Monitoring, Wald

Luchs und Wildkatze sind in die Wälder Vorarlbergs zurückgekehrt

Monitoring-Projekt bestätigt Vorkommen von Luchs und Europäischer Wildkatze in Vorarlberg

Der männliche Luchs B717CH tappt im Rätikon in eine Fotofalle © Daniel Leissing, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft

Die Luchsin HEIA ist eines von zwei bekannten Luchsweibchen, das in Vorarlberg Jungtiere großzieht © Daniel Leissing, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft

Das 2022 geborene Jungtier B1025CH konnte im Rahmen des Luchs-Monitorings im Rätikon nachgewiesen werden © Daniel Leissing, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft

Mittels Lockstock und Fotofallen können Wildkatzen nachgewiesen werden © Daniel Leissing, Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft

Dornbirn (VLK) – Der europäische Luchs wie auch die europäische Wildkatze galten in Vorarlberg als ausgestorben. Ein Monitoring-Projekt im Auftrag des Landes Vorarlberg konnte nun den Nachweis erbringen, dass die beiden höchst seltenen und streng geschützten Arten wieder durch Vorarlbergs Wäldern streifen. Das Monitoring-Projekt dauerte zwei Jahre und wurde in enger Zusammenarbeit mit der Vorarlberger Jägerschaft durchgeführt. Das Ergebnis wurde am Dienstag (16. Jänner) in der inatura in Dornbirn präsentiert.

„Die Rückkehr zweier streng geschützter und vorübergehend als ausgestorben geltender Arten ist ein großer Erfolg für den Artenschutz“, sagt Landesrat Daniel Zadra: „Die Rückkehr der äußerst seltenen und scheuen Waldbewohner Luchs und Wildkatze ist eine große Bereicherung der heimischen Fauna und im Fall der Wildkatze auch eine naturkundliche Sensation. “

„Das Vorkommen von Luchs und Wildkatze in unseren Wäldern wäre ohne den sorgsamen forstlichen Umgang mit unseren Wäldern und ohne eine verantwortungsvolle Jagdwirtschaft nicht möglich“, betont Landesrat Christian Gantner: „Daher gilt insbesondere den JägerInnen ein großer Dank. Die nun vorliegenden Forschungsergebnisse des aktiven Monitorings bestätigen die bisherigen, überwiegend aus der Jägerschaft gemeldeten Hinweise über Luchsvorkommen in Vorarlberg.“

Seit einigen Jahren gab es Hinweise auf das Auftreten des Luchses in Vorarlberg sowie seit 2018 den Hinweis auf Wildkatzen im Dornbirner Berggebiet. Während der Luchs im 19. Jahrhundert ausgerottet worden war, gab es für die Wildkatze nur prähistorische Nachweise für Vorkommen auf Vorarlberger Gebiet. Eine tatsächliche natürliche Rückkehr nach Vorarlberg ist daher vor allem im Falle der Wildkatze eine naturkundliche Sensation.

Das Monitoring im Auftrag des Landes Vorarlberg (Naturschutz und Jagd) erfolgte durch Horst Leitners Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft in enger Zusammenarbeit mit den Zuständigen in den potentiell betroffenen Jagdrevieren. Mittels Fotofallen und Lockstöcken (Holzpflock mit natürlichem, für Katzen attraktivem Duftstoff) wurden über zwei Jahre Nachweise gesammelt und ausgewertet. Während Luchse mittels Fotos erfasst und über ihr Fellmuster individuell identifiziert werden können, werden Wildkatzen nachgewiesen, indem Haare gewonnen und über eine genetische Analyse bestimmt werden. Diese genetische Analyse ist zur eindeutigen Bestimmung notwendig, da die europäische Wildkatze und Hauskatzen optisch nicht immer sicher zu unterscheiden sind.

Extrem scheuer und seltener Waldbewohner zurückgekehrt

Die Europäische Wildkatze zählt zu den seltensten und unbekanntesten heimischen Säugetierarten. Der Wissensstand über die Wildkatze in Österreich ist dürftig. Dies liegt zum einen an ihrer verborgenen Lebensweise, zum anderen an ihrem unauffälligen Aussehen. Für Ungeübte ist die Wildkatze leicht mit einer Hauskatze zu verwechseln. Der Nachweis der Wildkatze ist dementsprechend schwierig.

Im Frühjahr 2022 konnte durch Haarprobe und anschließende Genanalyse schließlich zum ersten Mal eine Wildkatze in Vorarlberg nachgewiesen werden. Insgesamt konnten in den vergangenen beiden Jahren drei verschiedene Wildkatzen bestätigt werden. Dies sind die ersten gesicherten, genetischen Nachweise freilebender Wildkatzen in Vorarlberg. Seither herrscht Gewissheit, dass die europäische Wildkatze wieder in Vorarlberg lebt.

Luchs etabliert sich

Die größere der beiden heimischen wilden Katzenarten, der Luchs, ist mit seinen Pinselohren, dem auffälligen Backenbart und dem gefleckten Fell eindeutig zu erkennen. An Heimlichkeit steht er jedoch der Wildkatze um nichts nach.
Das Luchs-Monitoring zeigt, dass sich der Luchs langsam wieder in Vorarlberg etabliert. Der Hauptbereich der derzeitigen Luchsverbreitung liegt im Rätikon und zieht sich bis ins Montafon. Zudem gibt es im Mellental regelmäßig Luchsnachweise. Auch aus dem Klostertal, das nicht im Monitoring-Gebiet des Projekts liegt, werden Nachweise gemeldet. Im vorangegangenen Luchsjahr 2022–2023 wurden in den Monitoring-Gebieten insgesamt sieben verschiedene selbstständige Luchse nachgewiesen. Auch zwei Jungtiere von zwei verschiedenen Müttern konnten festgestellt werden.

Die Vorarlberger Luchse entstammen der Luchspopulation aus der Nordostschweiz, wo ab dem Jahr 2001 Luchse wiederangesiedelt wurden. In Vorarlberg befindet sich der östliche Ausbreitungsrand dieser Population. Der Bestand ist daher von großer Bedeutung für die weitere Verbreitung und die zukünftige Vernetzung des Luchses mit anderen Teilpopulationen, z. B. mit den Luchsen in der Grenzregion zwischen Italien, Slowenien und Österreich.