Wiegensee

Das Europaschutzgebiet „Wiegensee“ beherbergt einen einzigartigen Moorkomplex auf rund 2.000 m Seehöhe. Eingebettet in die wilde Berglandschaft des Verwall hoch über Partenen zählt das Gebiet zu den wertvollsten Moorlebensräumen in Vorarlberg. 

Der Wiegensee, das Herzstück des gleichnamigen Europaschutzgebietes, ©RM_Europaschutzgebiete

Moore sind äußerst sensible Lebensräume - deshalb immer auf den Wegen und Stegen bleiben, ©RM_Europaschutzgebiete

Besonders eindrucksvoll sind die ausgedehnten Latschenmoorwälder am Wiegensee, ©RM_Europaschutzgebiete

Wollgräser, Alpenrosen und andere Alpenpflanzen sorgen für eine bunte Blütenpracht am Wiegensee, ©RM_Europaschutzgebiete

Die Schwingrasen des Wiegensees täuschen ein echtes Ufer vor und sind sehr trittempfindlich, ©RM_Europaschutzgebiete

Am Wiegensee gibt es unterschiedliche Sonnentau-Arten. ©RM_Europaschutzgebiete

Vorsicht fleischfressende Pflanze! das Dünnspornige Fettkraut ist vielfach am Wegesrand zu entdecken, ©RM_Europaschutzgebiete

Die eindrucksvolle Moorlandschaft des Schutzgebietes mit ausgedehnten Latschenmoorwäldern, Hoch- und Niedermooren liegt in einer Hangverebnung, der so genannten „Wiege“. Einst durch Gletscher geformt, haben hier hohe Niederschläge und der undurchlässige Gesteinsuntergrund optimale Voraussetzungen für die Ausbildung der vielfältigen Moorlandschaft geschaffen, die wir heute vor Ort bewundern können. Herzstück des Gebiets ist zweifelsohne der Wiegensee, einer der ältesten Stauseen im Montafon. Aufgestaut wurde der See aber nicht durch den Menschen, sondern durch so genannte Schwingrasen. Es handelt sich dabei um eine Pflanzendecke, die vom Ufer über die offene Wasseroberfläche wächst und auf den ersten Blick nicht vom festen Ufer zu unterscheiden ist. Bei Belastung gibt der scheinbare Boden nach und beginnt zu schwingen. Eine Beschädigung dieser äußerst fragilen Pflanzendecke wäre jedoch fatal für den Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels.

Auf Zeitreise in die Zukunft
Das Europaschutzgebiet „Wiegensee“ ist wahrlich eine lebende Zeitmaschine. Hier ist die natürliche Verlandung von flachen, alpinen Seen ausgezeichnet zu beobachten. Vom Wiegensee Richtung Alpe Verbella lässt sich eine Zeitreise in die Zukunft des Wiegensees in drei Etappen machen. Die erste Station ist der Wiegensee selbst. Er besitzt noch einen recht großen Wasserkörper. Von der Seite wachsen bereits Schwingrasen auf das Wasser. 100 m weiter östlich ist ein weiterer Weiher, dessen Wasserkörper bereits fast vollständig mit Pflanzenmaterial gefüllt ist. Diese Entwicklung ist beim östlichsten Weiher bereits abgeschlossen. Er ist vollständig verlandet und hat sich zu verschiedenen Moortypen entwickelt.

Fakten

Fläche: 64,74 ha
Höhe: ca. 1.900 m. ü. A.
Lage: auf einer Terrasse zwischen der Versalspitze und dem Ganifer in Gaschurn
Natura 2000-Managementregion: Montafon-Klostertal
Erhaltungsziele: AT3413000_Ziele

Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Arten

Die Schutzgüter des Gebietes sind besonders typische und seltene bzw. gefährdete Lebensräume und Arten, für deren Erhalt das Europaschutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurde. Einige dieser Schutzgüter wollen wir Ihnen vorstellen:

Alpenschneehuhn (Lagopus muta)

Perfekt ist die Tarnung des Alpenschneehuhns auf die Jahreszeit angepasst: weiß im Winter und grau-braun gesprenkelt im Sommer. Das Männchen behält dabei den schwarzen Zügelstreif vom Schnabel zum Auge. Oberhalb der Waldgrenze – im Lebensraum des Schneehuhns – ist jederzeit mit Schnee zu rechnen. Mit den dicht befiederten Beinen und Zehen kann das Schneehuhn leichter über den Schnee laufen und auch im strengen und langen Winter noch Futter an schneefreien Windkanten suchen.

