Das „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“ ist mit der Naturschutzarbeit für die Vorarlberger Europaschutzgebiete betraut und blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2024 zurück.

Die Team der Regionsmanagerinnen und Regionsmanager im März 2024 bei einer Exkursion ins Europaschutzgebiet Rohrach © RM ESG

Regionsmanagement Europaschutzgebiete

Unter der Bezeichnung „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“ werden fünf Regionen mit insgesamt 39 Europaschutzgebieten in Vorarlberg zusammengefasst. Sieben Regionsmanagerinnen und Regionsmanager betreuen diese Schutzgebiete in Zusammenarbeit mit Naturschutzexpertinnen und -experten der Landesverwaltung sowie örtlichen Gebietsbetreuenden. Dabei werden gemeinsam mit den verschiedensten Akteurinnen und Akteuren in den Regionen die erforderlichen Maßnahmen zu Erreichung wichtiger EU-Naturschutzziele gesetzt. Die inatura – Erlebnis Naturschau in Dornbirn ist die Drehscheibe für das Team im „Regionsmanagement Europaschutzgebiete“.

Schutzgebietsmanagement und Vernetzung

Die Beratung und der regelmäßige Austausch mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren in den Schutzgebieten, insbesondere Gemeinden, Grundeigentümerinnnen und Grundeigentümer und Bewirtschaftende, stellt eine bedeutende Kernaufgabe für die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager dar. Das Regionsmanagement bringt darüber hinaus sein Fachwissen bei unterschiedlichen Prozessen wie Umsetzungsprojekten, Behördenverfahren oder Verordnungsnovellierungen ein. Zentral ist auch die Erarbeitung von Managementplänen für die Schutzgebiete, in welchen wichtige Maßnahmen für den Erhalt gefährdeter Arten und Lebensräume beschrieben sind. Im Jahr 2024 wurden Managementpläne für die Schutzgebiete „Ifen“, „Bregenzerachschlucht“ und „Frastanzer Ried“ erstellt. Im Rahmen von Stakeholder-Prozessen wird stets eine konsensuale Umsetzung der empfohlenen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen angestrebt.

Der Gebietsbetreuertag führte 2024 auf die Alpe Gues im Verwall und widmete sich dem Thema Lebensraumgestaltung für Raufußhühner © RM ESG

Mitglieder der Naturwachtgruppe Feldkirch packen tatkräftig bei einem Vielfaltertag im Bangser Ried an © RM ESG

Das Regionsmanagement bedankt sich auch heuer wieder insbesondere bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihren Einsatz in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs sowie bei allen Partnerorganisationen in den Regionen und landesweit für die zahlreichen Kooperationen und gemeinsam durchgeführten Projekte. Unsere Projektpartnerinnen und -partner sind:

Naturvielfalt Vorarlberg, inatura – Erlebnis Naturschau, Naturschutzverein Rheindelta, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Respektiere deine Grenzen, Naturpark Nagelfluhkette, Biosphärenpark Großes Walsertal, Walgau-Wiesen-Wunderwelt, Naturwacht Vorarlberg, BirdLife Vorarlberg, Natur bewusst erleben Kleinwalsertal, Zentrum Naturerlebnis Alpin, Naturverträglicher Bergsport im Montafon, Vbg. Gemeinden, Schweizer Ortsgemeinden, REGIOs, Vorarlberger Waldverein, Vorarlberger Jägerschaft, div. Fachabteilungen des Landes Vorarlberg, div. Forstbetriebe, Museumsvereine, Tourismusverbände und viele mehr…

Das Jahr 2024 in Zahlen

Exkursionen

Exkursionen

36 Exkursionen

140 Kinder- und Jugendprogramme
vom Kindergarten bis zur Oberstufe

Monitoring

Monitoring

47 Monitoring-Projekte
und Erhebungen –
vom Frauenschuh bis zum Schneehuhn

Erhaltungs- maßnahmen

Erhaltungsmaßnahmen

62 Einzelprojekte zum Schutz und
Erhalt der Lebensräume

Vielfaltertage

Vielfaltertage

90 Vielfaltertage
819 Teilnehmende
2.604 ehrenamtliche Stunden

Veranstaltungen

Veranstaltungen

16 Vorträge und
Veranstaltungen

Medien

Medien

36 Medienberichte
50 Social Media-Beiträge
6 TV- und Radio-Beiträge

Im Folgenden eine Auswahl der im Jahr 2024 umgesetzten Projekte in den Bereichen Monitoring und wissenschaftliche Erhebungen, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Monitoring und Erhebungen

