Wohin es die Störche zieht
Bodensee I Das jährliche Storch-Monitoring am Bodensee und im Rheintal liefert spannende Einblicke in das Zugverhalten der Störche.
Nach dem Aussterben des Weißstorchs in Vorarlberg im 19. Jahrhundert wurden mit diversen Wiederansiedlungsprojekten ab den 1980er Jahren wieder erfolgreiche Bruten in Vorarlberg dokumentiert. Seither hat sich der Bestand ständig erhöht. Dies ist nicht nur den zur Verfügung gestellten Brutmöglichkeiten geschuldet, sondern hat auch damit zu tun, dass durch die Änderung der Bewirtschaftungsweise im Rheintal regelmäßig kurz geschnittene Wiesen für die Nahrungssuche vorhanden sind. Und auch der Klimawandel spielt eine Rolle, führen doch die geringeren Niederschläge im Frühjahr zu immer mehr erfolgreichen Bruten.
Der Storch, als klassischer Zugvogel, eignet sich hervorragend für Forschungsfragen über das Zugverhalten unserer heimischen Vögel. Seit über 10 Jahren werden junge Weißstörche in Vorarlberg in ihren Horsten im Frühsommer beringt. Da sich aus den Ringmeldungen immer wieder interessante Daten ergeben, werden seit 2016 einige Jungstörche zusätzlich mit einem Sender versehen. Die Beringungen erfolgen in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Vogelwarte in Wien, die Besenderung mit dem Max-Plank-Institut und deren Außenstelle der Vogelwarte in Radolfszell. Im vergangenen Jahr konnten so 77 Jungstörche beringt und 8 Weißstörche mit Sendern ausgestattet werden.
Im Jahr 2022 brüteten 88 Storchenpaare in Vorarlberg. Insgesamt wurden 186 Jungtiere flügge, was einem Bruterfolg von 2,11 Jungtieren pro Paar entspricht. Der gute Bruterfolg war eindeutig auf die trockenen Monate April bis Juni zurückzuführen. Im Winter 2021 / 2022 wurden bei koordinierten Winterbestandszählungen gemeinsam mit der Schweiz und Liechtenstein 145 Tiere in der Fußacher Bucht gezählt.
Dass immer mehr Weißstörche den Winter in Vorarlberg verbringen, ist auf mildere Winter und die bessere Verfügbarkeit von Futter zurückzuführen.
Die Rückmeldungen von Ringbeobachtungen und die Satellitendaten über die Flugrouten durch die Sender lieferten spannende Ergebnisse zum Zugverhalten der Störche. So gehören „unsere“ Störche zu den klassischen Westziehern. Das bedeutet, dass sie auf ihrer Zugroute in den Süden entlang der Alpen nach Westen fliegen und dann über Spanien und Gibraltar nach Afrika gelangen. Die weitesten Zugstrecken führen sie dabei bis nach Mali und in den Senegal. Einzelne Störche zeigen jedoch ein vollkommen anderes und zuweilen weniger erfolgreiches Zugverhalten. So verirrte sich der Storch „Alwin“ auf Sizilien, von wo er mehrere erfolglose Überflugversuche über das Mittelmeer nach Tunesien unternahm.
Eine weitere interessante Erkenntnis aus den Senderdaten ist die Tatsache, dass ältere Störche vermehrt den Winter bevorzugt in Vorarlberg verbringen, Jungstörche jedoch ausnahmslos nach Süden ziehen. Ob sich dieser Trend verstärkt oder bei zunehmenden Temperaturen das Zugverhalten ganz eingestellt wird, werden die Ergebnisse der nächsten Jahre zeigen.
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