Die Vielfaltertage 2024 verzeichnen eine beeindruckende Bilanz: 90 Einsatztage, 819 engagierte Freiwillige von Jung bis Alt und insgesamt 2.604 geleistete Arbeitsstunden in zwölf Europaschutzgebieten. Unter der Anleitung der Regionsmanagerinnen und Regionsmanager und mit Unterstützung von Gebietsbetreuenden wurden Neophyten entfernt, Gehölze geschnitten, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein herzliches Dankeschön an die vielen Beteiligten, durch deren Unterstützung diese wertvollen Pflegemaßnahmen erst ermöglicht werden!

Vielfaltertag im Frastanzer Ried: die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Klaus-Weiler-Fraxern beseitigten fleißig größere Bestände des invasiven Japanknöterichs © RM ESG

Die „Vielfaltertage“ sind ein integraler Bestandteil des jährlichen Programms des Regionsmanagements in den Vorarlberger Europaschutzgebieten. Ziel ist es, durch die Unterstützung freiwilliger Helferinnen und Helfer aktiven Naturschutz zu betreiben, indem wertvolle Lebensräume gepflegt oder wichtige Habitate neu geschaffen werden.

Mit Rechen, Motorsense und viel Ausdauer werden Neophyten entfernt © RM ESG

Auf feuchten bis nassen Standorten kann das in den Berglagen Asiens heimische Drüsige Springkraut dominante Bestände bilden. Motivierte Freiwillige leisten durch das Ausreißen in geschützten Streuwiesen einen wichtigen Beitrag zur Regulierung des Springkrauts © RM ESG

Von Menschen gestaltete Lebensräume

Viele der wertvollen Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen spielen eine entscheidende Rolle für ihren Erhalt. Ohne Bewirtschaftung würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zunehmend verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Zudem verdrängen invasive Neophyten, also eingeschleppte Pflanzenarten, die heimische Flora. Auch hier kann der Schutz der Biodiversität durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden. Durch die intensivere Nutzung der Landschaft sind jedoch vielerorts wertvolle und sensible Lebensräume verloren gegangen oder zurückgedrängt worden. Die gezielte Schaffung solcher Lebensräume ist daher von großer Bedeutung, um den Fortbestand vieler spezialisierter Tier- und Pflanzenarten zu sichern.

Vielfältige Lebensräume, vielfältige Maßnahmen

Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen, die sich in extensiv bewirtschafteten Flächen wie Magerwiesen und Streuwiesen oder entlang von Bächen dominant ausbreiten. In den Riedgebieten der Tallagen geht es vor allem dem Springkraut und den Goldruten an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Mit 60 Vielfaltertagen wurde ein Großteil der Arbeitseinsätze im Kalenderjahr 2024 der Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen gewidmet.

Bei vielen Vielfaltertagen wurden Drüsiges Springkraut und Goldrute aus Streuwiesen der Tallagen entfernt © RM ESG

Inmitten der Streuwiesen des Frastanzer Rieds trägt das händische Entfernen von ortsfremden Goldruten zur Förderung der lokalen Artenvielfalt bei © RM ESG

Nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv kann die Ausbreitung von invasiven Neophyten und anderen Problempflanzen gehandhabt werden. In der Bregenzerachschlucht wurden Böschungen, die im Zuge der Erneuerung einer Fischaufstiegshilfe entstanden sind, mit standortangepassten Weidenstecklingen bepflanzt. Ziel ist der rasche und flächige Bewuchs mit heimischen Pflanzen, in denen Neophyten bestenfalls gar nicht erst Fuß fassen können.

Eine weitere Pflegemaßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von Gehölzen, um den offenen Charakter bestimmter Lebensräume zu bewahren. Dies kommt in den Riedgebieten der Tallagen den gefährdeten Wiesenbrütern wie Großer Brachvogel oder Braunkehlchen zugute, die einen weiten Überblick in ihrem Brutrevier bevorzugen. Auch für den Neuntöter wurden gezielte Maßnahmen in der Brazer Allmein umgesetzt. Diese Vogelart nutzt bevorzugt einzelstehende und dichtwüchsige Gehölze in der halb-offenen Weidelandschaft als Bruthabitat. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jedes Jahr aufs Neue im Fokus der Vielfaltertage.

Freiwillige helfen tatkräftig beim Schwenden von Alpenrosen mit und erhalten dadurch wertvollen Lebensraum für das Birkhuhn © RM ESG

In den Riedgebieten des Rheintals wird das traditionelle Schneiden von Kopfweiden fortgeführt © RM ESG

Gehölzpflege wird in den Riedgebieten der Tallagen nur in den Wintermonaten durchgeführt © RM ESG

Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern auch gezielt als Futterpflanzen, Sitzwarten oder Nistbäume gepflanzt. Im Rheindelta wurden 2023 bereits im Rahmen von Vielfaltertagen Gehölze wie Hartriegel für Braunkehlchen und Orpheusspötter gesetzt. 2024 wurden die Gehölze betreut und Ausfälle durch Neupflanzungen ersetzt. Nur so kann langfristig garantiert werden, dass passende Lebensräume für diese zum Teil seltenen Vogelarten vorhanden sind.

Darüber hinaus wurden noch weitere wichtige Artenfördermaßnahmen mit vielen fleißigen Händen erfolgreich umgesetzt. Im Rheindelta wurden die Brutfloße der Flussseeschwalben gereinigt und repariert. Für Fledermäuse wurden spezielle Nistkästen instandgesetzt und ausgebracht. Und auch für die Zauneidechsen wurden neue Lebensräume gezielt gefördert. Im Fohramoos konnte durch die Erneuerung eines Holzbohlenweges eine wertvolle Lenkungsmaßnahme verwirklicht werden.

