potenziell geeigneten Lebensräumen aufgehängt und regelmäßig kontrolliert. Und tatsächlich konnten 2022 und 2023 in 6 Europaschutzgebieten vom Bodensee bis zum Klostertal Haselmausvorkommen durch angenommene Niströhren nachgewiesen werden.

Der bisherige Erfolg der Nachsuche soll auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Ziel ist es, alle geeigneten Europaschutzgebiete zumindest einmal zu beproben. Darüber hinaus sind Hinweise aus der Bevölkerung wichtig, um Wissenslücken in weniger untersuchten Gebieten – z. B. auch in Siedlungsnähe – sukzessive schließen zu können.

Nest der Haselmaus in der Nisthilfe © RM Europaschutzgebiete

Bei der linken Haselnuss war offensichtlich eine Haselmaus am Werk © RM Europaschutzgebiete

Nachweise der Haselmaus in den Europaschutzgebieten 2022 und 2023 

Ist das eine Haselmaus?
Hinweise, Beobachtungen oder Zufallsfunde der Haselmaus können an die inatura Erlebnis Naturschau oder mit Hilfe der App observation.org gemeldet werden.

Weitere Informationen zur Haselmaus und anderen Kleinsäugern in Österreich finden sich unter www.kleinsaeuger.at

Umfangreiche Forschungen der letzten Jahre im Naturwaldreservat Rohrach legen bemerkenswerte Ergebnisse offen und bestätigen den Wert des Schutzgebietes. Der folgende Bericht publiziert erste Ergebnisse und lässt hinter die Forschungskulissen blicken.

Totholz im Rohrach © RM Europaschutzgebiete

Das Naturschutzgebiet Rohrach in den Gemeindegebieten von Hohenweiler und Möggers ist seit 1992 ein Naturwaldreservat. Im Schutzgebiet sind Nutzungen ausgeschlossen und einer natürlichen Waldentwicklung und Dynamik wird auf 50 ha uneingeschränkt Raum gegeben. Ergänzend ist seit 1995 das Gebiet auch ein Europaschutzgebiet und damit Teil des Natura 2000-Netzwerks. Unmittelbar an der Staatsgrenze schließt ein deutsches Natura 2000-Gebiet mit 170 ha an, welches den Wert für eine staatenübergreifende Biotopvernetzung nochmals steigert. Die Ausweisung zum Naturwaldreservat 1992 zielt auf eine ungestörte Waldentwicklung für wissenschaftliche Beobachtungszwecke ab. Eine umfassende und tiefgehende Ersterhebung, geleitet von Prof. Georg Grabherr, lieferte bereits in den 90er Jahren wichtige Einblicke zur Waldstruktur bzw. ausgesuchten Arten.[1] Damit besteht die Grundlage, die Entwicklung ehemals bewirtschafteter Wälder hin zu Naturwäldern wissenschaftlich beobachten und dokumentieren zu können.

Eine ökologische Schatztruhe

Deutsche Forstkollegen von der Schutzgebietsbetreuung © RM Europaschutzgebiete

Das Untersuchungsgebiet - das Naturwaldreservat Rohrach © RM Europaschutzgebiete

Kartierungen auf deutscher Seite beginnend ab 2017 ergänzen die Forschungsdaten und haben bedeutende Ergebnisse mit sich gebracht. Neben seltenen Pilzen und sogenannten „Urwaldreliktarten“ – also vom Aussterben bedrohte, ursprünglich urwaldbesiedelnde Insektenarten, die auf Totholz und die strukturellen Charakteristika von Naturwäldern angewiesen sind – konnten die deutschen Kolleginnen und Kollegen mit Superlativen aufwarten. Mit den insgesamt 113 Arten – darunter zwei überaus seltene Urwaldreliktarten sowie eine für die Wissenschaft neue Art aus der Familie der Rindenkäfer [2] – wurde die Erwartungshaltung an den Naturwald weit übertroffen. Auch für sehr seltene Pilze zeichnet sich das Gebiet aus.
Die Rohrachschlucht ist treffend als ein „Allgäuer Schatzkästchen für Europas Naturerbe“ bezeichnet worden.[3] Dies wiederum hat die Verantwortlichen auf österreichischer Seite veranlasst, zum 30-jährigen Jubiläum des Naturwaldreservates eine tiefgehende Folgeuntersuchung zu beauftragen. In der Hoffnung aus dem „Schatzkästchen“ eine grenzüberschreitende „Schatztruhe“ zu öffnen, ist mit Hilfe des Waldfonds der Republik Österreich eine neuerliche waldökologische Bestandsdokumentation in Angriff genommen worden. Die Waldstrukturerhebung ergänzen noch weitere Untersuchungen zu Vögel, Pilze, Flechten und Käfer. Insgesamt umfasst das Projekt ein Volumen von ca. 150.000 €.

Alt tritt auf Neu

Die Ersterhebung aus dem Jahr 1999 basiert auf einer genau dargelegten Methodik, um späteren Folgeuntersuchungen als Vergleichsmaßstab zu dienen. Damals sind mit dem Landesvermessungsamt und der Forstbehörde zur Markierung der 46 Inventurpunkte sowie den vier Dauerversuchsflächen Eichenpflöcke eingeschlagen worden und Waldstrukturdaten zu Baumarten, Baumhöhen, Totholzanteil, Vegetationstypen und Waldgesellschaften aufgenommen worden. Dreißig Jahre nach Unterschutzstellung folgt die Wiederholungsaufnahme im Wesentlichen der gleichen Methodik mittels Inventurpunkten, Transekten und Dauerversuchsflächen durch die Kärntner Expertinnen und Experten der Firma E.C.O. – Institut für Ökologie.

