Respektiere deine Grenzen

Die Naturschönheiten Vorarlbergs sind für jeden zugänglich. Es gibt dabei jedoch Grenzen, die man respektieren muss. Die Vorarlberger Kampagne „Respektiere deine Grenzen” klärt auf. So erfolgreich, dass andere Länder mitmachen.

Respektiere deine Grenzen © christophschoech.com

Der Schnee in Lech ist nun auch schon geschmolzen. Als jedoch eine Gruppe Variantenfahrer aus Deutschland diesen Winter um Anerkennung gierend ihr Video auf Facebook postet, lag er noch hüfthoch im Zuger Tal. Das Video zeigt eine rasante Skiabfahrt durchs Gelände und wie die Gruppe dabei völlig unüberlegt an einer Wildfütterung vorbeifährt. Auf Facebook erntet das Video jedoch nicht nur Anerkennung. Ein Hotelier aus Lech weist die Gedankenlosen sofort zurecht. Er steht ja wirklich nicht im Verdacht, ein Spaßverderber für Skigäste zu sein, kommentiert das Video aber mit: „Respektiere deine Grenzen!”

Klar, diese Episode ist nun auch schon wieder Schnee vom letzten Winter. Aber der Schutz der Wildtiere in sensiblen Zonen vor unbedachten Menschen ist eine Daueraufgabe, vielleicht sogar eine Sisyphusarbeit. Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen, sagte ja schon Albert Camus. Tatsächlich darf man glücklich sein, wie sich die Intitiative „Respektiere deine Grenzen” entwickelt hat. Der stetige Einsatz für die Bedürfnisse der Natur hat viel Unterstützung gefunden: von Fachleuten, Naturbegeisterten, Regierungen und eben Leuten wie dem Lecher Hotelier.

„Respektiere deine Grenzen” wurde 2004 von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen, um Sportbegeisterte und Erholungssuchende in der Natur für die Bedürfnisse von Flora und Fauna zu sensibilisieren. Da dieses Anliegen grenzenlos ist, arbeitet man mittlerweile international. Die Schweiz, Teile Bayerns und verschiedene österreichische Bundesländer haben die Initiative von Vorarlberg übernommen. Im Mittelpunkt von „Respektiere deine Grenzen” stehen Information und Aufklärung. Wer die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen versteht, zeigt normalerweise Respekt vor der Natur und ihren Bewohner.

„Wir merken jedoch zunehmend, dass wir mit ‚Respektiere deine Grenzen’ an unsere Grenzen stoßen”, führt Umweltlandesrat Johannes Rauch aus. „Einerseits müssen wir feststellen, dass Rücksichtnahme und Sensibilität für Naturräume und Wildlebensräume eher abnehmen, gleichzeitig ist wahrnehmbar, dass bloße Appelle und Bewusstseinsbildung nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen.”

Grundsätzlich setzt „Respektiere deine Grenzen” auf Kommunikation in Form von Werbung, PR und konstanter Medienarbeit. Mit deutlichen Hinweistafeln vor Ort in der Natur und Markierungen in Kartenmaterial werden die wichtigsten Schutzzonen entsprechend gekennzeichnet. Bis jetzt galt dabei das Motto: Weniger ist mehr. Umweltlandesrat Rauch setzt weiterhin auf die Einsicht der Menschen. Er macht jedoch auch klar: „Wenn die bewusstseinsbildenden Maßnahmen nicht ausreichen, braucht es eine verstärkte Überwachung sensibler Gebiete, und wo Vernunft alleine nicht genügt, sind eine konsequentere Bestrafung und höhere Bußgelder notwendig.” Bleibt zu hoffen, dass die Appelle an die Vernunft und beherzte Vorbilder wie der postende Hotelier wirken. Es ist ja gar nicht schwer, die Bedürfnisse der bedrohten Pflanzen und Tiere zu respektieren. Schon mit sieben einfachen Verhaltensweisen kann jeder beim täglichen Ringen um den Erhalt von Vorarlbergs Naturvielfalt mithelfen. Vielleicht war Sisyphos ja ein glücklicher Mensch, weil er immer draußen war?

www.respektiere-deine-grenzen.at