Die Brutfloße für die Flussseeschwalbe müssen regelmäßig in Schuss gehalten werden - auch hier helfen freiwillige Helferinnen und Helfer mit © RM ESG

Die Organisation von 90 Vielfaltertagen ist keine Selbstverständlichkeit. Seit Jahren setzt das Regionsmanagement auf bewährte Partnerschaften und Kooperationen, wie etwa mit den Ortsgruppen der Vorarlberger Naturwacht, der inatura, dem Naturpark Nagelfluhkette, dem Biosphärenpark Großes Walsertal, dem Alpenverein Vorarlberg, den MACHWAS-Tagen der aha-Jugendinfo Vorarlberg oder dem Bergwaldprojekt. Ein herzliches Dankeschön geht an die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer und an die Gemeinden sowie Grundbesitzenden, die mit ihrer Expertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause maßgeblich zum Gelingen der Vielfaltertage beitragen. Ganz besonders danken möchten wir allen freiwilligen und engagierten Helferinnen und Helfern, die durch ihren Einsatz den Erfolg der Vielfaltertage erst ermöglichen.

Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz zum Schutz unserer heimischen Biodiversität!

Gemeinsam anpacken und mit Freude in der Natur arbeiten © RM Europaschutzgebiete

Die Gehölzpflege zur Förderung der Lebensräume des Neuntöters in der Brazer Allmein zählt zum jährlichen Fixpunkt in der Region Montafon-Klostertal© RM ESG

Nur durch die tatkräftige Unterstützung von vielen Freiwilligen können die wertvollen Pflegemaßnahmen umgesetzt werden © RM ESG

Vielfaltertage 2025 – wann und wo?

Auch im Jahr 2025 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage

Text: Raphael Hoschek
Veröffentlichung: 5. März 2025

Im Jahr 2024 waren die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager kräftig für den Amphibienschutz tätig. Das Regionsmanagement führte wissenschaftliche Erhebungen zu ausgewählten Amphibienarten durch. Dadurch kann die Population in einem Schutzgebiet über die Jahre hinweg beobachtet werden, wodurch Bestandsschwankungen sichtbar werden. Um den Arten zusätzlich „unter die Arme zu greifen“ und ihren Lebensraum zu sichern, wurden mehrere Instandhaltungsmaßnahmen an Biotopen oder Neuanlagen von Kleingewässern durchgeführt.

Die nur etwa 3,5 bis 5 cm große Gelbbauchunke erkennt man durch ihre herzförmigen Pupillen und den gelbfleckigen Bauch © RM ESG

Kammmolch-Monitoring

Rheintal | Alle drei Jahre werden in den Vorarlberger Europaschutzgebieten die nach FFH-Richtlinie geschützten Amphibienarten Kammmolch (Triturus cristatus) und Gelbbauchunke (Bombina variegata) erhoben. In Vorarlberg befindet sich abseits des Rheindeltas das bedeutendste Kammmolch-Vorkommen in der Oberen Mähder bei Lustenau. Ein ehemaliger Nebenarm des Alpenrheins beherbergt heute eine Vielzahl an Kleingewässern, die sogenannten Seelachenbiotope. Mit Hilfe von Reusen, welche am Abend in das Gewässer eingebracht und am nächsten Morgen kontrolliert wurden, konnten insgesamt 159 Kammmolch-Individuen nachgewiesen werden. Die Erhebungen wurden Anfang Mai während der Paarungszeit durchgeführt, da die Kammmolche zu dieser Zeit recht aktiv und mobil sind und somit häufiger in die Reusen gelangen.

Seelachenbiotope – Die verkrauteten Gewässer beherbergen eine Vielzahl an Tierarten. Nur bei zu starkem Pflanzenwachstum müssen sie geräumt werden<br /> © RM ESG

Kammmolch-Monitoring mittels Reusen: Am Morgen werden die Reusen kontrolliert und die Molche wieder zurück gesetzt © RM ESG

Auendynamik durch Menschenhand

Rheintal | An den oben beschriebenen Seelachenbiotopen wurden im Februar 2024 Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Durch Laubeintrag, Pflanzenwachstum etc. verlanden die Gewässer mit der Zeit. In natürlichen Flussauen würden durch dynamische Prozesse stetig neue Kleingewässer entstehen. Aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen finden diese Prozesse in den Vorarlberger Tallagen kaum mehr statt. Der Mensch kann aber durch gezielte Pflegemaßnahmen diese Prozesse imitieren. So wurden von den 20 Gewässern am Seelachendamm insgesamt sechs mittels Bagger und Mähkorb geräumt. Ein Teil der Schlammsohle bleibt erhalten, überschüssiges Pflanzenmaterial wird jedoch entfernt. Der nächste Eingriff wird erst bei entsprechender Verlandung wieder notwendig sein. In den angrenzenden Streuwiesen der Oberen Mähder wurde zudem ein Graben abgeflacht und ökologisch aufgewertet. Ein großer Dank gilt der Marktgemeinde Lustenau, welche als Eigentümerin der Flächen und mit ihren Bauhofmitarbeitern die Maßnahmen durchgeführt hat.

Vom Bauhof Lustenau aufgewerteter Graben in der Oberen Mähder © RM ESG

Das Kammmolchmännchen bildet in der Paarungszeit einen gezähnten Rückenkamm aus © Die-nATurknipser

Die Gelbbauchunke erobert sich ihren Lebensraum zurück

Walgau | Es ist soweit: Die Gelbbauchunke ist wieder in die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried zurückgekehrt. Seit 2022 wurden für die sechs nachgewiesenen Amphibienarten in den Sponda-Weihern sukzessive Lebensraum verbessernde Maßnahmen umgesetzt, die nun auch kleine Laichbecken für die Gelbbauchunke umfassen. Um die ehemals „große bis sehr große Population“ der europaweit streng geschützten Art war es in den letzten beiden Jahrzehnten ruhig geworden. Gemeinsam mit den Moordetektiven der Mittelschule und mit Unterstützung der Marktgemeinde Frastanz konnten zwei Teichbecken als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut werden. Binnen drei Wochen konnten die ersten Unken am „Pool“ gesichtet und von den Schülerinnen und Schülern der Mittelschule bestaunt werden. Eine erfolgreiche Reproduktion der Art über Frühling und Sommer unterstreicht die Notwendigkeit von fischfreien Laichgewässern für die Unke.

Die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried bieten sechs von zehn heimischen Amphibienarten einen Lebensraum @ Gerlinde Wiederin

„Hands-on“ hieß es für die Moordetektive der NMS Frastanz bei der Anlage von Laichgewässern für die Gelbbauchunke im Frastanzer Ried @ Gerlinde Wiederin

Viel Begeisterung und Interesse für unsere Amphibien brachten die Schülerinnen und Schüler der NMS Frastanz im Freifach „Moordetektive“ mit @ Gerlinde Wiederin

Im Frastanzer Ried wurden zwei Teichbecken zusätzlich zu den zwei großen Sponda-Weihern als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut © RM ESG

Sekundärer Lebensraum für die Gelbbauchunke

Bregenzerwald / Rheintal / Bodensee | Gelbbauchunken sind ursprünglich Bewohner von natürlichen Flussauen, in welchen die Dynamik des Flusssystems die Entstehung von temporären Gewässern fördert. Heutzutage weichen die Unken auf unterschiedliche, meist vegetationsarme Kleingewässer aus, welche oft durch Menschenhand geschaffen wurden. So befindet sich auf der alten Wälderbahntrasse zwischen Bregenz und Bozenau ein durchaus bedeutendes Vorkommen der Gelbbauchunke. In Tümpeln, welche teilweise direkt auf der Trasse oder auch in den Entwässerungsgräben der Trasse entstehen, finden sich jedes Frühjahr dutzende Gelbbauchunken zur Fortpflanzung ein. Neben Erhebungen wurden 2024 mehrere verlandete Biotope freigeräumt, sodass sie für die Gelbbauchunken wieder nutzbar sind.

Gelbbauchunkentümpel auf der alten Wälderbahntrasse in der Bregenzerachschlucht © RM ESG

In Bangs-Matschels werden Fahrspuren auf Bewirtschaftungswegen von unserer heimischen Unke besiedelt. Unbefestigte Wege werden in unserer Landschaft immer seltener. In der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs werden diese daher schon als gefährdet eingestuft. Um das Angebot an geeigneten Gewässern zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren zusätzlich Biotopkomplexe angelegt, welche auch erfolgreich von der Gelbbauchunke besiedelt werden. Bei den Erhebungen 2024 in Bangs-Matschels konnten an einem Tag 33 adulte Gelbbauchunken und Jungtiere sowie etliche Laichballen und Kaulquappen nachgewiesen werden.

Das Rheindelta beherbergt ein bedeutendes Gelbbauchunken-Vorkommen. Mit der Anlage und Pflege von Kleingewässern werden auch hier Lebensräume für die Gelbbauchunke geschaffen. 2024 wurden in Zusammenarbeit mit dem Motorboot-Segelsportverein Schwedenschanze mehrere Tümpel gepflegt und reaktiviert.

Solche temporär Wasser führende Tümpel in Fahrspuren werden von der Gelbbauchunke gerne als Fortpflanzungsbiotop angenommen © RM ESG

Die Eier werden in der Regel in kleinen Laichklumpen (meist 10-20 Eier) an Grashalmen oder ähnlichen Strukturen befestigt © RM ESG

Amphibien sind eine heutzutage stark bedrohte Tiergruppe. Durch Monitoring und Umsetzung von Lebensraum verbessernden Maßnahmen kann dem Rückgang der Amphibien entgegengesteuert werden. Ziel des Regionsmanagements ist es, einen positiven Populationstrend in den Europaschutzgebieten durch die umgesetzten Maßnahmen in den kommenden Jahren zu erreichen.

Text: Romana Steinparzer, Thomas Kühmayer
Veröffentlichung: 5. März 2025

Die eindrucksvolle Gebirgslandschaft des Europaschutzgebiets „Verwall“ ist nicht nur ein bedeutender Rückzugsort für unsere heimische Vogelwelt, auch zahlreiche Weidetiere verbringen alljährlich den Sommer auf den rund 20 Alpen im Schutzgebiet. Mit unterschiedlichen Beweidungsprojekten wird versucht, wertvolle Weideflächen zu erhalten und gleichzeitig sensible Gebirgslebensräume zu schützen.

Mit mehr als 4.500 ha Alpweidefläche wird über ein Drittel des Europaschutzgebiets „Verwall“ alljährlich von hunderten Rindern, Schafen, Pferden, Eseln und Schweinen zwischen Juni und September beweidet. Die Weideflächen erstrecken sich von der Talsohle der Litz bis zu den grasbewachsenen Gipfeln auf über 2.000 m Seehöhe. Sie beinhalten eine Fülle an unterschiedlichen Lebensräumen, darunter weitläufige Krummseggen- und Borstgrasrasen, lückige Zwergstrauchheiden sowie Feuchtwiesen und Moore.