Im Zentrum der Schutzgebietsbetreuung stehen die gebietsspezifischen Schutzgüter. Das sind besondere Arten oder Lebensräume von europaweiter Bedeutung. Im Rahmen von Monitorings wird die Entwicklung dieser Schutzgüter langfristig beobachtet, um den Handlungsbedarf für deren Erhalt abschätzen zu können. 2024 wurden 47 Monitoringprojekte und wissenschaftliche Erhebungen in den Vorarlberger Europaschutzgebieten durchgeführt. Die Umsetzung dieser Monitoringprojekte erfolgte überwiegend durch die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager. Die Monitorings wurden vorrangig für gefährdete Schutzgüter wie Amphibien (Kammmolch, Gelbbauchunke), Vögel (Neuntöter, Rot- und Schwarzmilan) oder Pflanzen (Alpen-Mannstreu, Frauenschuh) durchgeführt. Aber auch Störungszeiger wie Goldruten in Streuwiesen oder Adlerfarn in Magerwiesen wurden erfasst und dokumentiert.

Nachsuche von Ausschlupflöchern des Alpenbockkäfers in den Klostertaler Bergwäldern © RM ESG

Die Frauenschuh-Bestände werden in den Europaschutzgebieten jedes Jahr erhoben und dokumentiert © RM ESG

Vereinzelt wurden auch abiotischen Faktoren vom Regionsmanagement erfasst und ausgewertet.  Vier Jahre nach einer Moor-Restaurierung im Fohramoos kann anhand der Entwicklungen des Wasserstands im Moor beurteilt werden, ob mit den durchgeführten Grabenschließungen die nötige Stauwirkung und damit eine erfolgreiche Verbesserung des Wasserhaushalts erzielt wurde. Die Daten dafür liefern Messpegel vor Ort, die regelmäßig von der Regionsmanagerin ausgelesen und verarbeitet werden. Mittlerweile dürfen bereits erste Schlüsse über den potenziellen Erfolg des Moor-Restaurierungs-Projektes im Fohramoos gezogen werden!

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Hydrologisches Monitoring im Fohramoos“.

Luftbildaufnahme nach erfolgreichem Einbau der Spundwände in einem Schlitzgrabensystem im südlichen Teil des Moores © UMG Umweltbüro Grabher

Bei weiteren extern beauftragten Projekten und Untersuchungen wie die Birkhuhn-Zählung der Vorarlberger Jägerschaft, Erhebungen zum Farmland-Bird-Index von BirdLife oder das internationale Bartgeier-Monitoring hat das Regionsmanagement mitgewirkt.

Weiterführende Informatione über die Teilnahme am Internationalen Bartgeiermonitoring finden Sie im Bericht „Bartgeier“.

Bartgeier-Monitoring in Vorarlberg © Thomas Hennerbichler

Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen

Von den Ergebnissen solcher Zustandserhebungen mittels Monitorings oder aus Fachgrundlagen wie Managementplänen leiten sich Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen ab, deren Umsetzung Kern der eigentlichen Naturschutzarbeit darstellen. Im Jahr 2024 konnten 62 konkrete Schutzmaßnahmen zum Erhalt oder zur Verbesserung von Lebensräumen und Arten zur Umsetzung gebracht werden. Die Bandbreite an Maßnahmen ist vielseitig und reicht von Lebensraumverbesserungen für Wiesenbrüter, der Anlage von Feuchtbiotopen für Amphibien, dem Anbringen von Nisthilfen für Fledermäuse oder Dohlen bis hin zur Stauung von Entwässerungsgräben in Mooren und Besucherlenkungsmaßnahmen in besonders sensiblen Gebietsteilen. Die Umsetzungen werden von Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, Naturwachtmitgliedern, Bauhofmitarbeitern, Gemeinden und Vereinen tatkräftig unterstützt.

