Erstmals Wildkatze in Vorarlberg nachgewiesen
Wildökologen vom Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft gelang es erstmals die Europäische Wildkatze in Vorarlberg genetisch nachzuweisen.
Bregenz (VLK) – Im Rahmen eines vom Land Vorarlberg beauftragten Monitoring-Projekts konnte das Büro für Wildökologie und Forstwirtschaft in enger Zusammenarbeit mit Naturschutz und Jägerschaft im Ebnitertal bei Dornbirn und im Frödischtal eine Wildkatze fotografieren. Nach der Analyse einer Haarprobe herrscht Gewissheit: Die Katze, die durch das Dornbirner Berggebiet streift, ist eine Europäische Wildkatze. Dies ist der erste genetische Nachweis einer freilebenden Wildkatze in Vorarlberg. Diese Art galt bisher als ausgestorben oder verschollen. Auch der Luchs etabliert sich in Vorarlberg.
„Die erfolgreiche Rückkehr zweier streng geschützter und vorübergehend als ausgestorben geltender Arten ist ein riesiger Erfolg für den Artenschutz“, freut sich Landesrat Daniel Zadra: „Sie sind eine Bereicherung für die natürliche Tierwelt in unserem Land.“ Vorarlbergs Alpen sind ein wichtiger Lebens- und Arbeitsraum, betont Landesrat Christian Gantner: „Um unserer Alpwirtschaft positive Zukunftsperspektiven zu geben, braucht es ein partnerschaftliches Miteinander und sichere Rahmenbedingungen.“
Weitere Aufnahmen der Wildkatze gelangten Jagdschutzorgan Erich Knappitsch im Ebnitertal. Er hatte seit 2018 mehrfach eine verdächtige Katze mit seiner Wildkamera festgehalten und damit das Wildkatzen-Projekt ins Rollen gebracht. Im Frühjahr 2022 konnte schließlich zum ersten Mal eine Haarprobe einer Katze gewonnen und diese vom Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik genetisch analysiert werden. Seither herrscht Gewissheit: Die Katze, die durch das Dornbirner Berggebiet streift, ist eine Europäische Wildkatze. Genauer gesagt ist es ein Wildkatzenweibchen, das offiziell bestätigt wurde. Daniel Leissing vom Büro für Wildökologie erklärt begeistert: „Dies ist der erste genetische Nachweis einer freilebenden Wildkatze in Vorarlberg. Offiziell gilt die Art bei uns als ausgestorben oder verschollen.“
Rückkehr auf leisen Pfoten
Die Europäische Wildkatze zählt zu den seltensten und unbekanntesten heimischen Säugetierarten. Der Wissensstand über die Wildkatze in Österreich ist dürftig. Dies liegt zum einen an ihrer verborgenen Lebensweise, zum anderen an ihrem unauffälligen Aussehen. Für Ungeübte ist die Wildkatze leicht mit einer Hauskatze zu verwechseln. Der Nachweis der Wildkatze ist dementsprechend schwierig.
Um die heimliche Katze aufzuspüren, arbeiten WildökologInnen mit Wildkameras und Lockstöcken. Ein Lockstock ist ein rauer Holzpflock, der im Waldboden eingeschlagen und mit Baldrian-Tinktur präpariert wird. Während Baldrian auf Menschen beruhigend wirkt, ist er für Katzen das reinste Aphrodisiakum. Eine Wildkatze, die von einem solchen Lockstock angezogen wird, reibt sich an diesem und setzt ihre eigene Duftmarke ab. Dabei bleiben Fellhaare am Stock zurück, die genetisch analysiert werden können. Dies ist notwendig, um eine Wildkatze eindeutig von einer Hauskatze zu unterscheiden. Aufgrund der oftmals ähnlichen Fellzeichnung und vergleichbarer Körpergröße genügt dafür nicht immer ein Foto.
Der Luchs etabliert sich
An seinen Pinselohren, dem auffälligen Backenbart und dem gefleckten Fell ist der Luchs als großer Verwandter der Wildkatze bedeutend einfacher zu erkennen. An Heimlichkeit steht er jedoch der Wildkatze um nichts nach. Auch auf ihn haben es die WildökologInnen beim Aufstellen der Wildkameras abgesehen. Im Zuge des Luchs-Monitorings entstanden im Rätikon, Montafon und Mellental seit vergangenem Herbst insgesamt 53 Fotos von Luchsen. Bei den fotografierten Luchsen handelt es sich um sechs verschiedene Individuen, die hier ihre Kreise ziehen. Wie viele Luchse insgesamt durch Vorarlberg streifen, ist noch unklar.
Personen, die über Nachweise von Luchs oder Wildkatze verfügen, werden gebeten diese an hubert.schatz@vorarlberg.at bzw. an www.wildkatze-in-oesterreich.at zu senden.
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