Intensive, extensive oder gar keine Beweidung?

Die genannten Gebirgslebensräume unterscheiden sich nicht nur in ihrer Futterqualität, sie reagieren auch ungleich auf die Art, Dauer und Intensität der Beweidung. So behalten hochalpine Krummseggenrasen auch ohne Beweidung ihr typisches Erscheinungsbild bei, sind vielfach artenreicher und zeigen einen ausgeprägteren Blühaspekt. Weideflächen an und unterhalb der Waldgrenze neigen ohne Beweidung hingegen zu einer fortschreitenden Verbuschung, was mittelfristig ebenfalls zu einer Verarmung an Pflanzen- und Tierarten sowie Strukturen führen kann. Vielfach geht es also darum, die richtige Beweidungsintensität zu finden, die Alpweideflächen einerseits erhält und gleichzeitig Platz und geeigneten Lebensraum für die heimische Flora und Fauna schafft.

Schafe im angrenzenden Europaschutzgebiet „Tafamunt“ helfen mit, die Grünhalden von Gehölzbewuchs freizuhalten © RM ESG

Ein Mosaik aus Zwergsträuchern, Baumgruppen und offener Weidelfäche ist ein idealer Lebensraum für das Birkhuhn. Bei fehlender Beweidung werden Weideflächen zunehmend von Zwergsträuchern überwuchert © RM ESG

Beweidung im Moor – geht das?

Moore sind besonders sensible und schützenswerte Lebensräume, die vielerorts vor allem durch Entwässerungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Als Weideflächen sind sie aus verschiedenen Gründen meist weniger geeignet: die Futterqualität ist gering, es gibt kaum trockene Liegeflächen für das Weidevieh und es besteht die Gefahr von Trittschäden, die zur Öffnung der Grasnarbe bis hin zur Erosion des Torfkörpers führen können. Andererseits kann eine extensive Beweidung auch dazu beitragen, die Verbuschung von bewirtschaftungsabhängigen Feuchtwiesen und Niedermooren zu verlangsamen.

Doch nicht jede Alpe kann sich ihre Weideflächen „aussuchen“, wie sich am Beispiel einer Alpe am Übergang vom hinteren Silbertal in das Schönverwall in Tirol zeigt. Hier wird seit dem Jahr 1439 (dokumentiert durch den ältesten Alpbrief in der Region) Alpwirtschaft betrieben. Das Alpgebiet besteht zu einem Großteil aus Moorflächen, die eng verzahnt mit Latschengebüschen, Borstgrasrasen und Rieselfluren das Quellgebiet der Litz bilden. Während trockene Weiderasen durch die Beweidung mit Rindern offengehalten werden, verdeutlichen Erosionsflächen entlang von Gewässergräben und offene Torfstellen, wie lange es dauert, bis diese wieder mit Sauergräsern und Moosen bewachsen werden und sich nachhaltig regenerieren können. Konträr dazu schaffen vereinzelte Viehtrittstellen Mikrohabitate, die von ausgewählten Arten gerne besiedelt werden. Wie so oft geht es also um das richtige (Augen-)Maß bei der Beweidung.

Im Jahr 2023 wurden bereits Steinschlichtungen entlang des Wanderwegs errichtet, um weitere Trittschäden am Moorkörper zu verhindern © RM ESG

Rinder schaffen auch Lebensraum - so wächst auf den Kuhfladen im Moor das so genannte Kugelige Dungmoos Splachnum spahericum © RM ESG

Hochlandrinder sind robust und wenig anspruchsvoll, weshalb sie auch gerne in Moorflächen einstehen © RM ESG

Schwingrasen zählen zu den besonders schützenswerten Lebensräumen am Silbertaler Winterjöchle © RM ESG

Beweidungsversuch auf 2.000 m Seehöhe

Wie sich ein zumindest temporärer Ausschluss der Beweidung auf den Moorkörper und die Vegetation am Silbertaler Winterjöchle auswirken könnte, wird seit Sommer 2024 auf ausgewählten Teilflächen erprobt. Diese werden vor der Bestoßung mit Weidevieh vom Alppersonal ausgezäunt und die Zäune erst kurz vor Ende der Alpsaison wieder geöffnet. Ein Vergleich von unbeweideten, zeitweise beweideten und regulär beweideten Flächen soll letztendlich Aufschluss darüber geben, wie eine moorverträgliche Beweidung zukünftig aussehen könnte.
Bis sich ein sichtbarer Unterschied bemerkbar macht, wird aber wohl noch etwas Wasser die Litz hinunterfließen. Denn eines ist klar – Moore wachsen langsam.

Ein großes Dankeschön gilt den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern der Alpe für die Motivation und Bereitschaft an der Teilnahme dieses Beweidungsversuchs. Finanziert werden die Maßnahmen über den Naturschutzfonds Vorarlberg sowie das ÖPUL-Programm „Naturschutz auf der Alpe“.

Ausgezäunte Moorfläche am Silbertaler Winterjöchle © RM ESG

Gewässer im Moorkörper dienen mitunter als Wasserstellen für das Weidevieh. Hier können Trittschäden schnell zu größeren Erosionsflächen auswachsen © RM ESG

Europaschutzgebiet Verwall

Fläche:  12.057 ha
Höhe: von 1.160 – 2.912 m. ü. A.
Lage: Vorarlberger Anteil der Verwallgruppe im Montafon und Klostertal

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Verwall

Text: Christian Kuehs
Veröffentlichung: 5. März 2025

Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union.

Jedes Moor ist einzigartig! So ist auch jedes Moor-Restaurierungsprojekt eine besondere Herausforderung, weshalb ein begleitendes hydrologisches Monitoring wichtig für die Erfolgskontrolle von Wiedervernässungen ist.

Fohramoos im Jahr 2021 © UMG Umweltbüro Grabher

Entwässerung von Mooren

Eines haben alle Moore gemeinsam: Sie speichern große Mengen an Wasser und sind daher in der Regel sehr nass. Um Moore in früheren Zeiten für den Menschen nutzbar zu machen, wurden sie durch das Ziehen von Entwässerungsgräben trockengelegt. Solche Trockenlegungen haben jedoch zur Folge, dass der Moorlebensraum stark beeinträchtigt oder gar unwiederbringlich zerstört wird. Zudem geht mit der Entwässerung eine plötzliche Sauerstoffzufuhr einher, die mikrobielle Abbauprozesse im Moorboden einleitet. Durch diese Abbauprozesse werden riesige Mengen an CO2 freigesetzt, welche damit vom Boden in die Atmosphäre gelangen und als Treibhausgase zur Beschleunigung der globalen Erwärmung beitragen.

Moor-Restaurierungen

Durch den Einbau von Spundwänden werden die Entwässerungsgräben geschlossen und der ursprüngliche Wasserhaushalt des Moors bestmöglich wiederhergestellt. Durch den dadurch erzielten Wasserstau können die mikrobiellen Abbauprozesse im Moorkörper wieder gestoppt werden, und nur dann kann das Moor seine wertvolle Funktion als Kohlenstoffsenke und Lebensraum für spezialisierte Moor-Arten wieder weitestgehend erfüllen.

Für den Einbau der Spundwände ist maschineller Einsatz notwendig. Um den Moorkörper zu schonen, wurden die Restaurierungsmaßnahmen deshalb im Winter bei gefrorenem Boden durchgeführt © RM ESG

Durch den Einbau von Spundwänden wird in den Entwässerungsgräben der nötige Wasserrückstau für die Wiedervernässung des Moors erzielt © RM ESG

Grabenschließungen und Monitoring im Europaschutzgebiet Fohramoos

Im Jahr 2020 wurde im Europaschutzgebiet „Fohramoos“ am Bödele eines der ersten Moor-Restaurierungsprojekte des Landes umgesetzt. Seither befinden sich im Fohramoos autonome Pegel-Datenlogger, die stündlich den gegenwärtigen Wasserstand im Moor aufzeichnen. Die Daten der Logger werden zweimal jährlich von der Regionsmanagerin ausgelesen und verarbeitet. Vier Jahre nach der Moor-Restaurierung dürfen anhand der bisherigen Daten des hydrologischen Monitorings bereits erste Schlüsse über die Entwicklungen des Wasserstands und damit den potenziellen Erfolg des Projektes gezogen werden!

Im Rahmen des hydrologischen Monitorings zur Erfolgskontrolle werden die Pegeldaten regelmäßig vor Ort ausgelesen und gesichert © RM ESG

Erste Ergebnisse des hydrologischen Monitorings

Anhand der Entwicklungen des Wasserstands im Moor kann beurteilt werden, ob mit den Grabenschließungen die nötige Stauwirkung und damit eine erfolgreiche Wiedervernässung erzielt wurde. Allerdings sind Schwankungen des Wasserstands im Jahresverlauf oder auch zwischen den Jahren aufgrund des bedeutenden Einflusses von Niederschlagsereignissen ganz natürlich. Daher ist es für die Erfolgskontrolle wichtig, den langjährigen Trend zu beobachten und zu bewerten.
Der Entwicklungstrend der Messwerte im Fohramoos zeigt eine deutliche Erhöhung des Wasserstands seit den Grabenschließungen auf (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Flurabstand (= Abstand des Wasserstands von der Geländeoberfläche) vom März 2020 bis September 2024 an einem Messpunkt im Fohramoos. Die blaue Linie repräsentiert den Entwicklungstrend. Die rot-strichlierte Linie markiert den Zeitpunkt der Grabenschließungen Anfang Dezember 2020. Die grauen Punktdaten stellen die Rohdaten dar.

Diese positiven Ergebnisse lassen auf eine gelungene Moor-Restaurierung schließen. So wird auch die Funktionalität des Moors als besonderer Lebensraum sowie als wichtige Kohlenstoffsenke über die Jahre weiterhin zunehmen.

Luftbildaufnahme nach erfolgreichem Einbau der Spundwände in einem Schlitzgrabensystem im südlichen Teil des Moores © UMG Umweltbüro Grabher

Europaschutzgebiet Fohramoos

Fläche: 55 ha
Höhe: 1.135 bis 1.170 m. ü. A.
Lage: Bödele oberhalb des Rheintals in den Gemeinden Dornbirn und Schwarzenberg

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Fohramoos

Text: Miriam Simma
Veröffentlichung: 5. März 2025

In einem zweijährigen Projekt wurde der Moor-Wanderweg am Silbertaler Winterjöchle im Europaschutzgebiet „Verwall“ wieder auf Vordermann gebracht. Stein- und Holzbohlenwege erleichtern das Wandern und schützen den Moorkomplex vor Schädigungen.