Feldaufnahmen © Florian Raidt

Vegetationsaufnahme Dauerversuchsfläche © E.C.O Klagenfurt

Totholzaufnahme © E.C.O Klagenfurt

Die neuen Aufnahmen wurden jedoch an die heutigen Möglichkeiten angepasst. Durch die rasante Weiterentwicklung von Vermessungsmethoden kann in der Waldstrukturerhebung an den technologischen Fortschritt der Digitalisierung angesetzt werden. Die Basisdaten werden nunmehr auch durch eine hochqualitative Erfassung des Waldes mittels Fernerkundung ergänzt. Wo früher Theodolit, Maßband und Kompass zum Einsatz kamen, unterstützen heute Drohnen, GPS und Tablets die Kartiertrupps. Für die Befliegung mit einer Spezialdrohne samt entsprechenden Sensoren zeichnete sich die Firma Alto Drones aus Südtirol verantwortlich. Laservermessung per Drohne, gepaart mit terrestrischen Laserscans liefern ein präzises 3d-Modell vom Rohrach.

Drohne mit Scanner © Alto Drones

Drohnenbefliegung, Routenplanung © E.C.O Klagenfurt

Terrestrisches Laserscanning © RM Europaschutzgebiete

Drohnenbefliegung, Punktewolke © E.C.O Klagenfurt

Die Befliegung mit einer Spezialdrohne samt entsprechenden Sensoren hat die Firma Alto Drones aus Südtirol durchgeführt. Laservermessung per Drohne, gepaart mit terrestrischen Laserscans liefern ein präzises 3d-Modell vom Rohrach. Die klassischen Felddaten können mit dem digitalen Abbild des Rohrachs verglichen, und Modelle für zukünftige Erhebungsmethoden damit entsprechend erprobt und kalibriert werden. Die Datenaufbereitung, Modellberechnungen und Analysen der Fernerkundung wurden von der Technischen Universität Wien – Department für Geodäsie und Geoinformation bearbeitet.
Die gesamten Ergebnisse werden demnächst in einem umfassenden Bericht veröffentlicht, vorab kann aber bereits verraten werden: im Naturwaldreservat Rohrach lassen sich sowohl in der Struktur des Waldes als auch in den Waldgesellschaften bedeutende Entwicklungen erkennen. Das Gebiet hat sich in Bezug auf Waldzusammensetzung, Totholz, Dynamik etc. deutlich in Richtung eines Naturwaldes entwickelt.

Herausfordernde Geländearbeiten

Landesrat Zadra mit alter Vermarkung und den Gebietsbetreuern © Florian Raidt

Vermessungspunkt im Rohrach © Florian Raidt

Ohne klassische Feldarbeit kommt die Wissenschaft trotz aller Technologien zum Glück noch nicht aus und so muss neben der umfassenden Computerarbeit das Datenmaterial immer noch vor Ort gewonnen werden. Die Stichprobenpunkte sowie Dauerversuchsflächen wurden im Jahr 2022 unter Zuhilfenahme von digitalen Gelände- und GPS-Daten neuerlich aufgesucht und mit Stahlrohr-Vermessungsmarken gekennzeichnet. Die Arbeiten in dem steilen Terrain bei schlechtem Wetter waren äußerst herausfordernd und teilweise auch gefährlich. Einige Bereiche konnten nur mit Seilsicherung oder gar nicht mehr begangen werden.
Im Jahr 2023 folgten dann die Erhebung durch weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der deutsche Ornithologe Daniel Honold ist ein Experte für die lokalen Vogelvorkommen im Allgäu und Vorarlberg. Neben den zu erwartenden Waldvogelarten waren auch bemerkenswerte Arten dabei und die Sichtung eines Uhus zu Beginn im Frühjahr ließ die Vorfreude auf eine spannende Kartierungsperiode noch steigen. Neben der eigentlichen Artenliste wird aktuell der Vergleich mit den Ersterhebungsdaten von Georg Willi Einblicke in die Entwicklung des Rohrach bringen.

Bachquerung bei Hochwasser © E.C.O. Klagenfurt

Begehung einer Rutschfläche © E.C.O Klagenfurt

Materialtechnisch und logistisch herausfordernder wurde es mit den Kolleginnen und Kollegen vom Ökoteam aus Graz, die sich auf die Suche nach xylobionten Käfern machten. Dies sind holzbewohnende und insbesondere totholzbesiedelnde Käfer. –  Für deren Nachweis braucht es sogenannte Flugfensterfallen. Um diese im Gebiet in ausreichender Höhe zu installieren, wurden die Zugseile mittels Pfeil und Bogen in die Astbereiche der Bäume geschossen. Über Handsammlung, Klopfschirm und Leuchtzelte wurden zudem möglichst viele Insekten für das Labor in Proberöhrchen gesammelt. Zur Freude aller zeigten bereits die ersten Sichtungen einzelne sehr seltene bzw. gefährdete Käferarten und auch Urwaldreliktarten. Die finale Artenliste wird die bemerkenswerten deutschen Funde nochmals bestätigen und ergänzen.

Installation der Fensterfallen mit Pfeil und Bogen © RM Europaschutzgebiete

Nachtleuchten für Insektenkartierung © Ökoteam Graz

Proben xylobionte Insekten © Ökoteam Graz

Ganz ohne Material aber dafür sehr bedächtig suchend, mit dem Blick auf ein ganz eigenes Reich von Lebewesen, machten sich die Pilzkundler vom FH Johanneum Graz in die Tobel des Rohrachs auf. Auch wenn nicht Eingeweihten die Pilzkunde mit tausenden von Arten ein Mysterium bleiben wird, die Begeisterung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über einen Fund äußerst seltener oder für Vorarlberg noch nicht nachgewiesener Arten ist auch für Laien mehr als „ansteckend“. Die gerade aktuell publizierte Rote Liste der Pilze Vorarlbergs kann durch mehrere neue Funde aus dem Rohrach ergänzt werden. Hinzu kommen noch weitere gefährdete oder seltene Pilzarten, die im Rohrach einen Lebensraum finden.

Mit Dr. Veronika Pfefferkorn-Dellali als Flechtenexpertin aus Salzburg nahm auch noch eine Forscherin teil, die bereits bei der Grundlagenerhebung in den 90er Jahren mitgewirkt hatte. Sie wurde vom in Fachkreisen weltweit geschätzten Prof. Roman Türk begleitet. Flechten gelten als hervorragende Indikatoren für Umwelteinflüsse, insbesondere Luftschadstoffe. Erschreckenderweise fanden sich im Rohrach nur mehr sehr wenige Flechtenarten. Die Untersuchungsmethodik wurde daher über das Rohrach hinaus ausgeweitet und wird noch 2024 weiterverfolgt, um eine genauere Ursachenbestimmung liefern zu können. Es zeigt sich aber, dass die Forschung im Rohrach noch lange nicht abgeschlossen ist und eigentlich erst richtig beginnt. Auch bei der Fernerkundungsmethodik ergaben sich neue Forschungsfragen, die über eine Diplomarbeit an der TU Wien weiterverfolgt werden sollen und somit auch jungen Forscherinnen und Forschern den Weg in die Tobel des nördlichen Vorarlbergs eröffnen.

Kartiertrupps im Feld © RM Europaschutzgebiete

Was für ein Name für einen Pilz: Rosavioletter Klumpfuß (Cortinarius sodagnitus) © Friebes

Naturwaldforschung im Fokus

Untersuchungen zu naturnahen Wäldern und deren Biodiversität sind derzeit stark nachgefragt. Es stellen sich vermehrt Fragen zu Klimawandelanpassungsstrategien sowie Waldzustandsaspekten auf wissenschaftlicher und politischer Ebene. Eine zentrale Frage ist dabei die mögliche Steigerung der Kohlenstoffspeicherung in Wäldern, die sich von Wirtschaftswäldern zu Naturwäldern entwickeln, und wie sich diese Entwicklung auch auf andere Ökosystemleistungen auswirkt. Hinsichtlich der aktuellen Herausforderung des Klimawandels stellt das bedeutende Kohlenstoffspeicherpotenzial von Wäldern eine wichtige Stellgröße für das Erreichen der Pariser Klimaziele dar. Das Thema der „Proforestation“ also der Steigerung von Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität in bestehenden Wirtschaftswäldern gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und findet sich in unzähligen nationalen und internationalen Strategien.

Mit typischen Tannenwäldern der submontanen Stufe stellt das Rohrach österreichweit eine Besonderheit dar und bietet für das niederschlagsreiche Alpenvorland eine Referenzfläche. Das Land Vorarlberg kann hier in Zusammenarbeit mit Bayern einen erheblichen Beitrag in der Naturwaldforschung leisten. Da die Außernutzungsstellung schon 30 Jahre zurückliegt, hat das Rohrach einen bedeutenden Vorsprung gegenüber allen neu einzurichtenden Referenzflächen.

[1] Grabherr, G. et al. (1999): Ein Wald im Aufbruch – Das Naturwaldreservat Rohrach, Hrsg. Bristol Stiftung.
[2] Schmidl, J. & Bußler, H. (2018): Totholzkäfer-Kartierung Tobelwälder Schwaben. – Entomologisches Fachgutachten im Auftrag der Reg. v. Schwaben (unveröffentlicht).
[3] Mittermeier, B. (2020): Das FFH-Gebiet Rohrachschlucht – ein Allgäuer Schatzkästchen für Europas Naturerbe.  ANLiegen Natur 42(2): 33–40, Laufen.

Europaschutzgebiet Rohrach

Fläche: 50 ha
Höhe: 540 bis 720 m. ü. A.
Lage: in den Gemeindegebieten von Hohenweiler und Möggers im nördl. Leiblachtal an der Grenze zu Deutschland

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Rohrach

Mit Unterstützung des Waldfonds Österreich

TU Wien © TU Wien

Naturwaldforschung im Rohrach © ECO Klagenfurt

Naturwaldforschung im Rohrach © RM Europaschutzgebiete

Drohnenbefliegung © Alto Drones

Bregenzerwald I Die Ausweisung der Rohrachschlucht als Naturwaldreservat wurde 1992 auf einer ungestörten Waldentwicklung für wissenschaftliche Beobachtungszwecke begründet. Zum 30-jährigen Bestand werden mit Bundesfördermitteln eine Folgeuntersuchung durchgeführt und neue Technologien zur Felderhebung erprobt.

Unter der Leitung von Prof. Georg Grabherr erhob man 1999 die Waldstruktur sowie ausgesuchte Arten unter hohem wissenschaftlichen Anspruch im Rohrach. Mit Unterstützung des Landesvermessungsamtes wurde in dem schwierigen Gelände ein Raster sowie mehrere Transekte vermarktet. Zur Unterstützung der neuerlichen Forschungsarbeit konnten 2022 hochqualitative digitale Basisdaten mittels Laserscanning vorab gewonnen werden. Ein auf Drohnen spezialisiertes Vermessungsbüro aus Südtirol, die Techn. Universität Wien – Institut für Geodäsie und Geoinformatik sowie ein Kärntner Umweltbüro bereiteten die hochaufgelösten digitalen Geländemodelle sowie Punktwolken der Waldvegetation vor.

Diese Vorarbeiten erleichterten zwar die Suche sowie die neuerliche Markierung der Punkte, die Feldaufnahmen in dem schwer zugänglichen Schluchtwald blieben für das Kartierteam aber sehr herausfordernd und teilweise gefährlich. Die digitale Vermessung des Waldes lässt zudem völlig neue Forschungsansätze zu. Die Untersuchung wird mit rund 60.0000 € aus dem Waldfonds des Bundes gefördert.

Als Ergänzung zur laufenden Waldstrukturerhebung wurden im Jahr 2022 noch Untersuchungen zu diversen Arten in Auftrag gegeben. Bis Zum Abschluss des Forschungsprojekts 2024 werden die Avifauna, Pilze, Flechten und Käfer aufgenommen.

In Würdigung der Arbeiten des kürzlich verstorbenen Prof. Georg Grabherr ist es ein erklärtes Ziel, neuerlich eine gesammelte Forschungspublikation über das Rohrach zu veröffentlichen. Nach der Novellierung der Gebietsverordnung 2022 bieten die Arbeiten eine wertvolle Grundlage für die europäische Naturwaldforschung und bekräftigen die den Fortbestand des Naturwaldreservats.

Storchenberingung © RM Europaschutzgebiete

Storchenberingung © RM Europaschutzgebiete

Besenderung Weißstorch © RM Europaschutzgebiete

Zugroute der besenderten Störche

Bodensee I Das jährliche Storch-Monitoring am Bodensee und im Rheintal liefert spannende Einblicke in das Zugverhalten der Störche.

Nach dem Aussterben des Weißstorchs in Vorarlberg im 19. Jahrhundert wurden mit diversen Wiederansiedlungsprojekten ab den 1980er Jahren wieder erfolgreiche Bruten in Vorarlberg dokumentiert. Seither hat sich der Bestand ständig erhöht. Dies ist nicht nur den zur Verfügung gestellten Brutmöglichkeiten geschuldet, sondern hat auch damit zu tun, dass durch die Änderung der Bewirtschaftungsweise im Rheintal regelmäßig kurz geschnittene Wiesen für die Nahrungssuche vorhanden sind. Und auch der Klimawandel spielt eine Rolle, führen doch die geringeren Niederschläge im Frühjahr zu immer mehr erfolgreichen Bruten.

Der Storch, als klassischer Zugvogel, eignet sich hervorragend für Forschungsfragen über das Zugverhalten unserer heimischen Vögel. Seit über 10 Jahren werden junge Weißstörche in Vorarlberg in ihren Horsten im Frühsommer beringt. Da sich aus den Ringmeldungen immer wieder interessante Daten ergeben, werden seit 2016 einige Jungstörche zusätzlich mit einem Sender versehen. Die Beringungen erfolgen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Vogelwarte in Wien, die Besenderung mit dem Max-Plank-Institut und deren Außenstelle der Vogelwarte in Radolfszell. Im vergangenen Jahr konnten so 77 Jungstörche beringt und 8 Weißstörche mit Sendern ausgestattet werden.

Im Jahr 2022 brüteten 88 Storchenpaare in Vorarlberg. Insgesamt wurden 186 Jungtiere flügge, was einem Bruterfolg von 2,11 Jungtieren pro Paar entspricht. Der gute Bruterfolg war eindeutig auf die trockenen Monate April bis Juni zurückzuführen. Im Winter 2021 / 2022 wurden bei koordinierten Winterbestandszählungen gemeinsam mit der Schweiz und Liechtenstein 145 Tiere in der Fußacher Bucht gezählt.

Dass immer mehr Weißstörche den Winter in Vorarlberg verbringen, ist auf mildere Winter und die bessere Verfügbarkeit von Futter zurückzuführen.

Die Rückmeldungen von Ringbeobachtungen und die Satellitendaten über die Flugrouten durch die Sender lieferten spannende Ergebnisse zum Zugverhalten der Störche. So gehören „unsere“ Störche zu den klassischen Westziehern. Das bedeutet, dass sie auf ihrer Zugroute in den Süden entlang der Alpen nach Westen fliegen und dann über Spanien und Gibraltar nach Afrika gelangen. Die weitesten Zugstrecken führen sie dabei bis nach Mali und in den Senegal. Einzelne Störche zeigen jedoch ein vollkommen anderes und zuweilen weniger erfolgreiches Zugverhalten. So verirrte sich der Storch „Alwin“ auf Sizilien, von wo er mehrere erfolglose Überflugversuche über das Mittelmeer nach Tunesien unternahm.

Eine weitere interessante Erkenntnis aus den Senderdaten ist die Tatsache, dass ältere Störche vermehrt den Winter bevorzugt in Vorarlberg verbringen, Jungstörche jedoch ausnahmslos nach Süden ziehen. Ob sich dieser Trend verstärkt oder bei zunehmenden Temperaturen das Zugverhalten ganz eingestellt wird, werden die Ergebnisse der nächsten Jahre zeigen.

Einige sehr wichtige Moorschutzprojekte, wie die Renaturierung der Moore „Fohren“ in Egg-Schetteregg und „Salgenreute“ in Krumbach, wurden dieses Jahr abgeschlossen.

Moor Renaturierung im „Fohren“ in Egg-Schetteregg © RM Europaschutzgebiete

Moor Renaturierung im Witmoos © RM Europaschutzgebiete

Skizze Renaturierung © RM Europaschutzgebiete

Bregenzerwald I Mit der neuen österreichischen Moorstrategie sowie dem Landes-Aktionsplan Moorschutz wurden 2022 strategische Grundlagen verankert. Das Regionsmanagement ist stark in die Planung und Umsetzung von Moorsanierungen involviert und wird diesen Schwerpunkt im Vorarlberger Naturschutz sukzessive in den nächsten Jahren fortführen.

Einige sehr wichtige Moorschutzprojekte wurden dieses Jahr abgeschlossen. Die extreme Sommerhitze verdeutlichte, welcher Druck auf Feuchtflächen durch die Klimaerwärmung lastet und Sanierungen die Resilienz dieser Gebiete erhöhen müssen.

Prozessschritte für Planung, Ausschreibung und Umsetzung der Renaturierungen haben sich mittlerweile auf allen Ebenen gut eingespielt. Im Frühjahr wurden im Fohramoos die letzten Dammbauwerke nachgebessert. Mit der Stadt Dornbirn konnte zudem der Schutz des Niedermoors bei „Langwies“ durch einen Holzbolenweg optimiert werden (siehe auch Besucherlenkung). Die möglichen Maßnahmen für das Fohramoos sind damit größtenteils abgeschlossen. Das Europaschutzgebiet Witmoos wurde in zwei Bauphasen (August und Dezember) ebenfalls hydrologisch vollends saniert.

Abschließend verbessern seit Herbst zwei Renaturierungen das „Fohren“ in Egg-Schetteregg und „Salgenreute“ in Krumbach. Im Zuge dieser Baustellen wurden neue Dammtypen (Rundholzarmierung und Kunststoff-Spundwände) erfolgreich angewendet.

Die Kooperation des Regionsmanagements mit dem Naturpark Nagelfluhkette brachte Synergien, die zukünftig den Moorschutz im Bregenzerwald durch eine weitere Institution beschleunigen werden.

Vorarlberg ist damit in der Umsetzung 2022 einen wichtigen Schritt vorangekommen und auch sehr gut in ein überregionales fachliches Netzwerk eingebunden. Mit dem Workshop „Alpenmoore und Klimaschutz“ vom 29.-30.08.2022 der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf konnte beispielsweise eine intern. Tagung für Strategien zum klimaschonenden Moormanagement mit Fachexpert:Innen aus Deutschland, Österreich und Schweiz nach Vorarlberg geholt werden. Ebenfalls befruchtend ist die wiss. Expertise der Uni Kiel im Kleinwalsertal. Dies könnte bereits 2023 in praktischen Maßnahmen zum Schutz der Moore vor Ort münden.

Die Erkenntnisse und Daten zur Bewahrung und Verbesserung von Mooren und Feuchtflächen werden der Öffentlichkeit sowie den weiteren Fachstellen breit kommuniziert bzw. auch von anderen Institutionen (IG Moorschutz, UBA etc.) genutzt.

Riedrotationsbrachen sind in Streuwiesen wertvolle Artenschutzmaßnahmen, die spät blühenden Arten zu Gute kommen.

Markierung einer Riedrotationsbrache © RM Europaschutzgebiete

Lungen-Enzian im Bangser Ried © RM Europaschutzgebiete

Duft-Lauch im Bangser Ried © RM Europaschutzgebiete

Rheintal I Die Streuwiesen in den Talebenen von Rheintal und Walgau zählen aufgrund ihrer hohen Artenvielfalt zu den besonders schützenswerten Lebensräumen.

Streuwiesen sind Feuchtwiesen, die nicht gedüngt und nur einmal im Herbst gemäht werden. Aufgrund dieser traditionellen Bewirtschaftung sind sie besonders wertvoll für anspruchsvolle Pflanzen und Tiere, die in intensiv genutzten Wiesen keinen Lebensraum mehr finden. Manch Schmetterling mit besonderen Anforderungen an Futterpflanzen wird nur noch in Streuwiesen fündig. Auch bodenbrütende Vögel wie der Große Brachvogel sind für eine erfolgreiche Brut und Aufzucht ihrer Küken auf störungsfreie Riedwiesen angewiesen.

Für viele spät im Jahr wachsende Blumen bleibt in Streuwiesen ausreichend Zeit für Blüte und Samenreifung. Dennoch gibt es einige Spezialisten wie Duft-Lauch oder Lungen-Enzian, die zum gesetzlichen Mahdtermin ab 01.09. ihre Samenreife noch nicht erreicht haben. Für diese Pflanzen aber auch für viele Insekten, deren Entwicklungszyklus im Spätsommer noch nicht abgeschlossen ist, setzt das Regionsmanagement Rheintal in guter Zusammenarbeit mit Landwirten wertvolle Artenschutzmaßnahmen um.

