Vielfaltertage 2024 – gemeinsam für die Naturvielfalt
Die Vielfaltertage 2024 verzeichnen eine beeindruckende Bilanz: 90 Einsatztage, 819 engagierte Freiwillige von Jung bis Alt und insgesamt 2.604 geleistete Arbeitsstunden in zwölf Europaschutzgebieten. Unter der Anleitung der Regionsmanagerinnen und Regionsmanager und mit Unterstützung von Gebietsbetreuenden wurden Neophyten entfernt, Gehölze geschnitten, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen. Ein herzliches Dankeschön an die vielen Beteiligten, durch deren Unterstützung diese wertvollen Pflegemaßnahmen erst ermöglicht werden!
Vielfaltertag im Frastanzer Ried: die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Klaus-Weiler-Fraxern beseitigten fleißig größere Bestände des invasiven Japanknöterichs © RM ESG
Die „Vielfaltertage“ sind ein integraler Bestandteil des jährlichen Programms des Regionsmanagements in den Vorarlberger Europaschutzgebieten. Ziel ist es, durch die Unterstützung freiwilliger Helferinnen und Helfer aktiven Naturschutz zu betreiben, indem wertvolle Lebensräume gepflegt oder wichtige Habitate neu geschaffen werden.
Mit Rechen, Motorsense und viel Ausdauer werden Neophyten entfernt © RM ESG
Auf feuchten bis nassen Standorten kann das in den Berglagen Asiens heimische Drüsige Springkraut dominante Bestände bilden. Motivierte Freiwillige leisten durch das Ausreißen in geschützten Streuwiesen einen wichtigen Beitrag zur Regulierung des Springkrauts © RM ESG
Von Menschen gestaltete Lebensräume
Viele der wertvollen Naturjuwele in Vorarlberg sind Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft. Die regelmäßige Nutzung und Pflege dieser extensiv bewirtschafteten Flächen spielen eine entscheidende Rolle für ihren Erhalt. Ohne Bewirtschaftung würden viele Alpweiden, Streu- und Magerwiesen zunehmend verbuschen, wodurch zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren würden. Zudem verdrängen invasive Neophyten, also eingeschleppte Pflanzenarten, die heimische Flora. Auch hier kann der Schutz der Biodiversität durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden. Durch die intensivere Nutzung der Landschaft sind jedoch vielerorts wertvolle und sensible Lebensräume verloren gegangen oder zurückgedrängt worden. Die gezielte Schaffung solcher Lebensräume ist daher von großer Bedeutung, um den Fortbestand vieler spezialisierter Tier- und Pflanzenarten zu sichern.
Vielfältige Lebensräume, vielfältige Maßnahmen
Ein alljährlicher Schwerpunkt der Vielfaltertage ist die Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen, die sich in extensiv bewirtschafteten Flächen wie Magerwiesen und Streuwiesen oder entlang von Bächen dominant ausbreiten. In den Riedgebieten der Tallagen geht es vor allem dem Springkraut und den Goldruten an den „Kragen“. In den Berglagen macht vielfach der Adlerfarn Probleme, wenn er wertvolle Magerwiesen und Alpflächen überwuchert. Mit 60 Vielfaltertagen wurde ein Großteil der Arbeitseinsätze im Kalenderjahr 2024 der Zurückdrängung von Neophyten und Problempflanzen gewidmet.
Bei vielen Vielfaltertagen wurden Drüsiges Springkraut und Goldrute aus Streuwiesen der Tallagen entfernt © RM ESG
Inmitten der Streuwiesen des Frastanzer Rieds trägt das händische Entfernen von ortsfremden Goldruten zur Förderung der lokalen Artenvielfalt bei © RM ESG
Nicht nur reaktiv, sondern auch präventiv kann die Ausbreitung von invasiven Neophyten und anderen Problempflanzen gehandhabt werden. In der Bregenzerachschlucht wurden Böschungen, die im Zuge der Erneuerung einer Fischaufstiegshilfe entstanden sind, mit standortangepassten Weidenstecklingen bepflanzt. Ziel ist der rasche und flächige Bewuchs mit heimischen Pflanzen, in denen Neophyten bestenfalls gar nicht erst Fuß fassen können.
Eine weitere Pflegemaßnahme ist das gezielte Zurückschneiden von Gehölzen, um den offenen Charakter bestimmter Lebensräume zu bewahren. Dies kommt in den Riedgebieten der Tallagen den gefährdeten Wiesenbrütern wie Großer Brachvogel oder Braunkehlchen zugute, die einen weiten Überblick in ihrem Brutrevier bevorzugen. Auch für den Neuntöter wurden gezielte Maßnahmen in der Brazer Allmein umgesetzt. Diese Vogelart nutzt bevorzugt einzelstehende und dichtwüchsige Gehölze in der halb-offenen Weidelandschaft als Bruthabitat. Ebenso ergeht es dem Birkhuhn, das auf strukturreiche Alpweiden angewiesen ist und bei immer dichter wachsenden Alpenrosengebüschen zunehmend geeignete Lebensräume einbüßt. Das Offenhalten von Alpweideflächen steht deshalb im Europaschutzgebiet Verwall jedes Jahr aufs Neue im Fokus der Vielfaltertage.