Neuer Holzbohlenweg am Langsee im Europaschutzgebiet Verwall © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Das Projektgebiet im hinteren Silbertal an der Landesgrenze zu Tirol umfasst einen der größten und bedeutendsten Moorkomplexe im Europaschutzgebiet Verwall. Weitläufige Rasenbinsen-Moore, Schwingrasen und Moorseen charakterisieren das Quellgebiet der Litz auf 2.000 m Seehöhe. Das Silbertaler Winterjöchle bildet nicht nur die Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol, sondern markiert auch die Wasserscheide zwischen den beiden europäischen Flusssystemen von Rhein und Donau. Über Jahrhunderte als Übergang zwischen dem Schönverwall und dem Silbertal genutzt, ist das Gebiet rund um den Langsee auch heute noch ein beliebtes Tourenziel, sowohl für Wanderer als auch Mountainbiker auf „Durchfahrt“ zwischen den beiden Tälern.

Moore wachsen langsam

Erschwert wird der Besuch durch die vielfach nassen Bodenverhältnisse, die sich insbesondere nach der Schneeschmelze oder nach langanhaltenden Regenfällen zeigen. Aus einem vor Nässe triefenden Wanderweg werden durch ausweichende Besucher in weiterer Folge schnell zwei bis drei neue Trampelpfade, die den Druck auf das Moorgebiet durch zusätzliche Trittschäden weiter erhöhen. Trittschäden entstehen in erster Linie aber durch das Weidevieh, das im Moor auf der Suche nach Futter und Wasser einsteht. Aufgrund der kurzen Vegetationszeit und des harschen Klimas können sich Moore in dieser Höhenlage nur sehr langsam von Störungen ihrer Vegetationsdecke erholen. Daraus resultiert eine zunehmende Erosion offener Torfböden, was zu einer teils irreversiblen Schädigung des Moorkörpers führen kann.

Desolater Zustand des Wanderwegs erzeugt viele Nebenpfade durch die Moorfläche © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Alter und beschädigte Holzbrücke © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Sanierung des Wanderweges

In den Sommermonaten 2022 und 2023 wurden vom Wegebautrupp des Alpenverein Vorarlberg und unter Anleitung des Naturschutzvereins Verwall-Klostertaler Bergwälder bestehende Holzbohlenwege wieder instandgesetzt und feuchte Stellen des Wanderwegs mit Trittsteinen ergänzt. In Bereichen ohne verfügbare Steine wurden neue Holzbohlenwege angelegt, Nebenpfade blockiert und der bestehende Wanderweg neu markiert. Insgesamt erfolgten an 39 Wegabschnitten Ausbesserungen des Weges, davon 6 neue Holzbohlenwege aus Lärchenholz mit einer Gesamtlänge von 61 m, 24 Steinwege und 9 Wegblockaden zur Unterbindung von Trampelpfaden. Finanziert wurde das Projekt von der HYPO Vorarlberg Bank anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens sowie aus Mitteln des Naturschutzfonds und des Naturschutzvereins. Ein großes Dankeschön auch an den Wegebautrupp des Alpenverein Vorarlberg für die fachkundige Umsetzung.

Holztransport zur Alpe Fresch © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Einrichten der Baustelle auf knapp 2.000 m Seehöhe © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Der Wegebautrupp des Alpenvereins bei der Arbeit © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Der fertige Steinweg verhindert weitere Nebenpfade © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

In Bereichen ohne ausreichend Steine mussten Holzstege angelegt werden © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Einer der 6 Holzbohlenwege in Ausarbeitung © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Das Ergebnis - ein fertiger Holzbohlenweg © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Wegabschnitt vor der Umsetzung © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

... und danach © NSV Verwall-Klostertaler Bergwälder

Erster Meilenstein der Moorrenaturierung

Die umgesetzten Maßnahmen sind Teil weiterer Renaturierungsmaßnahmen, die im Moorkomplex am Langsee in den nächsten Jahren umgesetzt werden sollen. Weiterführende Arbeiten umfassen z. B. ein gezieltes Weidemanagement in Absprache mit den Alpbewirtschaftenden sowie die Bereinigung von weiteren hydrologischen Störstellen.

Europaschutzgebiet Verwall

Fläche:  12.057 ha
Höhe: von 1.160 – 2.912 m. ü. A.
Lage: Vorarlberger Anteil der Verwallgruppe im Montafon und Klostertal

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Verwall

800px-Hypo_Vorarlberg

Das Projekt wurde mit Mitteln der HYPO Vorarlberg Bank und des Naturschutzfonds Vorarlberg realisiert.
Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union.

74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.700 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein großes Dankeschön geht an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne die diese Arbeitseinsätze nicht möglich wären!

Vielfaltertage 2023 - den Goldruten geht es an den Kragen © RM Europaschutzgebiete

Die so genannten „Vielfaltertage“ sind ein fester Bestandteil der jährlichen Aktivitäten des Regionsmanagements Europaschutzgebiete. Dabei geht es um die Pflege oder Neuanlage von naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen unter Mitwirkung freiwilliger Helferinnen und Helfer, die sich aktiv für den Naturschutz einsetzen wollen.

Lebensräume von Menschenhand

Viele wertvolle Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen sind ein wichtiges Kriterium für deren Erhalt. Denn ohne Zutun des Menschen würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zusehends verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Darüber hinaus verdrängen eingeschleppte Pflanzenarten, so genannte invasive Neophyten, die heimische Flora. Auch hier muss nachgeholfen werden, um die heimische Biodiversität zu schützen. Wertvolle und sensible Lebensräume sind durch die intensivere Nutzung der Landschaft aber auch vielerorts verloren gegangen bzw. zurückgedrängt worden. Eine gezielte Anlage solcher Lebensräume sichert den Erhalt von vielen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten.

