Regionsmanagement Europaschutzgebiete – Jahresrückblick 2023

Im Jahr 2003 wurden die ersten Europaschutzgebiete in Vorarlberg ausgewiesen. 20 Jahre später sind es bereits 39 Schutzgebiete vom Bodensee bis ins Montafon. Seit 2017 kümmert sich das Regionsmanagement Europaschutzgebiete im Auftrag der Umweltabteilung des Landes Vorarlberg um die Betreuung dieser Naturjuwele, die als Natura 2000-Gebiete international bekannt sind. Im Jubiläumsjahr 2023 konnten erneut zahlreiche spannende Projekte zum Schutz und Erhalt der heimischen Biodiversität umgesetzt werden.

Die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager (v.l.n.r.): Christian Kuehs, Martin Bösch, Petra Häfele, Thomas Kühmayer, Daniel Leissing, Walter Niederer © RM Europaschutzgebiete

Was ist Natura 2000

„Natura 2000“ steht für ein EU-weites Netzwerk aus über 27.000 Schutzgebieten mit dem Ziel, besonders gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu schützen und deren natürliche Lebensräume dauerhaft zu erhalten. Wesentlich für den Erhalt von Auerhuhn, Alpen-Mannstreu, Pfeifengraswiesen & Co ist ein fachliches und regional verankertes Management. Sechs Regionsmanagerinnen und Regionsmanager bilden hierbei eine zentrale Schnittstelle für sämtliche Interessensgruppen in Sachen Natura 2000.

Mit Vernetzung zum Erfolg

Die inatura – Erlebnis Naturschau ist nicht nur Hauptsitz des Regionsmanagements, sondern schafft mit ihren Abteilungen zur Fachberatung, Sammlung und Forschung ein wichtiges Arbeitsumfeld für das Schutzgebietsmanagement. Darüber hinaus wurden mit den beiden Naturschutzvereinen Rheindelta sowie Verwall-Klostertaler Bergwälder bestehende und regional bedeutsame Akteure mit dem Regionsmanagement verbunden. Wesentlich für ein erfolgreiches Schutzgebietsmanagement ist auch der intensive Austausch mit zahlreichen Partnerorganisationen in und außerhalb Vorarlbergs, die sich für Lebensraum- und Artenschutz engagieren oder hierzu Forschung betreiben.

Treffen der Netzwerkpartnerinnen und -partner von ``Naturvielfalt Vorarlberg`` © RM Europaschutzgebiete

Eine Kernaufgabe des Regionsmanagements: Öffentlichkeitsarbeit © RM Europaschutzgebiete

Das Regionsmanagement bedankt sich auch heuer wieder insbesondere bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihren Einsatz in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs sowie bei allen Partnerorganisationen in den Regionen und landesweit für die zahlreichen Kooperationen und gemeinsam durchgeführten Projekte. Unsere Projektpartnerinnen und -partner sind:

Naturvielfalt Vorarlberg, inatura – Erlebnis Naturschau, Naturschutzverein Rheindelta, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Respektiere deine Grenzen, Naturpark Nagelfluhkette, Biosphärenpark Großes Walsertal, Walgau-Wiesen-Wunderwelt, Naturwacht Vorarlberg, BirdLife Vorarlberg, Natur bewusst erleben Kleinwalsertal, Zentrum Naturerlebnis Alpin, Naturverträglicher Bergsport im Montafon, Vbg. Gemeinden, Schweizer Ortsgemeinden, REGIOs, Vorarlberger Waldverein, Vorarlberger Jägerschaft, div. Fachabteilungen des Landes Vorarlberg, div. Forstbetriebe, Museumsvereine, Tourismusverbände und viele mehr…

Was war los im Jahr 2023?  

Die Liste an Aktivitäten und Verantwortlichkeiten des Regionsmanagements wächst von Jahr zu Jahr. Fester Bestandteil der Schutzgebietsbetreuung ist die Beratung und der regelmäßige Austausch mit Gemeinden, Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie Bewirtschaftenden und anderen Partnerinnen und Partnern in den Schutzgebieten. Die Ausarbeitung von fachlichen Grundlagen für die Natura 2000-Gebiete, die Koordination von Grundlagenerhebungen und Monitorings zu den einzelnen Schutzgütern, die Planung und Umsetzung von Pflegemaßnahmen zum Erhalt und Verbesserung der Lebensräume sowie eine breite Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind die Basis eines erfolgreichen Schutzgebietsmanagements.

Das Jahr 2023 in Zahlen

Medien

Medien

32 Berichte für Zeitungen & Gemeindeblätter
18 TV- und Radiobeiträge
54 Social Media Einträge

Exkursionen

Exkursionen

36 Exkursionen
in Kooperation mit unseren
zahlreichen Partnerorganisationen

Schul- und Ferienprogramm

Schul- und Ferienprogramm

119 Exkursionen und Aktivitäten
mit Kindern und Jugendlichen
vom Kindergarten bis zur Oberstufe

Vielfaltertage

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage
485 Freiwillige
1705 Arbeitsstunden

Monitoring

Monitoring

56 Monitoringprojekte
von Kammmolch bis
Alpenschneehuhn

Erhaltungsmaßnahmen

Erhaltungsmaßnahmen

78 Einzelprojekte
zum Schutz- und Erhalt
der Lebensräume

Im Folgenden eine Auswahl der im Jubiläumsjahr 2023 umgesetzten Projekte in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Monitoring und wissenschaftliche Erhebungen.

