Unter-Überlut
Im Sommer sind die Wiesen von Unter-Überlutt eine wahre Augenweide: Blüten in unterschiedlichsten Farben und die große Vielfalt an Schmetterlingen, Heuschrecken und Wildbienen zeugen von einer enormen Artenfülle.
Bergwiesen – wertvolles Erbe unserer Vorfahren
Ohne Nutzung durch den Menschen wäre Unter-Überlut bewaldet – mit Ausnahme der natürlicherweise gehölzfrei gehaltenen Lawinenstriche. Die bunten Wiesen sind das Ergebnis einer jahrhundertelangen Nutzungsgeschichte. Diese vielfältige Kulturlandschaft kann daher auch nur durch die traditionelle, allerdings oft auch mühevolle Bewirtschaftung erhalten werden.
Noch bis 1951 war Unter-Überlut ganzjährig bewohnt. Das Haus des letzten Siedlers, vermutlich eines der ältesten Walserhäuser im Großen Walsertal, wurde im Lawinenwinter 1954 stark beschädigt und 1985 schließlich abgebrochen. Heute wird Unter-Überlut als Maisäß bewirtschaftet und stellt eine Zwischenstufe zwischen Heimbetrieb und Alpe dar.
Die enorme Artenvielfalt in den Wiesen von Unter-Überlut ist das Ergebnis der traditionellen Wiesennutzung mit ein bis zwei Schnitten pro Jahr.
Die weltweit artenreichsten Lebensräume
Traditionelle Heuwiesen und ungedüngte Magerwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Weltweit gesehen sind Magerwiesen Rekordhalter beim Artenreichtum auf kleinster Fläche. Und davon profitiert die Tierwelt, deren Artenzahl jene der Pflanzen um ein Vielfaches übertrifft. Zu den auffälligsten Insektenarten zählt der scheue Schmetterlingshaft, der nur bei warmem Wetter fliegt. Oft mit einem Schmetterling verwechselt, saugt dieser Netzflügler jedoch keinen Nektar, sondern macht im Flug Jagd auf andere Insekten.
Fakten
Fläche: 23 ha
Höhe: 1.100 bis 1.450 m. ü. A.
Lage: im Großen Walsertal im Gemeindegebiet von Sonntag nordöstlich von Buchboden am Fuß des Zitterklapfens
Natura 2000-Managementregion: Walgau-Großes Walsertal-Arlberg
Erhaltungsziele: AT3420000_Ziele
Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Arten
Die Schutzgüter des Gebietes sind besonders typische und seltene bzw. gefährdete Lebensräume und Arten, für deren Erhalt das Europaschutzgebiet Unter-Überlutt nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurde.
Einige dieser Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Tier- und Pflanzenarten wollen wir Ihnen vorstellen:
Bergmähwiesen
Maßvoll gedüngte Wiesen höherer Lagen sind meist Goldhaferwiesen – die traditionell bewirtschafteten Heuwiesen der Berggebiete. Auffällig ist der violett blühende Wald-Storchschnabel. Die traditionelle Nutzung durch ein bis zwei Schnitte jährlich liefert ein gehaltvolles Bergheu.
Kalkreiche Niedermoore
Die nassen Moore werden für die Gewinnung von Einstreu genutzt. Sie werden nicht gedüngt und einmal im Spätsommer oder Herbst gemäht. Eine andere Nutzung wäre hier auch nur durch Entwässerung möglich. Der Anteil bedrohter Pflanzenarten ist in Streuwiesen besonders hoch. Zu den auffälligsten zählt die hier recht häufige Kopfbinse.
Wiesenvielfalt ist Blumenvielfalt
Unterschiedliche Wiesentypen auf engem Raum sorgen in Unter-Überlut für eine große Blumenvielfalt. Denn jeder Wiesentyp ist – in Abhängigkeit von Standort und Bewirtschaftung – durch eine charakteristische Pflanzengemeinschaft geprägt.
Je nach Wiesentyp zeugen zwischen 40 und 70 verschiedene Pflanzen auf einem Wiesenausschnitt von nur 20 m² von einer enormen Vielfalt.
Hinweise für Gebietsbesuchende
Naturbeobachtung
Mit einem Fernglas lassen sich die seltenen Wildtiere gut beobachten, ohne sie zu stören.
Abfälle und Lärm vermeiden
Lassen Sie keine Abfälle im Gebiet zurück und vermeiden Sie Lärm, der Tiere beunruhigt.
Aussichtspunkt: Genießen sie die Aussicht in das Gadental – ebenfalls ein Europaschutzgebiet
Wegegebot einhalten
Bitte bleiben Sie auf den gekennzeichneten Wegen.
Keine Pflanzen pflücken
Damit sich alle Gebietsbesuchenden an der außergewöhnlichen Blütenpracht erfreuen können, bitte keine Blumen pflücken oder Pflanzenteile entnehmen.
Kontakt
Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Raphaël Hoschek
Jahngasse 9 · 6850 Dornbirn
Tel. +43 (0) 676 833 06 4716 · raphael.hoschek@naturvielfalt.at