Die Streuwiesen in Gsieg-Obere Mähder - von ``Hand`` gemacht © RM Europaschutzgebiete

Vielfalt an Lebensräumen, Vielfalt an Maßnahmen      

Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Beseitigung von Neophyten und anderen Problempflanzen wie Springkraut, Goldrute oder Adlerfarn. In den Riedgebieten des Rheintals und im Frastanzer Ried geht es vor allem Springkraut und Goldrute an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Insgesamt wurden im Kalenderjahr 2023 49 Einsätze zur Bekämpfung von Neophyten und Problempflanzen organisiert.

Beherzter Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer in Vorarlbergs Riedgebieten © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertag im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete

Motivierte Helferinnen und Helfer in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete

Vor (links) und nach (rechts) dem Vielfaltertag © RM Europaschutzgebiete

Das Ergebnis kann sich sehen lassen © RM Europaschutzgebiete

Eine andere Maßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von aufkommenden Gehölzen, um den offenen Charakter der Landschaft oder eines speziellen Lebensraums, wie z. B. von Mooren, zu bewahren. Dies kommt auch vielen Bodenbrütern oder dem Neuntöter zugute, die gerne einen guten Überblick über ihr Revier bewahren. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jährlich im Fokus der Vielfaltertage.

Mosaikartiges Schwenden von Alpenrosen für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertag auf der Alpe Gibau © RM Europaschutzgebiete

Im Einsatz für das Birkhuhn im Verwall © RM Europaschutzgebiete

Anlegen von Huderstellen für das Birkhuhn © RM Europaschutzgebiete

Eine ausreichende und köstliche Verpflegung darf natürlich nicht fehlen © RM Europaschutzgebiete

Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern teilweise auch gepflanzt. Dies geschieht, wenn sie einen wichtigen ökologischen Wert, zum Beispiel als Futterpflanzen oder Nistbäume haben. Im Rheindelta können sich dank der Vielfaltertage das Braunkehlchen und der Orpheusspötter über neue Gehölze freuen. Kleingewässer, welche für die heimischen Amphibien eine essentielle Lebensgrundlage darstellen, werden gepflegt oder neu angelegt. In der Bregenzerachschlucht ergänzen neu angelegte Pfützen das Lebensraumangebot für Gelbbauchunken im Gebiet. Im Rheindelta wurden die Brutflosse der Flussseeschwalben wie jedes Jahr gereinigt, und für Fledermäuse wurden Nistkästen aufgehängt.

Verbissschutz für Vogelbeeren im Europaschutzgebiet Verwall © RM Europaschutzgebiete

Neue Lebensräume für die Gelbbauchunke im Europaschutzgebiet Bregenzerachschlucht © RM Europaschutzgebiete

Im Einsatz für die Gelbbauchunke © RM Europaschutzgebiete

Kooperationen und Partner

Betreuung der Brutfloße für Schwarzkopfmöwe und Flussseeschwalbe © RM Europaschutzgebiete

70 und mehr Vielfaltertage organisieren sich nicht von allein. Das Regionsmanagement setzt seit Jahren auf bewährte Partner und Kooperationen, darunter die Ortsgruppen der Naturwacht Vorarlberg, der Naturpark Nagelfluhkette und der Biosphärenpark Großes Walsertal, der Alpenverein Vorarlberg, die MACHWAS-Tage des aha-Jugendinfo Vorarlberg oder das Bergwaldprojekt und viele mehr. Ein großes Dankeschön gebührt den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, Gemeinden und Grundbesitzenden vor Ort, die die Vielfaltertage mit ihrer Fachexpertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause unterstützen. Nicht zuletzt möchten wir uns bei allen freiwilligen und motivierten Helferinnen und Helfern bedanken, die die Vielfaltertage in dieser Form überhaupt ermöglichen. Danke für euren unermüdlichen Einsatz für den Erhalt unserer heimischen Biodiversität!

Kooperation mit den MACHWAS-Tagen des aha Jugendinfo Service. Danke an die HAK Bregenz (2ea) für die Unterstützung im Europaschutzgebiet Roßbündta © RM Europaschutzgebiete

Voller Einsatz der Schülerinnen und Schüler bei den MACHWAS-Tagen im Frastanzer Ried © RM Europaschutzgebiete

Ein herzliches Dankeschön an die 3a des BG Schillerstraße © RM Europaschutzgebiete

Auch mit der Alpenvereinsjugend Montafon konnte erfolgreich Springkraut beseitigt werden © RM Europaschutzgebiete

Ein herzliches Dankeschön an das Team des Schweizer Bergwaldprojekts © RM Europaschutzgebiete

Vielfaltertage 2024 – wann und wo?

Auch im Jahr 2024 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage

Die Seelache, ein trockengefallener ehemaliger Bachlauf mit reichem Röhricht- und Gehölzbestand, ist Teil des Europaschutzgebietes Gsieg-Obere Mähder in Lustenau. Von den größeren Weihern bis hin zu den nur zeitweise wasserführenden Tümpeln finden sich hier eine Vielzahl an Feuchtbiotopen mit überregionaler Bedeutung für unsere heimischen Amphibienarten. So ist in der Seelache nach dem Rheindelta das zweitgrößte Vorkommen des streng geschützten Kammmolchs in Vorarlberg dokumentiert. Nicht zuletzt deshalb hat die Instandhaltung der Biotope im Bereich der Seelache oberste Priorität.