Im Europaschutzgebiet Verwall werden mit unterschiedlichen Beweidungsprojekten wertvolle Gebirgslebensräume geschützt und erhalten. Für ein erfolgreiches Weidemanagement in besonders sensiblen Lebensräumen wie Mooren ist eine gute Zusammenarbeit mit den Alpbewirtschaftenden von enormer Bedeutung.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Weidemanagement im Europaschutzgebiet Verwall“.

Beweidungsprojekt im Europaschutzgebiet Verwall © RM ESG

Im Frastanzer Ried wurden mit den Moordetektiven der Mittelschule und mit Unterstützung der Marktgemeinde Frastanz zwei Teichbecken als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut. Bereits wenige Wochen später konnten die Schülerinnen und Schüler die ersten Individuen entdecken! Eine erfolgreiche Fortpflanzung dieser gefährdeten Amphibienart im Schutzgebiet Frastanzer Ried konnte somit erstmals wieder nachgewiesen werden.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Amphibien schützen – durch Monitoring, Schaffung und Pflege ihrer Lebensräume“.

Die Gelbbauchunke ist am schlammigen Grund perfekt getarnt, schwimmend kann man sie aber gut erkennen © RM ESG

Auch außerhalb der Europaschutzgebiete setzt sich das Regionsmanagement für Artenschutz und Lebensraumvernetzung ein. 2024 konnte ein Schweizer Artenförderprojekt für die Dohle (Coloeus monedula) erfolgreich in Vorarlberg begonnen werden. Sowohl am Hängenden Stein in Nüziders als auch am Schlosshügel in Koblach wurden Nistkästen in den Felswänden befestigt. Für die sorgsame Umsetzung dieser herausfordernden Arbeiten im Fels durfte BirdLife und das Regionsmanagement auf die Unterstützung und Kooperation mehrerer Partner zählen, u.a. der Bergrettung Hohenems.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Nisthöhlen für die Dohle“.

Die Bergrettung Hohenems befestigt die ersten 13,5 kg schweren Dohlen-Nisthöhlen aus langlebigem Holzbeton an der Felswand © RM ESG

Leuchtturmprojekt „Vielfaltertage“

Die „Vielfaltertage“ sind ein fester Bestandteil der jährlichen Aktivitäten des Regionsmanagements. Bei zahlreichen Arbeitseinsätzen in Schutzgebieten wurden mit der Unterstützung von Freiwilligen Neophyten wie Goldruten und Springkraut ausgerissen, Gehölze zurückgeschnitten, Uferbereiche gereinigt, Brutfloße repariert und Holzbohlenwege in Mooren erneuert.

90 Vielfaltertage mit 819 Freiwilligen, davon 233 Kinder und Jugendliche, und 2.604 ehrenamtliche Arbeitsstunden in zwölf Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage im Jahr 2024. Dank des Engagements zahlreicher Freiwilliger wurde damit ein außerordentlich wichtiger Beitrag für den Schutz und die Pflege unserer Natur- und Kulturlandschaft geleistet.

Weiterführende Informationen finden Sie im Bericht „Vielfaltertage 2024 – gemeinsam für die Natur anpacken“.

Freiwillige helfen tatkräftig beim Schwenden von Alpenrosen mit und erhalten dadurch wertvollen Lebensraum für das Birkhuhn © RM ESG

Öffentlichkeitsarbeit

Im Rahmen von Artikeln in Gemeindeblättern, Interviews in Radio und Fernsehen sowie Fachvorträgen und Informationsständen z.B. „Lange Nacht der Forschung“ wurden der Bevölkerung wissenswerte Einblicke in die Europaschutzgebiete geboten. Beiträge auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen sowie auf der Homepage www.naturvielfalt.at in Form von Berichten und Veranstaltungsankündigungen runden das Angebot für die breite Öffentlichkeit ab. Ein besonderer Fokus wird auf die Naturvermittlung direkt in den Schutzgebieten gelegt: Auf 35 Exkursionen boten die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager Interessierten einen weitgefächerten Einblick zu den heimischen Naturschätzen an. Mit 140 Führungen wurde darüber hinaus ein buntes Kinder- und Jugendprogramm über das gesamte Jahr hinweg absolviert, wodurch bereits bei den Kleinsten die Begeisterung für die Natur vor unserer Haustüre geweckt wird.

