Monitoring, Wald

„Maus“-Alarm in Vorarlbergs Europaschutzgebieten

Über die Verbreitung der Haselmaus in Vorarlberg ist nur wenig bekannt. Seit 2022 wird in Vorarlbergs Europaschutzgebieten nach Hinweisen des nachtaktiven Nagers gesucht – und das mit Erfolg!

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) © Rolf Eberhardt

Eine Maus, die keine ist

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist in der Europäischen Union eine seltene und schützenswerte Art und findet sich darum auf der Liste der „streng zu schützenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse“ (Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie).

Die Haselmaus ist streng genommen keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zur Familie der Bilche. Sie wird maximal 90 mm lang und hat ein Gewicht von 15-40 g. Ihre Fellfarbe variiert von gelbbraun bis rotbraun, wobei der Bauch etwas heller ist. Der Schwanz der Haselmaus ist dicht behaart. Das ist neben der Größe das Unterscheidungsmerkmal zur Zwergmaus, mit der sie auf Grund der Fellfarbe leicht verwechselt werden kann.
Haselmäuse bewohnen Laub- und Mischwälder mit gut entwickelter Strauchschicht und dicht verwachsenen Waldrändern. Auch junge Sukzessionsstadien auf sonnig-lichten Schlagfluren und Windwurfflächen werden gerne besiedelt. Sobald der Wald jedoch von einem geschlossenen Kronendach dominiert wird, wandern Haselmäuse an den Waldrand oder verlassen das Waldstück. Auch in der Nähe von Gewässern sowie in Au- und Bruchwäldern kann die Haselmaus häufig angetroffen werden.

Nisthilfe für die Haselmaus in einem potenziellen Habitat © RM Europaschutzgebiete

Typische Fraßspuren der Haselmaus an Haselnüssen © RM Europaschutzgebiete

Die Haselmaus in Vorarlberg

Das breite Lebensraumspektrum bedingt, dass die Haselmaus nahezu in allen Regionen in Vorarlberg zu finden ist. Dennoch ist nur wenig über die Verbreitung dieser unauffällig lebenden Art in Vorarlberg bekannt. Im Jahr 2017 wurde nach ersten Freilanduntersuchungen in Vorarlberg der aktuelle Wissensstand in der Arbeit von KLARICA et al (2017) zusammengefasst. Die Arbeit ist in inatura – Forschung online erschienen.  Nachweise sind vom Bodenseeraum über den hinteren Bregenzerwald bis ins Klostertal bekannt.

Ein erfolgreicher Nachweis in einer Nisthilfe © RM Europaschutzgebiete

Seit 2022 hat es sich das Regionsmanagement Europaschutzgebiete zur Aufgabe gemacht, die Natura 2000-Gebiete in Hinblick auf das Vorkommen der Haselmaus genauer zu untersuchen. Als Standardmethode zur Erbringung von Nachweisen haben sich Niströhren etabliert, welche von der Haselmaus für die Anlage von Tagesnestern genutzt werden. Der Nachweis der Haselmaus erfolgt dann entweder über eine direkte Sichtung, typische Nagespuren an Nussschalen oder den charakteristischen Nestbau in der Niströhre. Die Niströhren werden im zeitigen Frühjahr in potenziell geeigneten Lebensräumen aufgehängt und regelmäßig kontrolliert. Und tatsächlich konnten 2022 und 2023 in 6 Europaschutzgebieten vom Bodensee bis zum Klostertal Haselmausvorkommen durch angenommene Niströhren nachgewiesen werden.

Der bisherige Erfolg der Nachsuche soll auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Ziel ist es, alle geeigneten Europaschutzgebiete zumindest einmal zu beproben. Darüber hinaus sind Hinweise aus der Bevölkerung wichtig, um Wissenslücken in weniger untersuchten Gebieten – z. B. auch in Siedlungsnähe – sukzessive schließen zu können.

Nest der Haselmaus in der Nisthilfe © RM Europaschutzgebiete

Bei der linken Haselnuss war offensichtlich eine Haselmaus am Werk © RM Europaschutzgebiete

Nachweise der Haselmaus in den Europaschutzgebieten 2022 und 2023 

Ist das eine Haselmaus?
Hinweise, Beobachtungen oder Zufallsfunde der Haselmaus können an die inatura Erlebnis Naturschau oder mit Hilfe der App observation.org gemeldet werden.

Weitere Informationen zur Haselmaus und anderen Kleinsäugern in Österreich finden sich unter www.kleinsaeuger.at