Freiwillige helfen tatkräftig beim Schwenden von Alpenrosen mit und erhalten dadurch wertvollen Lebensraum für das Birkhuhn © RM ESG
In den Riedgebieten des Rheintals wird das traditionelle Schneiden von Kopfweiden fortgeführt © RM ESG
Gehölzpflege wird in den Riedgebieten der Tallagen nur in den Wintermonaten durchgeführt © RM ESG
Gehölze werden aber nicht nur zurückgeschnitten, sondern auch gezielt als Futterpflanzen, Sitzwarten oder Nistbäume gepflanzt. Im Rheindelta wurden 2023 bereits im Rahmen von Vielfaltertagen Gehölze wie Hartriegel für Braunkehlchen und Orpheusspötter gesetzt. 2024 wurden die Gehölze betreut und Ausfälle durch Neupflanzungen ersetzt. Nur so kann langfristig garantiert werden, dass passende Lebensräume für diese zum Teil seltenen Vogelarten vorhanden sind.
Darüber hinaus wurden noch weitere wichtige Artenfördermaßnahmen mit vielen fleißigen Händen erfolgreich umgesetzt. Im Rheindelta wurden die Brutfloße der Flussseeschwalben gereinigt und repariert. Für Fledermäuse wurden spezielle Nistkästen instandgesetzt und ausgebracht. Und auch für die Zauneidechsen wurden neue Lebensräume gezielt gefördert. Im Fohramoos konnte durch die Erneuerung eines Holzbohlenweges eine wertvolle Lenkungsmaßnahme verwirklicht werden.
Die Brutfloße für die Flussseeschwalbe müssen regelmäßig in Schuss gehalten werden - auch hier helfen freiwillige Helferinnen und Helfer mit © RM ESG
Die Organisation von 90 Vielfaltertagen ist keine Selbstverständlichkeit. Seit Jahren setzt das Regionsmanagement auf bewährte Partnerschaften und Kooperationen, wie etwa mit den Ortsgruppen der Vorarlberger Naturwacht, der inatura, dem Naturpark Nagelfluhkette, dem Biosphärenpark Großes Walsertal, dem Alpenverein Vorarlberg, den MACHWAS-Tagen der aha-Jugendinfo Vorarlberg oder dem Bergwaldprojekt. Ein herzliches Dankeschön geht an die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer und an die Gemeinden sowie Grundbesitzenden, die mit ihrer Expertise, Arbeitszeit, Materialtransport und Abfallentsorgung oder einer Jause maßgeblich zum Gelingen der Vielfaltertage beitragen. Ganz besonders danken möchten wir allen freiwilligen und engagierten Helferinnen und Helfern, die durch ihren Einsatz den Erfolg der Vielfaltertage erst ermöglichen.
Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz zum Schutz unserer heimischen Biodiversität!
Gemeinsam anpacken und mit Freude in der Natur arbeiten © RM Europaschutzgebiete
Die Gehölzpflege zur Förderung der Lebensräume des Neuntöters in der Brazer Allmein zählt zum jährlichen Fixpunkt in der Region Montafon-Klostertal© RM ESG
Nur durch die tatkräftige Unterstützung von vielen Freiwilligen können die wertvollen Pflegemaßnahmen umgesetzt werden © RM ESG
Vielfaltertage 2025 – wann und wo?
Auch im Jahr 2025 wird wieder eine bunte Palette an Vielfaltertagen angeboten und zum gemeinsamen Schaffen eingeladen. Weitere Infos zu den Terminen finden sich unter www.naturvielfalt.at/vielfaltertage
Text: Raphael Hoschek
Veröffentlichung: 5. März 2025
Das könnte Sie auch interessieren
Regionsmanagement Europaschutzgebiete – Jahresrückblick 2024
Auch im Jahr 2024 konnten vom Team des Regionsmanagements Europaschutzgebiete zahlreiche spannende Projekte umgesetzt werden....
Hydrologisches Monitoring im Fohramoos
Jedes Moor ist einzigartig! So ist auch jedes Moor-Restaurierungsprojekt eine besondere Herausforderung....
Weidemanagement im Europaschutzgebiet Verwall
Wie mit Beweidungsprojekten wertvolle Weideflächen erhalten und gleichzeitig sensible Gebirgslebensräume geschützt werden...