Einblick in die Europaschutzgebieten bei der „Langen Nacht der Forschung“ © Michael Nussbaumer

Spannendes Kinderprogramm bei einer Veranstaltung im Silbertal © RM ESG

Mit tatkräftiger Unterstützung der Offenen Jugendarbeit Klostertal wurden Nistkästen für den Raufußkauz erstellt und aufgehängt © RM ESG

Exkursion mit den Gewinnern des inatura Pub-Quiz ins Europaschutzgebiet Übersaxen-Satteins © RM ESG

Bei den „Ferienfaxn Übersaxen“ waren schon die Kleinsten Igel, Eichhörnchen und Mäusen auf der Spur © RM ESG

Viele interessierte Naturbegeisterte nahmen an der inatura-Exkursion des Regionsmanagements in das Bangser Ried in Feldkirch teil © RM ESG

Wer mehr über das Regionsmanagement Europaschutzgebiete, die einzelnen Schutzgebiete und die zahlreichen Projekte in den Regionen erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen:

 

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Naturschutzverein Rheindelta
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

Text: Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Veröffentlichung: 5. März 2025

Im Jahr 2024 waren die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager kräftig für den Amphibienschutz tätig. Das Regionsmanagement führte wissenschaftliche Erhebungen zu ausgewählten Amphibienarten durch. Dadurch kann die Population in einem Schutzgebiet über die Jahre hinweg beobachtet werden, wodurch Bestandsschwankungen sichtbar werden. Um den Arten zusätzlich „unter die Arme zu greifen“ und ihren Lebensraum zu sichern, wurden mehrere Instandhaltungsmaßnahmen an Biotopen oder Neuanlagen von Kleingewässern durchgeführt.

Die nur etwa 3,5 bis 5 cm große Gelbbauchunke erkennt man durch ihre herzförmigen Pupillen und den gelbfleckigen Bauch © RM ESG

Kammmolch-Monitoring

Rheintal | Alle drei Jahre werden in den Vorarlberger Europaschutzgebieten die nach FFH-Richtlinie geschützten Amphibienarten Kammmolch (Triturus cristatus) und Gelbbauchunke (Bombina variegata) erhoben. In Vorarlberg befindet sich abseits des Rheindeltas das bedeutendste Kammmolch-Vorkommen in der Oberen Mähder bei Lustenau. Ein ehemaliger Nebenarm des Alpenrheins beherbergt heute eine Vielzahl an Kleingewässern, die sogenannten Seelachenbiotope. Mit Hilfe von Reusen, welche am Abend in das Gewässer eingebracht und am nächsten Morgen kontrolliert wurden, konnten insgesamt 159 Kammmolch-Individuen nachgewiesen werden. Die Erhebungen wurden Anfang Mai während der Paarungszeit durchgeführt, da die Kammmolche zu dieser Zeit recht aktiv und mobil sind und somit häufiger in die Reusen gelangen.

Seelachenbiotope – Die verkrauteten Gewässer beherbergen eine Vielzahl an Tierarten. Nur bei zu starkem Pflanzenwachstum müssen sie geräumt werden<br /> © RM ESG

Kammmolch-Monitoring mittels Reusen: Am Morgen werden die Reusen kontrolliert und die Molche wieder zurück gesetzt © RM ESG

Auendynamik durch Menschenhand

Rheintal | An den oben beschriebenen Seelachenbiotopen wurden im Februar 2024 Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Durch Laubeintrag, Pflanzenwachstum etc. verlanden die Gewässer mit der Zeit. In natürlichen Flussauen würden durch dynamische Prozesse stetig neue Kleingewässer entstehen. Aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen finden diese Prozesse in den Vorarlberger Tallagen kaum mehr statt. Der Mensch kann aber durch gezielte Pflegemaßnahmen diese Prozesse imitieren. So wurden von den 20 Gewässern am Seelachendamm insgesamt sechs mittels Bagger und Mähkorb geräumt. Ein Teil der Schlammsohle bleibt erhalten, überschüssiges Pflanzenmaterial wird jedoch entfernt. Der nächste Eingriff wird erst bei entsprechender Verlandung wieder notwendig sein. In den angrenzenden Streuwiesen der Oberen Mähder wurde zudem ein Graben abgeflacht und ökologisch aufgewertet. Ein großer Dank gilt der Marktgemeinde Lustenau, welche als Eigentümerin der Flächen und mit ihren Bauhofmitarbeitern die Maßnahmen durchgeführt hat.