Manche Bewirtschafter erklären sich bereit, freiwillig die Mahd auf den 01.10. zu verzögern, andere sind mit der Anlage von Riedrotationsbrachen auf ihren Streuwiesen einverstanden. Dabei werden bis zu 10 % der Fläche von der Herbstmahd ausgenommen und bleiben für ein Jahr ungemäht stehen. Im nächsten Jahr wird der Bracheteil auf der gleichen Streuwiese verschoben. Das Regionsmanagement Rheintal sorgt gemeinsam mit den Gebietsbetreuenden dafür, dass die Anlage der Brachen allen Fördervorgaben Rechnung trägt und die Bewirtschaftbarkeit der restlichen Fläche uneingeschränkt gegeben ist.

Durch die Bereitschaft von Landwirten, auf einen Teil ihres Mahdgutes zu verzichten, wird eine besonders wertvolle Artenschutzmaßnahme ermöglicht. Für die ausgesprochen gute Zusammenarbeit seit bereits mehr als fünf Jahren möchten wir allen teilnehmenden Landwirten ein herzliches Dankeschön aussprechen!

Der Naturschutzverein Verwall – Klostertaler Bergwälder mit Sitz in Schruns ist für das Management der Europaschutzgebiete im Montafon und Klostertal verantwortlich. Neben dem Schutz der Lebensraumvielfalt innerhalb des Natura 2000-Netzwerkes zählen Information, Kommunikation und Bildung zu den Hauptaufgaben des Vereins.

© Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

10 Jahre Schutzgebietsbetreuung im Montafon und Klostertal

Seit September 2013 werden die Europaschutzgebiete im Montafon und im Klostertal talschaftsübergreifend betreut. Zu diesem Zweck haben die beteiligten Gemeinden gemeinsam mit der Umweltabteilung des Landes, dem Stand Montafon und der Regio Klostertal-Arlberg den „Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder“ gegründet. Seit Mai 2017 ist der Naturschutzverein Teil des Natura 2000-Regionsmanagements in Vorarlberg. Der Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder versteht sich als Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen in der Region und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen über und das Bewusstsein für die Natura 2000-Gebiete und den Naturschutz im Allgemeinen in der Bevölkerung zu steigern. Eine gezielte Besucherlenkung und -information stehen dabei ebenso im Vordergrund wie der Erhalt der Schutzgüter in den Natura 2000-Gebieten.

Ziele des Naturschutzvereins

 

© Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

„Wissen und Akzeptanz steigern“

  • Sicherung des Fortbestands eines professionellen, talschaftübergreifenden Schutzgebietsmanagements.
  • Positionierung und Verankerung des Vereins und seiner Tätigkeiten in der Region sowie Etablierung des Vereins als zuverlässige Kontaktstelle für Gemeinden und andere relevante Interessensgruppen.
  • Steigerung des Wissens in der Bevölkerung über die Europaschutzgebiete und Naturschutz im Allgemeinen.
  • Schaffung von Multiplikatoren in und außerhalb der Region für die Ziele des Naturschutzes.

 

© Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

„Schutzgüter erhalten“

  • Erhalt, Pflege und Wiederherstellung der Lebensräume und Habitate der Arten der FFH-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie sowie anderer, schützenswerter Lebensräume und Arten.
  • Lenkung der unterschiedlichen Nutzungen in den Europaschutzgebieten als wichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Naturschutz, Naturerlebnis und nachhaltiger wirtschaftlicher Nutzung.
  • Gewinn neuer Erkenntnisse über den Erhaltungszustand der Schutzgüter, deren Bestandsentwicklung, Biologie, Gefährdung und Lebensraumansprüche.

Die Europaschutzgebiete in der Region Montafon-Klostertal

Mitglieder des Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

Montafon

  • Gemeinde Gaschurn
  • Gemeinde St. Gallenkirch
  • Gemeinde Silbertal
  • Gemeinde Bartholomäberg
  • Gemeinde St. Anton im Montafon
  • Stand Montafon
  • Montafon Tourismus
  • Bewirtschafter und Grundbesitzer

Klostertal

  • Gemeinde Klösterle
  • Gemeinde Bludenz
  • Gemeinde Innerbraz
  • Gemeinde Dalaas
  • REGIO Klostertal-Arlberg
  • Alpenregion Bludenz Tourismus
  • Bewirtschafter und Grundbesitzer

Naturschutz

  • Land Vorarlberg (Abteilung Umwelt- und Klimaschutz)
  • Naturschutzanwaltschaft
  • BirdLife Vorarlberg

Kontakt

Mag. Christian Kuehs
Geschäftsführer Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder
Montafonerstr. 21, 6780 Schruns
+ 43 664 / 1982 543
verwall@natura2000.or.at

Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union

Pflegemaßnahmen an Amphibienlaichgewässern im Europaschutzgebiet Frastanzer Ried

Baggerarbeiten an den Sponda-Weihern © RM Europaschutzgebiete

Baggerarbeiten an den Sponda-Weihern © RM Europaschutzgebiete

Gelbbauchunke © RM Europaschutzgebiete

Baggern für den Naturschutz an den Sponda-Weihern

Wo kräftig geholzt und gebaggert wird, fällt der Verdacht nicht unbedingt als erstes darauf, dass dies zur Erhaltung der natürlichen Artenvielfalt dient. Dennoch steckt hinter den Eingriffen der Naturschutz. Die Maßnahmen dienen dem Erhalt und der Verbesserung der Sponda-Weiher als Amphibienlaichgewässer und zielen dabei insbesondere auf die ausgewiesenen Schutzgüter Kammmolch und Gelbbauchunke ab.