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.705 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen.

Weitere Infos zu den Vielfaltertagen 2023 finden sich im Projektbericht „Vielfaltertage 2023“

Vielfaltertag in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete

Monitoring und Erhebungen

Im Kalenderjahr 2023 wurden 56 unterschiedliche Monitoringprojekte und wissenschaftliche Erhebungen in den Schutzgebieten umgesetzt. Das Regionsmanagement beteiligte sich im Auftrag der zuständigen Fachabteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarlberg an der Planung, Koordination und Umsetzung dieser Projekte in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen wie z. B. der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien oder dem FH Johanneum in Graz.

Untersuchung xylobionte Käfer im Klostertal 2023 © RM Europaschutzgebiete

Ein Highlight der letzten beiden Jahre war das Forschungsprojekt im Europaschutzgebiet Rohrach, bei dem von der Waldstruktur über Vögel und Käfer bis hin zu Pilzen und Flechten das 50 ha große Naturwaldreservat von Fachexpertinnen und Fachexperten intensiv beforscht wurde.

Erste Ergebnisse und Einblicke in die Forschungspraxis im Europaschutzgebiet Rohrach: Projektbericht Rohrach

Forschung Naturwaldreservat Rohrach © Alto Drones

Neben der Begleitung extern durchgeführter Forschungsprojekte sind die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager auch selbst mit Fernglas, Becherlupe und Reusen unterwegs, um den Zustand der einzelnen Schutzgüter und ihrer Lebensräume regelmäßig zu dokumentieren.

Ein besonderes, regionsübergreifendes Projekt ist die im Jahr 2022 initiierte Haselmaus-Erhebung, die zukünftig in nahezu allen Europaschutzgebieten zur Umsetzung kommen soll. Das Jahr 2023 war jedenfalls mit Erfolg gekrönt, in 6 Schutzgebieten konnten Nachweise dieses nachtaktiven Nagers erbracht werden.

Weiterführende Informationen zu diesem Projekt finden sich im Projektbericht Haselmaus.

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) konnte bisher in 6 Europaschutzgebieten nachgewiesen werden© Rolf Eberhardt

Und auch andere Artengruppen wie gefährdete und geschützte Amphibien (Kammmolch, Gelbbauchunke u. a.), Vögel (Weißstorch, Wiesenbrüter, Neuntöter, Raufußhühner u. a.) oder Pflanzen (Alpen-Mannstreu, Frauenschuh, Bodenseevergissmeinnicht u.a.) werden einem regelmäßigen Monitoring unterzogen. Der aktuelle Zustand einer Art gibt dabei Auskunft über mögliche negative Entwicklungen in einem Gebiet, denen mit geeigneten Managementmaßnahmen frühzeitig entgegengewirkt werden kann.

Als Beispiel für die Vielzahl an unterschiedlichen Erhebungen gibt das Frauenschuh-Monitoring im Europaschutzgebiet Gadental einen guten Einblick in die Monitoring-Praxis. Hier geht es zum Projektbericht

Der Frauenschuh im Gadental © RM Europaschutzgebiete

Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen

Die Ergebnisse von Zustandserhebungen mittels Monitoring sind die Grundlage für die eigentliche Naturschutzarbeit – die Umsetzung von geeigneten Maßnahmen zum Erhalt oder Verbesserung der Lebensräume der Schutzgüter. Im Jahr 2023 konnten 78 Einzelprojekte zur Umsetzung gebracht werden. Die Palette an Maßnahmen reicht von der Beseitigung von Neophyten über Gehölzpflege bis hin zur Anlage von Feuchtbiotopen oder Renaturierung von Mooren.

Reaktivierung der Feuchtbiotope im Bereich der Sponda Weiher in Frastanz © RM Europaschutzgebiete

Verbissschutz für Vogelbeeren © RM Europaschutzgebiete

Die Lebensraumgestaltung für Amphibien steht traditionell ganz oben auf der Liste der Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen. Exemplarisch hierfür zeigt der Projektbericht über die Feuchtbiotope für Gelbbauchunke, Kammmolch und Co im Gebiet der Seelache im Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder, wie aktiv Lebensräume gestaltet werden können.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Detailbericht Feuchtbiotope in der Seelache in Lustenau.

Aufgewertetes Feuchtbiotop im Bereich der Seelache © RM Europaschutzgebiete

Moore sind bekanntlich die besten Kohlenstoffspeicher auf unserem Planeten und unterliegen nicht zuletzt deshalb einem besonderen Schutz. Für den Erhalt dieser sensiblen Lebensräume müssen mögliche negative Einwirkungen durch intensive Nutzung oder Freizeitbetrieb auf ein verträgliches Maß reduziert werden. Mit der Sanierung eines Moor-Wanderweges am Langsee im Europaschutzgebiet Verwall wurde versucht, die Trittbelastung auf den Moorkörper durch Wanderer und Mountainbiker zu reduzieren.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Projektbericht Moor-Wanderwegsanierung Langsee.

Moor-Wegsanierung am Silbertaler Winterjöchle © RM Europaschutzgebiete

Wer mehr über das Regionsmanagement Europaschutzgebiete, die einzelnen Schutzgebiete und die zahlreichen Projekte in den Regionen erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen:

 

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Naturschutzverein Rheindelta
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder