Zurück zur Natur - Die Renaturierung von Götzner Moos und Turbastall
Götzner Moos – Sanfter Naturschutz mit schwerem Gerät
Ein intakter Wasserhaushalt ist der entscheidende Faktor in einem Hochmoor. Doch das Götzner Moos verlor durch alte Entwässerungsgräben Wasser und der Torf begann sich zu zersetzen. Teilweise wuchsen dadurch neue Baumbestände heran, die lichtliebende Moorvegetation drohte zu verschwinden.
Im Interreg-Projekt „Nachhaltiges Moormanagement“ konnte der Naturschutzbund gemeinsam mit der Marktgemeinde Götzis sowie der Agrargemeinschaft Götzis die notwendigen Maßnahmen planen. Bei der Umsetzung war Teamarbeit gefragt.
Pflegeeinsatz im Götzner Moos © Georg Amann
Passionierte Holzerinnen und Holzer der Agrargemeinschaft Götzis fällten Anfang 2013 einen Großteil der standortfremden Gehölze im Hochmoor und entlang der Gräben. Als die meterdicke Schneedecke nach dem sehr langen Winter weitgehend abgetaut war, trat der Pflegetrupp des Naturschutzbundes in Aktion. Dieser entfernte kleine Fichten und Sträucher sowie verbliebene Reste der großen Holzarbeiten. Für den Einbau der Stauwehre in die Entwässerungsgräben engagierte der Naturschutzbund eine Firma aus dem Bregenzerwald, die nicht nur ihren bodenschonenden Moorbagger mitbrachte, sondern auch langjährige Erfahrung in der Hochmoorrenaturierung.
Im November 2013 konnten 19 Stauwehre eingebaut werden. Davon enthalten 15 Stauwehre Spundwände aus Weißtannen-Brettern, die die Agrargemeinschaft Götzis dankenswerterweise spendierte. Diese erste Hochmoorrenaturierung Vorarlbergs ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des Götzner Mooses als wertvollem Lebensraum und Naturjuwel.
Quelle: Bianca Burtscher
Einbau der Spundwände im Götzner Moos © Bianca Burtscher
Turbastall – Neues Kleingewässer für alten Torfstich
Man hätte ihn fast vergessen, den alten Torfstich in einem Wald bei Schlins. Denn 60-jährige Fichten versperrten die Sicht auf ein verschilftes Torfstichloch und letzte kleine Wasserflächen. Kaum vorstellbar, wie das einst offene Moor früher ausgesehen haben mag. Ältere Schlinserinnen und Schlinser erinnern sich zumindest an den Torfabbau, der vor 60 Jahren zum Erliegen kam.
Ein neues Moor an alter Stelle
Was über Jahrtausende entstand, lässt sich nur schwer wiederherstellen: Anfang Jänner 2017 wurden mit einem schweren Holzerntegerät die Fichten mit der Seilwinde samt Wurzeln aus dem Boden gezogen. Bei der Durchforstung des Moorwaldes wurden aber die seltenen Schwarzerlen geschont. Dass es so gut geklappt hat, ist der Agrargemeinschaft Schlins zu verdanken.
Turbastall mit Blick nach Westen © Georg Amann
Nun ging es an die Modellierung des Geländes, insbesondere die Schaffung von Tümpeln und das Ausheben eines Moorweihers. Die Baggerarbeiten verursachten immer wieder Nervenkitzel. Was, wenn der Bagger im Morast steckenbleibt oder im Weiher versinkt? Höhepunkt war das Ausheben des Weihers, bei dem sich der Bagger im entstehenden Weiher auf Holzmatratzen wie auf einem Floß bewegen musste.
Mit der Errichtung eines Dammes wurde der Wasserspiegel für den Weiher, die Tümpel und Flachwasserzonen um etwa 30 cm gehoben. Zum Abschluss wurde das Gelände naturnah ausgeformt. Im März erwachte der Turbastall rasch zu neuem Leben. Hunderte Kröten, Frösche und Molche tummelten sich in den neuen Tümpeln, um hier zu laichen. Während Frösche und Kröten in ihre Sommerquartiere abwanderten, konnte man die Bergmolche noch im Sommer in den Tümpeln und Wasserlöchern beobachten.
Turbastall - neuer Weiher im alten Torfstich © Georg Amann
Ab Mai fallen große Schwärme von Kaulquappen auf, die durch natürliche Feinde dezimiert wurden. Junge Ringelnattern konnte man bei der Jagd auf Kaulquappen ebenso beobachten wie Gelbrandkäfer und ihre gefräßigen Larven. Ab Juni zogen Massen von winzigen Kröten an Land, von denen einige zurückkehren werden.
Zur großen Freude ließ sich die bei uns fast ausgestorbene Gelbbauchunke im Turbastall nieder. Immer wieder hörte man ihre melancholischen Unkenrufe.
An sonnigen Tagen von Mai bis Oktober waren die in vielen Farben schillernden Libellen im Flug zu beobachten. 30 Arten konnten schon 2017 nachgewiesen werden. Ein Höhepunkt war die Entdeckung der Großen Moosjungfer, einer Libelle, die in Vorarlberg noch nie zuvor beobachtet wurde.
Quelle: Gemeindeinfo 2017: Jahresrückblick Gemeinde Schlins
Gemeine Winterlibelle © Georg Amann
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