Vom Bauhof Lustenau aufgewerteter Graben in der Oberen Mähder © RM ESG

Das Kammmolchmännchen bildet in der Paarungszeit einen gezähnten Rückenkamm aus © Die-nATurknipser

Die Gelbbauchunke erobert sich ihren Lebensraum zurück

Walgau | Es ist soweit: Die Gelbbauchunke ist wieder in die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried zurückgekehrt. Seit 2022 wurden für die sechs nachgewiesenen Amphibienarten in den Sponda-Weihern sukzessive Lebensraum verbessernde Maßnahmen umgesetzt, die nun auch kleine Laichbecken für die Gelbbauchunke umfassen. Um die ehemals „große bis sehr große Population“ der europaweit streng geschützten Art war es in den letzten beiden Jahrzehnten ruhig geworden. Gemeinsam mit den Moordetektiven der Mittelschule und mit Unterstützung der Marktgemeinde Frastanz konnten zwei Teichbecken als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut werden. Binnen drei Wochen konnten die ersten Unken am „Pool“ gesichtet und von den Schülerinnen und Schülern der Mittelschule bestaunt werden. Eine erfolgreiche Reproduktion der Art über Frühling und Sommer unterstreicht die Notwendigkeit von fischfreien Laichgewässern für die Unke.

Die Sponda-Weiher im Frastanzer Ried bieten sechs von zehn heimischen Amphibienarten einen Lebensraum @ Gerlinde Wiederin

„Hands-on“ hieß es für die Moordetektive der NMS Frastanz bei der Anlage von Laichgewässern für die Gelbbauchunke im Frastanzer Ried @ Gerlinde Wiederin

Viel Begeisterung und Interesse für unsere Amphibien brachten die Schülerinnen und Schüler der NMS Frastanz im Freifach „Moordetektive“ mit @ Gerlinde Wiederin

Im Frastanzer Ried wurden zwei Teichbecken zusätzlich zu den zwei großen Sponda-Weihern als Laichgewässer für die Gelbbauchunke eingebaut © RM ESG

Sekundärer Lebensraum für die Gelbbauchunke

Bregenzerwald / Rheintal / Bodensee | Gelbbauchunken sind ursprünglich Bewohner von natürlichen Flussauen, in welchen die Dynamik des Flusssystems die Entstehung von temporären Gewässern fördert. Heutzutage weichen die Unken auf unterschiedliche, meist vegetationsarme Kleingewässer aus, welche oft durch Menschenhand geschaffen wurden. So befindet sich auf der alten Wälderbahntrasse zwischen Bregenz und Bozenau ein durchaus bedeutendes Vorkommen der Gelbbauchunke. In Tümpeln, welche teilweise direkt auf der Trasse oder auch in den Entwässerungsgräben der Trasse entstehen, finden sich jedes Frühjahr dutzende Gelbbauchunken zur Fortpflanzung ein. Neben Erhebungen wurden 2024 mehrere verlandete Biotope freigeräumt, sodass sie für die Gelbbauchunken wieder nutzbar sind.

Gelbbauchunkentümpel auf der alten Wälderbahntrasse in der Bregenzerachschlucht © RM ESG

In Bangs-Matschels werden Fahrspuren auf Bewirtschaftungswegen von unserer heimischen Unke besiedelt. Unbefestigte Wege werden in unserer Landschaft immer seltener. In der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs werden diese daher schon als gefährdet eingestuft. Um das Angebot an geeigneten Gewässern zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren zusätzlich Biotopkomplexe angelegt, welche auch erfolgreich von der Gelbbauchunke besiedelt werden. Bei den Erhebungen 2024 in Bangs-Matschels konnten an einem Tag 33 adulte Gelbbauchunken und Jungtiere sowie etliche Laichballen und Kaulquappen nachgewiesen werden.