Die Sponda-Weiher waren bereits Ende der 80er Jahre von der Firma Hermann Gort GmbH als Ausgleich für eine Deponie für Aushub- und Abbruchmaterial geschaffen worden. Sie entwickelten sich zu einem perfekten Habitat für sechs verschiedene Amphibienarten: In den 1990er Jahren konnten Bergmolch, Teichmolch, Kammmolch, Grasfrosch, Erdkröte und Gelbbauchunke nachgewiesen werden. Es wurden bis zu hundert Kammmolche gezählt.

Molche mögen es sonnig

Über die Jahrzehnte füllten sich die Weiher jedoch zusehends mit Falllaub, abgestorbenen Ästen und Faulschlamm. Die Schlammschicht hatte besonders in den Sommern Sauerstoffmangel zur Folge. An der ehemals offenen Böschung wuchsen Gehölze hoch auf, wodurch die Weiher stark beschattet wurden. Molch, Unke und Frosch haben es aber gern etwas sonnig: Um als optimale Laichgewässer zu dienen, sind für die Sponda-Weiher am Rande des Frastanzer Rieds Besonnung und sauerstoffreiche Verhältnisse im Wasser wichtig.

Erhalt der Laichgewässer

Zu den Amphibienwanderungen im Frühjahr soll das Laichgewässer für seine Bewohner längst wieder zur Verfügung stehen. Daher werden die Maßnahmen schon jetzt im Winter durchgeführt. In einem Teil der Weiher wurde Schlamm ausgebaggert, rund um die Weiher wurden durch Baumfällungen an der Südostseite sonnigere Verhältnisse geschaffen. Nun aber wird das gesamte Biotop wieder der Natur überlassen. Das umliegende Totholz soll liegen bleiben, da dieses den Amphibien als wertvoller Unterschlupf dient. „Zu sehr Aufräumen in der Natur schadet eher“, erklärt der Regionsmanager für die Europaschutzgebiete Daniel Leissing das weitere Vorgehen an den Sponda-Weihern.

Das Projekt erfolgte mit freundlicher Zustimmung der Grundeigentümer, mit Unterstützung der Gemeinde Frastanz, und wurde vom Land Vorarlberg finanziert. Die Pflegemaßnahmen wurden vom Regionsmanagement Europaschutzgebiete geplant und angeleitet und von der BH Feldkirch bewilligt.

Weitere Informationen

Das „Frastanzer Ried“ ist seit 2015 Europaschutzgebiet. Seltene Tiere und Pflanzen, unter ihnen Kammmolch, Gelbbauchunke und Sumpf-Gladiole, haben hier ihre Heimat.

Vielfaltertag auf der Thüringer Alpe

Im Europaschutzgebiet Verwall fand Anfang September auf der Thüringer Alpe eine Umweltbaustelle für engagierte Naturinteressierte statt. Koordiniert wurde dieser „Vielfaltertag“ durch den Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder und den Alpenverein Vorarlberg.

Gemeinsam anpacken, mähen, rupfen und zupfen– das waren die Schwerpunkte des Vielfaltertags auf der Thüringer Alpe in Klösterle am Arlberg. Die hoch über dem Nenzigasttal gelegene Schafalpe hat wie viele andere Alpen mit einer zunehmenden Verbuschung der Alpflächen zu kämpfen. Die Verbuschung durch Alpenrose, Grünerle und Farne verringert nicht nur die Weidefläche für die Schafe, es geht auch vermehrt Lebensraum für das Birkhuhn verloren, eines der Schutzgüter des Europaschutzgebietes Verwall.

Rund 15 engagierte Helferinnen und Helfer haben am Vielfaltertag unter der fachkundigen Leitung des Gebietsbetreuers Christian Kuehs, der Wildökologin Monika Dönz-Breuß und dem zuständigen Jäger Stefan Wolf fleißig mit angepacktund verloren gegangene Weideflächen gemeinsam von Gebüschen und Stauden befreit. Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung wurden sowohl oberhalb der Waldgrenze als auch direkt im Waldgrenzbereich verbuschte Flächen geschwendet und anschließend das Mähgut entfernt. So konnten sowohl die vom Birkhuhn im Frühling während der Balz genutzten Flächen attraktiver gestaltet werden, als auch jene Flächen, welche von der Henne für die Aufzucht der Küken genutzt werden. Zukünftig werden diese Bereiche wieder vermehrt von den Schafen genutzt werden, was wiederum dazu beiträgt, dass die geschwendeten Bereiche offen bleiben.

Belohnt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit traumhaftem Wetter, einem atemberaubendem Blick auf die Berge des Nenzigasttals sowie spannenden Details zur Biologie des Birkhuhns. Und nach getaner Arbeit natürlich auch noch mit einem gemütlichen Hock bei der Schaf-Hirtin Margarete und einem Grillabend der besonderen Art – auf 1.800 m Seehöhe. Ein herzliches Dankeschön allen Helferinnen und Helfern für ihren engagierten Einsatz!

