Rohrach

An der Grenze zu Bayern hat der Rickenbach im Rohrach eine tiefe Waldschlucht geschaffen. Obwohl nicht weit vom besiedelten Gebiet entfernt, zählen die urwaldähnlichen Wälder im schwer zugänglichen Gelände zu Recht zu den wildesten und natürlichsten Winkeln Vorarlbergs. Daher wurden beidseits der Staatsgrenze Schutzgebiete ausgewiesen.

© RM Europaschutzgebiete

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Eine eindrucksvolle Waldschlucht
Bis zu 180 m tief hat sich der Rickenbach in die Süßwassermolasse des Pfänderstocks eingegraben. Das schwierige Gelände konnte seit jeher nur wenig genutzt werden. Seit 1992 ist das sehr ursprüngliche Waldgebiet ein Naturwaldreservat, in dem sämtliche Nutzungen unterbleiben – ausgenommen die Jagd.

Abgestorbene Bäume und Teile davon, sogenanntes Totholz, verbleiben damit im Wald. Mit dem erhöhten liegenden und stehenden Totholzanteil kann die Artenvielfalt gesteigert werden und führt damit das Gebiet zu einem besonders natürlichen Zustand heran.

Die Mischwälder sind durch offene Rutschzonen und Nagelfluhbänke reich gegliedert. Bemerkenswert sind die mächtigen Bäume und vor allem der Reichtum an stehendem und liegendem Totholz, wodurch sich das Rohrach von den meisten Wirtschafts­wäldern unterscheidet.

Vielfältige Waldlandschaft
Das Rohrach zeigt die ganze Lebensraumvielfalt einer Waldschlucht der Molassezone: Wüchsige Buchen-Tannenwälder, grasreiche Kiefernwälder, feuchte Eschen- und Grauerlen-Eschenwälder, dunkle Eiben-Buchenwälder; daneben Hangwasseraustritte, offene Felsabbrüche und Rutschflächen dort, wo das verwitterte und durchfeuchtete Gestein abrutscht oder sich langsam hangabwärts bewegt.

Menschliche Eingriffe beschränken sich auf die Bejagung des Rehwilds, damit ein gesunder Wildbestand eine natürliche Waldverjüngung garantiert. Die Bäume können daher alle Phasen eines Baumlebens ungestört durchlaufen, von der Keimung bis zum natürlichen Alterungs- und Absterbeprozess. Die natürliche Entwicklung schafft vielfältige Strukturen für die reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere für die sogenannten Alt- und Totholzbewohner. Auch Spechte und auf Baumhöhlen spezialisierte Fledermäuse profitieren von der natürlichen Waldentwicklung. Weil das Gebiet ungestört bleibt, bietet es auch sensiblen Tierarten idealen Lebensraum.

Alt- und Totholzbewohner profitieren von der natürlichen Waldentwicklung. Hierzu zählen viele Pilze, Moose und Käfer, die dazu beitragen, dass abgestorbene Bäume allmählich zu Humus für die nächste Baumgeneration werden.

Fakten

Fläche: 50 ha
Höhe: 540 bis 720 m. ü. A.
Lage: in den Gemeindegebieten von Hohenweiler und Möggers im nördl. Leiblachtal an der Grenze zu Deutschland
Natura 2000-Managementregion: Bregenzerwald-Kleinwalsertal
Erhaltungsziele: AT3401000 Ziele

Schutzgüter und weitere bemerkenswerte Arten

Die Schutzgüter des Gebietes sind besonders typische und seltene bzw. gefährdete Lebensräume und Arten, für deren Erhalt das Europaschutzgebiet Rohrach nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurde. Einige dieser Schutzgüter wollen wir Ihnen vorstellen:

Buchenmischwälder

Buchen-Tannenwälder und Eiben-Buchenwälder, beide durch die FFH-Richtlinie geschützt, sind im Gegensatz zu den Schluchtwäldern oft sogenannte Hallenwälder mit einem dicht schließenden Kronendach und einem eher spärlichen Strauch- und Krautbewuchs. Der Waldlaubsänger, ein kleiner Singvogel, bevorzugt gerade diese Waldstrukturen.

Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Mit seiner auffallenden Blüte ist der Frauenschuh wohl die prachtvollste heimische Orchidee. Und eine anspruchsvolle Art: Von der Keimung bis zur ersten Blüte können zehn Jahre verstreichen. Lichte Wälder, in denen die Sonnenstrahlen bis zum Boden gelangen, sind die typischen Lebensräume des Frauenschuhs.

Hölzernes Quartier
Im reichen Totholz des Gebietes sucht der Specht nach Nahrung. Die gezimmerten Spechthöhlen dienen auch vielen anderen Tieren als Quartier.

Hinweise für Gebietsbesuchende

Lärm und Abfälle

Vermeiden Sie Lärm, der Tiere beunruhigt, und lassen Sie keine Abfälle im Gebiet zurück.

Wege bitte nicht verlassen

Bitte bleiben Sie auf den Wegen.

Keine Blumen pflücken

Damit sich alle Gebietsbesuchenden an der außergewöhnlichen Blütenpracht erfreuen können, bitte keine Blumen pflücken oder Pflanzenteile entnehmen.

Feuer machen nicht erlaubt

Feuermachen ist im Bereich des Schutzgebiets verboten.

Sensible Tierarten

Im Gebiet leben seltene und sensible Tierarten. Bitte beunruhigen Sie diese nicht unnötig.

Kontakt

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Miriam Simma, MSc. MSc.
Jahngasse 9 · 6850 Dornbirn
Tel. +43 (0) 5572 23235 4717 · miriam.simma@naturvielfalt.at