Birkhuhn (Tetrao tetrix)

Die Waldgrenze ist die Heimat des Birkhuhns. Hier finden die Männchen im Frühjahr gut einsehbare Balzplätze, bei denen sie sich versammeln und mit Imponiergehabe um die Gunst der Hennen werben. Im Winter geht es in den manchmal gemeinsamen Schneehöhlen deutlich friedlicher zu. Dort verharren die Birkhühner in der Nacht und in der Mittagszeit, um in ihrem Biwak zu ruhen und Energie zu sparen

Hinweise für Gebietsbesuchende

Auf gekennzeichneten Wegen bleiben

Die Schwingrasen und Moore sind sehr empfindlich gegenüber Trittschäden. Deshalb gilt im gesamten Schutzgebiet ein strenges Wegegebot. Fotografieren des Wiegensees ist nur im Bereich des ausgewiesenen Rastplatzes möglich.

Hunde bitte an die Leine

Hunde müssen ausnahmslos an die 3-m–Leine. Frei laufende Hunde – und seien sie noch so harmlos – beunruhigen Vögel und andere Wildtiere.

Baden nicht erlaubt

Die Pflanzendecke des Wiegensees und das ökologische Gleichgewicht des Sees sind äußerst sensibel. Deshalb sind das Betreten des Uferbereichs und das Baden im Wiegensee verboten. Das gilt übrigens auch für Hunde.

Mountainbiken nicht erlaubt

Mountainbiken ist im Schutzgebiet nicht erlaubt.

Drohnen stören Wildtiere

Das Schutzgebiet ist nicht nur bekannt für seine Moore, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für Birkhühner, Schneehühner und Gämse. Drohnen  können Fluchtreaktionen bei Wildtieren hervorrufen.  Aus diesem Grund gilt für Drohnen und andere Fluggeräte eine Mindestflughöhe von 300 m über dem Gelände. Starten und Landen sind nicht erlaubt.

Flugsport

Gleitschirmflieger, Segelflieger und andere Flugsportgeräte können von Wildtieren als Bedrohung wahrgenommen werden. Fluchtreaktionen oder gar das Verlassen des Geleges bei Greifvögeln können die Folge sein. Aus diesem Grund gilt für motorisierte und unmotorisierte Flugsportgeräte eine Mindestflughöhe von 300 m über dem Gelände. Starten und Landen sind im Schutzgebiet nicht erlaubt.

Zelten, Lagern und Biwakieren

Da gerade die Morgen- und Abenddämmerung sensible Phasen für Wildtiere sind, sind das Zelten, Lagern und Biwakieren im Gebiet untersagt. Bitte übernachten Sie in den hierfür vorgesehenen Schutzhütten. Feuerstellen sind ebenfalls nicht erlaubt.

Feuer machen nicht erlaubt

Der Wiegensee und seine seltene Pflanzenwelt werden durch Lagerfeuer unnötig zerstört. Deshalb ist das Feuermachen im Bereich des Schutzgebiets verboten.

Bitte keine Pflanzen pflücken

Damit sich alle Besuchenden an der Blütenpracht des Gebietes erfreuen können, bitte keine Pflanzen pflücken. Manche Pflanzenarten wie Sonnentau oder Orchideen stehen zudem unter strengem Schutz.

Kontakt

Regionsmanagement Europaschutzgebiete Montafon-Klostertal
Mag. Christian Kuehs
Montafonerstrasse 21 · 6780 Schruns
Tel. +43 (0) 664 1982543· verwall@natura2000.or.at