Die Gelbbauchunke ist in vegetationsfreien Tümpeln hervorragend getarnt © RM Europaschutzgebiete

Damit Amphibien sich erfolgreich fortpflanzen können, sind Laichgewässer mit geeigneten Vegetationsstrukturen unabdingbar. An der Seelache finden sich mehr als ein Dutzend Weiher und Tümpel von unterschiedlicher Größe und Ausstattung. Die darin vorkommenden Molcharten Kammmolch, Teichmolch und Bergmolch benötigen Gewässer mit Wasserpflanzen, an deren Blätter sie ihre Eier ablegen können. Gelbbauchunken hingegen bevorzugen Flachgewässer, die vegetationsarm sind und zeitweise sogar trockenfallen. Die Gelbbauchunke besiedelt von Natur aus dynamische Lebensräume in Fluss- oder Bachauen, bei denen aufgrund der natürlichen Überschwemmungsdynamik stetig offene Pionierstandorte zur Verfügung stehen. In unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft sind Flussläufe mit einem natürlichen Abflussregime nur noch vereinzelt vorhanden, weshalb für den Erhalt von Lebensräumen für die Gelbbauchunke vielfach aktiv nachgeholfen werden muss. Hierzu zählt beispielsweise das Entfernen von Ufervegetation oder von Bodengrund. Dabei ist die Gelbbauchunke schon mit wenigen Quadratmeter großen Tümpeln zufrieden und nutzt für die Ablage ihrer kleinen Laichklumpen mitunter auch Vertiefungen in Fahrspuren von Bewirtschaftungswegen.

Habitatpflege in der Praxis

Vollständig mit Goldruten bewachsene oder verlandete Biotope bieten keinen Lebensraum mehr für Amphibien © RM Europaschutzgebiete

Für die Instandhaltung von Feuchtbiotopen ist maschinelle Unterstützung erforderlich © RM Europaschutzgebiete

Bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein mit Mitarbeitern der Marktgemeinde Lustenau wurde von Seiten des Regionsmanagements für das Jahr 2023 die Instandhaltung von vier Feuchtbiotopen vorgeschlagen. Durch eine über mehrere Jahre andauernde Planung und kontinuierliche Umsetzung von Pflegemaßnahmen wird gewährleistet, dass stets Gewässer unterschiedlicher Sukzessionsstadien vorhanden sind und somit die Lebensraumansprüche der verschiedenen Amphibien-Arten entsprechend Berücksichtigung finden. Bereits seit vielen Jahren sind die Mitarbeiter der Marktgemeinde Lustenau wichtige und wertvolle Partner für den Erhalt des Schutzgebietes Gsieg-Obere Mähder. Die notwendigen Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen für die Schutzgüter werden nicht nur positiv mitgetragen und teilweise auch durch die Mitarbeiter des Bauhofes umgesetzt, sondern auch finanziell von der Gemeinde unterstützt. So sind für die anfallenden Kosten der Instandsetzung der Feuchtbiotope im Jahr 2023 zu gleichen Teilen die Marktgemeinde Lustenau und der Vorarlberger Naturschutzfonds aufgekommen. Die Koordination als auch die Einholung der behördlichen Bewilligungen und die Begleitung der Maßnahmen vor Ort erfolgte durch das Regionsmanagement Rheintal. Die Instandhaltung der Feuchtbiotope wurde Mitte Februar 2023 in Angriff genommen. Bei niedrigen Temperaturen und trockenen Witterungsverhältnissen kann trotz Einsatzes eines Baggers auf eine möglichst bodenschonende Umsetzung geachtet werden.

Feuchtbiotope nach Abschluss der Aufwertungsmaßnahmen © RM Europaschutzgebiete

Auch die kleinflächigen Biotope bieten wertvollen Lebensraum © RM Europaschutzgebiete

Im Jänner 2023 führten die Mitarbeiter des Bauhofes Lustenau außerdem entlang des beliebten Spazierweges des Seelachendammes umfassende Gehölzpflegemaßnahmen durch. Dabei stand die Wege- und Sturmsicherung im Vordergrund. Insbesondere vom Eschentriebsterben befallene Bäume entlang des Weges wurden für eine sichere Nutzung der Spazierwege gefällt. Darüber hinaus wurden aber auch lebensraumverbessernde Maßnahmen für Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Insekten umgesetzt, indem Sichtschneisen auf die angrenzenden Streuewiesen freigehalten und anfallendes Astmaterial vor Ort als wertvolle Rückzugsstrukturen aufgeschichtet wurden.

Anfallendes Astmaterial wird vor Ort als Rückzugsstrukturen für Kleinsäuger und Insekten aufgeschichtet © RM Europaschutzgebiete

Durch dieses gemeinsame Engagement der Marktgemeinde Lustenau und des Regionsmanagements konnte im Europaschutzgebiet Obere Mähder bereits zu Jahresbeginn ein besonderes und wichtiges Refugium für seltene Arten aufgewertet werden. Allen Beteiligten und Mitwirkenden gebührt ein großer Dank für die Planung und Umsetzung dieser wertvollen Maßnahmen und den Einsatz für den Schutz dieser bedrohten Tierarten.

Die Biotope im Bereich der Seelache wurden außerdem im Zuge der Landschaftsreinigung mit tatkräftiger Unterstützung von Freiwilligen von unerwünschtem Müll befreit © RM Europaschutzgebiete

Charakteristisch für den Kammmolch ist die gefleckte orange bis gelbe Bauchseite © Daniel Leissing

Bergmolche haben eine ungefleckte, orange Bauchseite. Dieses Männchen trägt gerade seine farbenprächtige Wassertracht © Daniel Leissing

Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder

Fläche: 73,1 ha
Höhe: 410 m. ü. A.
Lage: im nördlichen Rheintal, süd-östlich von Lustenau

Weitere Infos: Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder

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