Das Rheindelta beherbergt ein bedeutendes Gelbbauchunken-Vorkommen. Mit der Anlage und Pflege von Kleingewässern werden auch hier Lebensräume für die Gelbbauchunke geschaffen. 2024 wurden in Zusammenarbeit mit dem Motorboot-Segelsportverein Schwedenschanze mehrere Tümpel gepflegt und reaktiviert.

Solche temporär Wasser führende Tümpel in Fahrspuren werden von der Gelbbauchunke gerne als Fortpflanzungsbiotop angenommen © RM ESG

Die Eier werden in der Regel in kleinen Laichklumpen (meist 10-20 Eier) an Grashalmen oder ähnlichen Strukturen befestigt © RM ESG

Amphibien sind eine heutzutage stark bedrohte Tiergruppe. Durch Monitoring und Umsetzung von Lebensraum verbessernden Maßnahmen kann dem Rückgang der Amphibien entgegengesteuert werden. Ziel des Regionsmanagements ist es, einen positiven Populationstrend in den Europaschutzgebieten durch die umgesetzten Maßnahmen in den kommenden Jahren zu erreichen.

Text: Romana Steinparzer, Thomas Kühmayer
Veröffentlichung: 5. März 2025

Im Jahr 2003 wurden die ersten Europaschutzgebiete in Vorarlberg ausgewiesen. 20 Jahre später sind es bereits 39 Schutzgebiete vom Bodensee bis ins Montafon. Seit 2017 kümmert sich das Regionsmanagement Europaschutzgebiete im Auftrag der Umweltabteilung des Landes Vorarlberg um die Betreuung dieser Naturjuwele, die als Natura 2000-Gebiete international bekannt sind. Im Jubiläumsjahr 2023 konnten erneut zahlreiche spannende Projekte zum Schutz und Erhalt der heimischen Biodiversität umgesetzt werden.

Die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager (v.l.n.r.): Christian Kuehs, Martin Bösch, Petra Häfele, Thomas Kühmayer, Daniel Leissing, Walter Niederer © RM Europaschutzgebiete

Was ist Natura 2000

„Natura 2000“ steht für ein EU-weites Netzwerk aus über 27.000 Schutzgebieten mit dem Ziel, besonders gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu schützen und deren natürliche Lebensräume dauerhaft zu erhalten. Wesentlich für den Erhalt von Auerhuhn, Alpen-Mannstreu, Pfeifengraswiesen & Co ist ein fachliches und regional verankertes Management. Sechs Regionsmanagerinnen und Regionsmanager bilden hierbei eine zentrale Schnittstelle für sämtliche Interessensgruppen in Sachen Natura 2000.

Mit Vernetzung zum Erfolg

Die inatura – Erlebnis Naturschau ist nicht nur Hauptsitz des Regionsmanagements, sondern schafft mit ihren Abteilungen zur Fachberatung, Sammlung und Forschung ein wichtiges Arbeitsumfeld für das Schutzgebietsmanagement. Darüber hinaus wurden mit den beiden Naturschutzvereinen Rheindelta sowie Verwall-Klostertaler Bergwälder bestehende und regional bedeutsame Akteure mit dem Regionsmanagement verbunden. Wesentlich für ein erfolgreiches Schutzgebietsmanagement ist auch der intensive Austausch mit zahlreichen Partnerorganisationen in und außerhalb Vorarlbergs, die sich für Lebensraum- und Artenschutz engagieren oder hierzu Forschung betreiben.

Treffen der Netzwerkpartnerinnen und -partner von ``Naturvielfalt Vorarlberg`` © RM Europaschutzgebiete

Eine Kernaufgabe des Regionsmanagements: Öffentlichkeitsarbeit © RM Europaschutzgebiete

Das Regionsmanagement bedankt sich auch heuer wieder insbesondere bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihren Einsatz in den Europaschutzgebieten Vorarlbergs sowie bei allen Partnerorganisationen in den Regionen und landesweit für die zahlreichen Kooperationen und gemeinsam durchgeführten Projekte. Unsere Projektpartnerinnen und -partner sind:

Naturvielfalt Vorarlberg, inatura – Erlebnis Naturschau, Naturschutzverein Rheindelta, Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder, Respektiere deine Grenzen, Naturpark Nagelfluhkette, Biosphärenpark Großes Walsertal, Walgau-Wiesen-Wunderwelt, Naturwacht Vorarlberg, BirdLife Vorarlberg, Natur bewusst erleben Kleinwalsertal, Zentrum Naturerlebnis Alpin, Naturverträglicher Bergsport im Montafon, Vbg. Gemeinden, Schweizer Ortsgemeinden, REGIOs, Vorarlberger Waldverein, Vorarlberger Jägerschaft, div. Fachabteilungen des Landes Vorarlberg, div. Forstbetriebe, Museumsvereine, Tourismusverbände und viele mehr…

Was war los im Jahr 2023?  