Das Europaschutzgebiet „Verwall“ ist ein bedeutendes Vogelschutzgebiet, das sich über 120 km² zwischen Langen am Arlberg und Partenen an der Landesgrenze zu Tirol erstreckt.Hier finden Wilditere wie Steinadler, Birkhuhn, Sperlingskauz & Co große zusammenhängende Rückzugsräume.

Unter der fachkundigen Leitung der Natura 2000-Regionsmanagerinnen und Regionsmanager werden in ausgewählten Europaschutzgebieten über das gesamte Jahr verteilt unterschiedliche Arbeitseinsätze organisiert, die einen wichtigen Beitrag für die Wiederherstellung, den Schutz und die Pflege unserer Natur- und Kulturlandschaft leisten. Weitere Informationen zu den Vielfaltertagen findest du hier

Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union

Ganze 39 Europaschutzgebiete hat allein das Ländle vorzuweisen. Diese Schutzzonen erhalten den wild lebenden Pflanzen- und Tierarten wichtige Lebensräume.

Die Regionsmanager beim fröhlichen Zusammensein

Durch die mittlerweile große Anzahl an Europaschutzgebieten wurde nun ein Regionsmanagement initiiert. Das Fünferteam deckt ein breites fachliches Spektrum ab und ist in fünf definierten Regionen (Bodensee, Bregenzerwald – Kleinwalsertal, Rheintal, Walgau – Großes Walsertal – Arlberg und Verwall – Klostertaler Bergwälder) tätig. Neben der Organisation und Durchführung von Naturschutzprojekten, Informationsveranstaltungen und Forschungsarbeiten gehört die Überwachung der Gebiete zu ihren Aufgaben. Gefragt sind aber auch Mittlerfähigkeiten, denn der Naturschutz hat bekanntlich viele Akteurinnen und Akteure. Es gilt, zwischen den verschiedenen Interessengruppen wie Gemeinden, Landwirtschaft, Tourismuswirtschaft, Bevölkerung und nicht zuletzt der Natur zu vermitteln.

Im Interview mit dem Naturvielfalt Magazin geben die fünf Für­sprecher und Fürsprecherinnen der Natur Einblicke in ihre besondere Tätigkeit.

Warum braucht der Naturschutz jetzt auch Managerinnen und Manager?
Martin Bösch: Naturschutz funktioniert nicht mehr unter der Käseglocke, wo alles verboten wird, im Gegenteil: Durch verträgliche Nutzung soll ein Mehrwert für Natur und Menschen geschaffen werden, der für beide Seiten ein Gewinn ist. Um dieses Potenzial richtig auszuschöpfen, sind wir da.

Was ist das ganz Besondere an Ihrer Region? Worin unterscheidet sich Ihre Region von den anderen Vorarlberger Europaschutzgebiete-Managementregionen?
Martin Bösch: Die Region Bregenzerwald – Kleinwalsertal deckt alle Höhenstufen ab – von der Bregenzerachmündung am Bodensee bis hinauf in alpine Gebiete.

Petra Häfele: Die Region Rheintal beherbergt weiträumige Moorlandschaften mit nachhaltig bewirtschafteten Feuchtwiesen, die bedeutende und wertvolle Refugien für selten gewordene Wiesenbrüter sind.

Romana Steinparzer: Walgau, Großes Walsertal und Arlberg weisen eine reich strukturierte und vielfältige Kulturlandschaft auf, die durch jahrhundertelange traditionelle Bewirtschaftung entstanden ist.

Walter Niederer: Der Bodensee ist für alle Vorarlberger identitäts­stiftend. Am See öffnet sich das eigentlich so bergige Land zur Ebene hin und gewährt einen freien Blick wie sonst nur am Meer.

Christian Kuehs: Allein die Unterschiede der Europaschutzgebiete im Montafon und Klostertal sind ja schon sehr bemerkenswert. Was alle Gebiete jedoch eint, ist die abwechslungsreiche Hang- bzw. Gebirgslage.

Welches ganz besondere Tier oder welche besondere Pflanze würden Sie uns vorstellen, wenn es nur Zeit für eines/eine gäbe?
Petra Häfele: Die zwei Schmetterlingsarten des Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings sind in ihrer Entwicklung auf das Vorkommen ganz bestimmter Arten angewiesen: Nur in den Blütenständen des Großen Wiesenknopfs und im Bau von speziellen Ameisenarten kann sich aus der Raupe ein Schmetterling entwickeln.

Was hat Sie eigentlich motiviert, Regionsmanagerin zu werden?
Romana Steinparzer: Ich möchte mit meiner Arbeit einen Interessenausgleich und Synergien zwischen Landwirtschaft und Naturschutz schaffen. Hierfür praktikable Lösungen zu entwickeln und zum Erfolg zu führen, motiviert mich besonders!

Wo waren Sie gestern Nachmittag und was haben Sie da für den Naturschutz gemacht?
Walter Niederer: Ich war im Höchster Ried und habe die Gräben in den Streuewiesen aufgestaut. Dadurch erhöht sich der Grundwasserstand und die Sibirische Schwertlilie und andere seltene Riedgräser können hier wachsen.

Wenn Sie eine Bitte an alle Vorarlbergerinnen und Vorarlberger aussprechen dürften, worum würden Sie bitten?
Christian Kuehs: Eine intakte Natur nutzt uns allen! Wir neigen oft dazu, die Verantwortung auf andere abzuschieben, dabei kommt es doch auf jeden von uns an. Klar, dafür muss vielleicht manchmal auf etwas verzichtet werden. Aber hey, das ist es uns doch wert, oder?