Das waren die Vielfaltertage 2023
74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.700 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein großes Dankeschön geht an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne die diese Arbeitseinsätze nicht möglich wären!
Vielfaltertage 2023 - den Goldruten geht es an den Kragen © RM Europaschutzgebiete
Die so genannten „Vielfaltertage“ sind ein fester Bestandteil der jährlichen Aktivitäten des Regionsmanagements Europaschutzgebiete. Dabei geht es um die Pflege oder Neuanlage von naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen unter Mitwirkung freiwilliger Helferinnen und Helfer, die sich aktiv für den Naturschutz einsetzen wollen.
Lebensräume von Menschenhand
Viele wertvolle Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen sind ein wichtiges Kriterium für deren Erhalt. Denn ohne Zutun des Menschen würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zusehends verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Darüber hinaus verdrängen eingeschleppte Pflanzenarten, so genannte invasive Neophyten, die heimische Flora. Auch hier muss nachgeholfen werden, um die heimische Biodiversität zu schützen. Wertvolle und sensible Lebensräume sind durch die intensivere Nutzung der Landschaft aber auch vielerorts verloren gegangen bzw. zurückgedrängt worden. Eine gezielte Anlage solcher Lebensräume sichert den Erhalt von vielen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten.
Die Streuwiesen in Gsieg-Obere Mähder - von ``Hand`` gemacht © RM Europaschutzgebiete
Vielfalt an Lebensräumen, Vielfalt an Maßnahmen
Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Beseitigung von Neophyten und anderen Problempflanzen wie Springkraut, Goldrute oder Adlerfarn. In den Riedgebieten des Rheintals und im Frastanzer Ried geht es vor allem Springkraut und Goldrute an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Insgesamt wurden im Kalenderjahr 2023 49 Einsätze zur Bekämpfung von Neophyten und Problempflanzen organisiert.
Beherzter Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer in Vorarlbergs Riedgebieten © RM Europaschutzgebiete
Vielfaltertag im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete
Motivierte Helferinnen und Helfer in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete
Vor (links) und nach (rechts) dem Vielfaltertag © RM Europaschutzgebiete
Das Ergebnis kann sich sehen lassen © RM Europaschutzgebiete
Eine andere Maßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von aufkommenden Gehölzen, um den offenen Charakter der Landschaft oder eines speziellen Lebensraums, wie z. B. von Mooren, zu bewahren. Dies kommt auch vielen Bodenbrütern oder dem Neuntöter zugute, die gerne einen guten Überblick über ihr Revier bewahren. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jährlich im Fokus der Vielfaltertage.
Mosaikartiges Schwenden von Alpenrosen für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete
Vielfaltertag auf der Alpe Gibau © RM Europaschutzgebiete
Im Einsatz für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete
Anlegen von Huderstellen für das Birkhuhn © RM Europaschutzgebiete
Eine ausreichende und köstliche Verpflegung darf natürlich nicht fehlen © RM Europaschutzgebiete
Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern teilweise auch gepflanzt. Dies geschieht, wenn sie einen wichtigen ökologischen Wert, zum Beispiel als Futterpflanzen oder Nistbäume haben. Im Rheindelta können sich dank der Vielfaltertage das Braunkehlchen und der Orpheusspötter über neue Gehölze freuen. Kleingewässer, welche für die heimischen Amphibien eine essentielle Lebensgrundlage darstellen, werden gepflegt oder neu angelegt. In der Bregenzerachschlucht ergänzen neu angelegte Pfützen das Lebensraumangebot für Gelbbauchunken im Gebiet. Im Rheindelta wurden die Brutflosse der Flussseeschwalben wie jedes Jahr gereinigt, und für Fledermäuse wurden Nistkästen aufgehängt.
Verbissschutz für Vogelbeeren im Europaschutzgebiet Verwall © RM Europaschutzgebiete
Neue Lebensräume für die Gelbbauchunke im Europaschutzgebiet Bregenzerachschlucht © RM Europaschutzgebiete
Im Einsatz für die Gelbbauchunke © RM Europaschutzgebiete
Kooperationen und Partner
Betreuung der Brutfloße für Schwarzkopfmöwe und Flussseeschwalbe © RM Europaschutzgebiete
70 und mehr Vielfaltertage organisieren sich nicht von allein. Das Regionsmanagement setzt seit Jahren auf bewährte Partner und Kooperationen, darunter die Ortsgruppen der Naturwacht Vorarlberg, der Naturpark Nagelfluhkette und der Biosphärenpark Großes Walsertal, der Alpenverein Vorarlberg, die MACHWAS-Tage des aha-Jugendinfo Vorarlberg oder das Bergwaldprojekt und viele mehr. Ein großes Dankeschön gebührt den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, Gemeinden und Grundbesitzenden vor Ort, die die Vielfaltertage mit ihrer Fachexpertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause unterstützen. Nicht zuletzt möchten wir uns bei allen freiwilligen und motivierten Helferinnen und Helfern bedanken, die die Vielfaltertage in dieser Form überhaupt ermöglichen. Danke für euren unermüdlichen Einsatz für den Erhalt unserer heimischen Biodiversität!
Kooperation mit den MACHWAS-Tagen des aha Jugendinfo Service. Danke an die HAK Bregenz (2ea) für die Unterstützung im Europaschutzgebiet Roßbündta © RM Europaschutzgebiete
Voller Einsatz der Schülerinnen und Schüler bei den MACHWAS-Tagen im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete
Ein herzliches Dankeschön an die 3a des BG Schillerstraße © RM Europaschutzgebiete
Auch mit der Alpenvereinsjugend Montafon konnte erfolgreich Springkraut beseitigt werden © RM Europaschutzgebiete
Ein herzliches Dankeschön an das Team des Schweizer Bergwaldprojekts © RM Europaschutzgebiete
Vielfaltertage 2024 – wann und wo?
Auch im Jahr 2024 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage
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