Die Liste an Aktivitäten und Verantwortlichkeiten des Regionsmanagements wächst von Jahr zu Jahr. Fester Bestandteil der Schutzgebietsbetreuung ist die Beratung und der regelmäßige Austausch mit Gemeinden, Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie Bewirtschaftenden und anderen Partnerinnen und Partnern in den Schutzgebieten. Die Ausarbeitung von fachlichen Grundlagen für die Natura 2000-Gebiete, die Koordination von Grundlagenerhebungen und Monitorings zu den einzelnen Schutzgütern, die Planung und Umsetzung von Pflegemaßnahmen zum Erhalt und Verbesserung der Lebensräume sowie eine breite Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind die Basis eines erfolgreichen Schutzgebietsmanagements.

Das Jahr 2023 in Zahlen

Medien

Medien

32 Berichte für Zeitungen & Gemeindeblätter
18 TV- und Radiobeiträge
54 Social Media Einträge

Exkursionen

Exkursionen

36 Exkursionen
in Kooperation mit unseren
zahlreichen Partnerorganisationen

Schul- und Ferienprogramm

Schul- und Ferienprogramm

119 Exkursionen und Aktivitäten
mit Kindern und Jugendlichen
vom Kindergarten bis zur Oberstufe

Vielfaltertage

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage
485 Freiwillige
1705 Arbeitsstunden

Monitoring

Monitoring

56 Monitoringprojekte
von Kammmolch bis
Alpenschneehuhn

Erhaltungsmaßnahmen

Erhaltungsmaßnahmen

78 Einzelprojekte
zum Schutz- und Erhalt
der Lebensräume

Im Folgenden eine Auswahl der im Jubiläumsjahr 2023 umgesetzten Projekte in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen sowie Monitoring und wissenschaftliche Erhebungen.

Vielfaltertage

74 Vielfaltertage, 485 teilnehmende Freiwillige und 1.705 Arbeitsstunden in 12 Europaschutzgebieten – das ist die beeindruckende Bilanz der Vielfaltertage 2023. Unter Anleitung der Gebietsbetreuenden und des Regionsmanagements Europaschutzgebiete wurden Neophyten ausgerupft, Gehölze zurückgedrängt, Biotope instandgesetzt und neue Lebensräume geschaffen.

Weitere Infos zu den Vielfaltertagen 2023 finden sich im Projektbericht „Vielfaltertage 2023“

Vielfaltertag in Bangs-Matschels © RM Europaschutzgebiete

Monitoring und Erhebungen

Im Kalenderjahr 2023 wurden 56 unterschiedliche Monitoringprojekte und wissenschaftliche Erhebungen in den Schutzgebieten umgesetzt. Das Regionsmanagement beteiligte sich im Auftrag der zuständigen Fachabteilung Umwelt- und Klimaschutz des Landes Vorarlberg an der Planung, Koordination und Umsetzung dieser Projekte in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen wie z. B. der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien oder dem FH Johanneum in Graz.

Untersuchung xylobionte Käfer im Klostertal 2023 © RM Europaschutzgebiete

Ein Highlight der letzten beiden Jahre war das Forschungsprojekt im Europaschutzgebiet Rohrach, bei dem von der Waldstruktur über Vögel und Käfer bis hin zu Pilzen und Flechten das 50 ha große Naturwaldreservat von Fachexpertinnen und Fachexperten intensiv beforscht wurde.

Erste Ergebnisse und Einblicke in die Forschungspraxis im Europaschutzgebiet Rohrach: Projektbericht Rohrach

Forschung Naturwaldreservat Rohrach © Alto Drones

Neben der Begleitung extern durchgeführter Forschungsprojekte sind die Regionsmanagerinnen und Regionsmanager auch selbst mit Fernglas, Becherlupe und Reusen unterwegs, um den Zustand der einzelnen Schutzgüter und ihrer Lebensräume regelmäßig zu dokumentieren.

Ein besonderes, regionsübergreifendes Projekt ist die im Jahr 2022 initiierte Haselmaus-Erhebung, die zukünftig in nahezu allen Europaschutzgebieten zur Umsetzung kommen soll. Das Jahr 2023 war jedenfalls mit Erfolg gekrönt, in 6 Schutzgebieten konnten Nachweise dieses nachtaktiven Nagers erbracht werden.

Weiterführende Informationen zu diesem Projekt finden sich im Projektbericht Haselmaus.

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) konnte bisher in 6 Europaschutzgebieten nachgewiesen werden© Rolf Eberhardt

Und auch andere Artengruppen wie gefährdete und geschützte Amphibien (Kammmolch, Gelbbauchunke u. a.), Vögel (Weißstorch, Wiesenbrüter, Neuntöter, Raufußhühner u. a.) oder Pflanzen (Alpen-Mannstreu, Frauenschuh, Bodenseevergissmeinnicht u.a.) werden einem regelmäßigen Monitoring unterzogen. Der aktuelle Zustand einer Art gibt dabei Auskunft über mögliche negative Entwicklungen in einem Gebiet, denen mit geeigneten Managementmaßnahmen frühzeitig entgegengewirkt werden kann.

Als Beispiel für die Vielzahl an unterschiedlichen Erhebungen gibt das Frauenschuh-Monitoring im Europaschutzgebiet Gadental einen guten Einblick in die Monitoring-Praxis. Hier geht es zum Projektbericht

Der Frauenschuh im Gadental © RM Europaschutzgebiete

Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen

Die Ergebnisse von Zustandserhebungen mittels Monitoring sind die Grundlage für die eigentliche Naturschutzarbeit – die Umsetzung von geeigneten Maßnahmen zum Erhalt oder Verbesserung der Lebensräume der Schutzgüter. Im Jahr 2023 konnten 78 Einzelprojekte zur Umsetzung gebracht werden. Die Palette an Maßnahmen reicht von der Beseitigung von Neophyten über Gehölzpflege bis hin zur Anlage von Feuchtbiotopen oder Renaturierung von Mooren.

Reaktivierung der Feuchtbiotope im Bereich der Sponda Weiher in Frastanz © RM Europaschutzgebiete

Verbissschutz für Vogelbeeren © RM Europaschutzgebiete

Die Lebensraumgestaltung für Amphibien steht traditionell ganz oben auf der Liste der Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen. Exemplarisch hierfür zeigt der Projektbericht über die Feuchtbiotope für Gelbbauchunke, Kammmolch und Co im Gebiet der Seelache im Europaschutzgebiet Gsieg-Obere Mähder, wie aktiv Lebensräume gestaltet werden können.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Detailbericht Feuchtbiotope in der Seelache in Lustenau.

Aufgewertetes Feuchtbiotop im Bereich der Seelache © RM Europaschutzgebiete

Moore sind bekanntlich die besten Kohlenstoffspeicher auf unserem Planeten und unterliegen nicht zuletzt deshalb einem besonderen Schutz. Für den Erhalt dieser sensiblen Lebensräume müssen mögliche negative Einwirkungen durch intensive Nutzung oder Freizeitbetrieb auf ein verträgliches Maß reduziert werden. Mit der Sanierung eines Moor-Wanderweges am Langsee im Europaschutzgebiet Verwall wurde versucht, die Trittbelastung auf den Moorkörper durch Wanderer und Mountainbiker zu reduzieren.

Weiterführende Infos zum Projekt finden sich im Projektbericht Moor-Wanderwegsanierung Langsee.

Moor-Wegsanierung am Silbertaler Winterjöchle © RM Europaschutzgebiete

Wer mehr über das Regionsmanagement Europaschutzgebiete, die einzelnen Schutzgebiete und die zahlreichen Projekte in den Regionen erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen:

 

Regionsmanagement Europaschutzgebiete
Naturschutzverein Rheindelta
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder

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